Experte von der Initiative "Nicht bei Mir!": „Investition in Einbruchsschutz lohnt sich“

Exakt 1843 Wohnungseinbrüche ereigneten sich 2018 in der Stadt Leipzig, etwa fünf pro Tag. Um die Menschen für besseren Einbruchsschutz zu sensibilisieren, ist die Leipziger Polizei seit vielen Jahren mit ihrer kostenlosen Expertenberatung aktiv. Ergänzend dazu haben bundesweit die Verbände der Sicherheitswirtschaft gemeinsam mit der Polizei eine Aufklärungskampagne zum Schutz von Bürgern und Gewerbetreibenden gestartet. Unter dem Motto „Nicht bei mir!“ - Initiative für aktiven Einbruchschutz weisen die Initiatoren auf Sicherheitslücken in Haus, Wohnung und Büro hin, informieren über wirksame Vorsichtsmaßnahmen und zeigen, wo man individuelle Beratung bekommen kann. Die LVZ sprach mit dem Vorsitzenden Helmut Rieche (83). Herr Rieche, trotz eines Rückgangs der Fallzahlen beispielsweise in Leipzig gibt es nach wie vor etliche Einbrüche. Wird es den Tätern noch immer zu leicht gemacht? Helmut Rieche: Wir beobachten, dass das Bewusstsein vieler Menschen für Einbruchsschutz wächst. Auch deshalb ist die Zahl der erfolglosen Einbruchsversuche in den vergangenen Jahren von 25 Prozent auf fast 50 Prozent gestiegen. Das zeigt: Wenn man etwas gegen den Einbruch tut, bringt das tatsächlich etwas. Zigtausend Euro an Fremde: Vielen fehlen aber womöglich die Mittel, um ihr Zuhause zur Festung auszubauen? Es geht darum, die Risikostellen in Haus oder Wohnung auszumachen und dort gezielt nachzurüsten. Eine Studie der Kriminalpolizei Köln stellt fest, dass in Einfamilienhäusern vor allem durch Fenster oder Terrassentüren eingebrochen wird, nicht so sehr durch die Haustür. In Mehrfamilienhäusern im Erdgeschoss ist es ähnlich, während in den oberen Etagen dann tatsächlich die Wohnungstür angegriffen wird. Und diese sind gerade in Altbauten häufig ein Witz. Aber man muss auch mit einem solchen Einbruchsschutz leben wollen, weil er in der Bedienung einen gewissen Aufwand erfordert. Welche Phänomene sind Ihnen in den vergangenen Jahren besonders stark aufgefallen? Stark zugenommen haben zum Beispiel Betrügereien per Telefon und an der Haustür. Insbesondere ältere Leute machen sich zum Teil überhaupt keine Gedanken, wie sie sich davor schützen. Da zahlt dann eine 80-jährige Dame zigtausend Euro an einen wildfremden Mann, völlig unverständlich. Keine Konkurrenz für Polizei: Aber genau da müsste doch Beratung und Prävention ansetzen? Das stimmt, aber unsere Homepage, auf der wir viele Informationen anbieten, gucken ältere Leute überhaupt nicht an. Daher machen wir auch viel Pressearbeit. Aber es ist eben sehr schwierig, gerade diese älteren Menschen zu erreichen. Auch die Polizei ist mit kostenlosen Beratungen zum Einbruchsschutz sehr aktiv. Wo sehen Sie mit Ihrer Initiative da noch Bedarf? Wir machen das nicht in Konkurrenz mit der Polizei, sondern in Abstimmung. Die neuen Bundesländer sind immer noch schwach vertreten, daran arbeiten wir, auch hinsichtlich der Fachpartner im Handwerk. Ich habe selbst in Leipzig eine Eigentumswohnung und weiß, wie schwierig es hier ist, einen Handwerker zu bekommen. Die Auftragsbücher sind voll. Kinder-Sparbüchsen erbeutet: Wenn Sie schon eine persönliche Verbindung hierher haben: Plant die Initiative ein stärkeres Engagement in Leipzig? Wir sind in Berlin sehr aktiv, aber Leipzig hatten wir bisher noch nicht auf dem Schirm. Da müssen wir ganz sicher noch mehr tun. Ein erster Schritt war für uns bisher immer ein Gespräch mit der Polizei vor Ort. In anderen Städten haben wir da gute Erfahrungen gemacht, manchmal stoßen wir aber auch auf Vorbehalte. Sie beschäftigen sich so intensiv mit Einbruchsdiebstahl. Sind Sie eigentlich selbst schon mal davon betroffen gewesen? Ja, in der Tat. Bei uns haben sie das gesamte Haus umgepflügt und sogar die Sparbüchsen der Kinder mitgenommen. Was man häufig unterschätzt, sind die psychologischen Folgen für die Opfer. Einbruch ist nicht das Fehlen eines Rings oder von Bargeld, sondern das Eindringen in die Intimsphäre. Manche Menschen, die das mitgemacht haben, wagen gar nicht mehr, ihre Wohnung zu betreten. Initiative für aktiven Einbruchschutz "Nicht bei mir!": www.nicht-bei-mir.de Polizeiliche Beratungsstelle in Leipzig: 0341 960 4951 oder E-Mail: kpbst.pd-l@polizei.sachsen.de Von Frank Döring

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