Festnahmen bei Schleuser-Razzia von Zoll und Polizei auf Leipziger Baustelle

Großeinsatz der Polizei am Mittwochmorgen im Leipziger Stadtteil Möckern: Kurz vor 8 Uhr rückten 350 Beamte der Bundespolizei, des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt und des Hauptzollamts Magdeburg aus, um eine Baustelle in der Seelenbinderstraße zu durchsuchen. „Es geht um den Verdacht des Einschleusens von Ausländern und des Veruntreuens von Arbeitsentgelt“, teilte Maik Fischer von der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung aus Halle auf Anfrage der LVZ mit. Der Einsatz laufe unter Führung der Staatsanwaltschaft Halle und werde bis in die späten Abendstunden andauern. Beweismittel und Geld entdeckt: „Der Bereich wurde weiträumig abgesperrt“, sagte Bundespolizeisprecherin Yvonne Manger, die den Einsatz vor Ort betreute. Zunächst fanden Personenkontrollen des Zolls statt, Durchsuchungsmaßnahmen auf der Baustelle schlossen sich an. Es ging darum, Beweismittel im Rahmen des Strafverfahrens zu finden. Zeitgleich liefen Razzien in Sachsen-Anhalt. Im Fokus der Ermittler standen hier insbesondere Wohn- und Geschäftsräume in Bad Dürrenberg, da die illegalen Arbeiter dort womöglich untergebracht waren. „Insgesamt wurden acht Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgerichts Halle vollstreckt“, berichtete Fischer am Nachmittag. „Zahlreiche Beweismittel wie Smartphones, Speichermedien, Geschäftsunterlagen, etwa 20 000 Euro Bargeld und gefälschte Dokumente konnten sichergestellt werden.“ Beschleunigte Verfahren für Illegale: Zudem nahmen die Einsatzkräfte elf Personen fest, die sich unerlaubt in Deutschland aufhalten, hier illegal arbeiten oder gefälschte Dokumente bei sich hatten. Die Polizei richtete vor Ort sogar eine Art Bearbeitungsstraße ein, um die Vorgänge systematisch abzuklären. Denn schon am Donnerstag sollen sich die Beschuldigten vor dem zuständigen Amtsgericht innerhalb eines beschleunigten Verfahrens verantworten. Haftbefehle seien aber nicht vollstreckt worden, so der Bundespolizeisprecher. Auch nicht gegen die beiden Serben, die als Hauptbeschuldigte des Verfahrens gelten und bei den Razzien angetroffen wurden. Auf ihre Spur gelangten die Ermittler im Zuge der Kontrolle eines grenzüberschreitenden Reisebusses am 24. Mai vorigen Jahres. Da entdeckten Bundespolizisten aus Berggießhübel in einem Gepäckstück mehrere gefälschte kroatische Identitätskarten. Diese waren nach Erkenntnissen der Behörden für eine Baufirma in Bad Dürrenberg bestimmt. Einreise mit gefälschten Dokumenten: „Es ergab sich der Verdacht, dass Personen mittels gefälschter Dokumente zur Ausübung einer illegalen Erwerbstätigkeit nach Deutschland eingeschleust werden“, erklärte Fischer. „Die Ermittlungen übernahm die Gemeinsame Auswerte- und Ermittlungsgruppe für Schleusungskriminalität der Bundespolizeidirektion Pirna und des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt.“ Wie sich bei der Zusammenarbeit mit dem Hauptzollamt Magdeburg herausstellte, gab es Überschneidungen mit dessen Ermittlungen wegen Verdachts des Vorenthaltens und der Veruntreuung von Arbeitsentgelten. „Die Nutzung gefälschter Dokumente für irreguläre Migration und illegale Beschäftigung floriert auch in Mitteldeutschland“, konstatierte Polizeihauptkommissar Fischer. „Damit geht zum einen ein hoher Schaden für die Sozialkassen sowie für Unternehmen einher, welche die gesetzlichen Bestimmungen einhalten. Zum anderen wird die Arbeitskraft der Migranten schonungslos ausgenutzt.“ Von Frank Döring