Nach Messerangriff auf Verlobte: Leipziger wieder auf freiem Fuß

Der Leipziger, der plötzlich mit einem Messer auf seine Lebensgefährtin losgegangen war, ist wieder auf freiem Fuß. Er hatte am 6. Mai 2020 in einem Einfamilienhaus im Leipziger Westen mit einem Küchenmesser in Richtung der Brust der Frau gestochen und gesagt: „Du kommst jetzt in den Himmel, ich komme sowieso in die Hölle.“ Die 1. Strafkammer des Landgerichts ordnete zwar die Unterbringung des 37-Jährigen in der Psychiatrie an, setzte die Vollstreckung aber zur Bewährung aus. Wie ein Sprecher des Gerichts sagte, waren Staatsanwaltschaft, Nebenklage wie auch Verteidigung einhellig dieser Auffassung. Bewährungswiderruf möglich: Zur Begründung hieß es, dass der Betroffene unter einer polymorphen psychotischen Störung gelitten habe, diese aber sehr gut behandelt worden sei. „Unter strenger medikamentöser Kontrolle“, so der Tenor, könne der Mann aus der vorläufigen Klinik-Unterbringung entlassen werden. Sollte er jedoch erneut psychisch auffällig werden, kann die Bewährung widerrufen werden und die Einweisung in den Maßregelvollzug erfolgen, so der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft war davon ausgegangen, dass der 37-Jährige, von Beruf Sachverständiger, an jenem Tag gegen 5.30 Uhr seine Verlobte in dem Haus in Burghausen-Rückmarsdorf habe töten wollen. Das zur Tat benutzte Messer hat eine 16 Zentimeter lange Klinge. Angriff abgewehrt: Nach Aktenlage konnte die Frau den Angriff abwehren und ins Schlafzimmer flüchten, um sich dort mit den beiden gemeinsamen Söhnen (1, 4) einzuschließen. Bei der Attacke erlitt sie unter anderem Schnitte in der Brust und an den Händen und musste notärztlich versorgt werden. Auch ihr Verlobter, dem die Staatsanwaltschaft versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung zur Last legte, war nach dem Übergriff in einem Krankenhaus untergebracht worden – einer Einrichtung, die auf psychische Erkrankungen spezialisiert ist. Aufgrund der Expertise eines psychiatrischen Gutachters gilt der 37-jährige Mann jedoch als schuldunfähig. In dem mehrtägigen Sicherungsverfahren stand deshalb nicht eine Strafhöhe zur Debatte, sondern die Beurteilung, ob infolge der Erkrankung auch in Zukunft erhebliche rechtswidrige Taten von dem Mann zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist, sodass er unbefristet in der Psychiatrie bleiben muss. Von Sabine Kreuz