Neue Chefs bei Leipziger Polizei: „Ein Revierleiter ist auch erster Bürgerpolizist“

Führungswechsel bei der Leipziger Polizei: Für drei der vier Reviere im Stadtgebiet sind am Montag neue Leiter feierlich in ihr Amt eingeführt worden. Die drei Polizeidirektoren Sylvia von Wlkanowa (52), Peer Oehler (52) und Jürgen Krauß (53) haben nach dem abgeschlossenen Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster umfangreiche Erfahrungen in unterschiedlichen Funktionen bei der sächsischen Polizei und im Innenministerium gesammelt. Sie übernehmen ihren Job in einer Zeit, in der das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung beeinträchtigt sei, wie es Polizeipräsident Torsten Schultze einschätzte. „Dieses zu verbessern, steht im Mittelpunkt unserer Strategie.“ In den vergangenen Jahren sei die Kriminalität in Leipzig deutlich zurückgegangen, so Schultze, „dieser Trend scheint sich auch 2020 fortzusetzen“. Gleichwohl würden 36 Prozent aller Straftaten in Sachsen im Bereich der hiesigen Polizeidirektion (PD) erfasst, wobei die Messestadt nach wie vor ein Schwerpunkt sei. Leipzig sei „Boomtown, Kriminalitätshochburg und Stadt der Friedlichen Revolution“, fasste es Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) zusammen. Die drei neu besetzten Polizeireviere Zentrum und Südwest seien zumindest in Teilen Hotspots der Kriminalität, das Revier im Leipziger Norden hingegen sei durch seine schiere Größe mit den Ortsteilen sehr wichtig. Sylvia von Wlkanowa leitet das Revier Leipzig-Zentrum, in dem sich ein Viertel aller Straftaten der gesamten PD ereignen. „Mein Ziel ist es, die Kriminalität effektiv zu bekämpfen“, erklärte sie. „Außerdem wollen wir für die Bürger sichtbar sein und auch für eine gute Verkehrssicherheit sorgen.“ Gemeinsame Streifen mit der städtischen Polizeibehörde etwa an der Sachsenbrücke gehörten ebenso zum geplanten Vorgehen wie Komplexkontrollen an Schwerpunkten der Drogenszene und ein striktes Einschreiten gegen Straßenkriminalität. Gerade im Stadtzentrum sei die hohe Zahl an Fahrraddiebstählen sowie Ladendiebstahl problematisch. Deshalb strebt die Revierchefin auch „so viel wie möglich beschleunigte Verfahren“ an. Allein seit Juni habe es im Revierbereich 42 solcher Fälle gegeben. Peer Oehler setzt auf „Nähe zur Mannschaft und Nähe zum Bürger“, erklärte der neue Verantwortliche für den Norden der Stadt. „Ein Revierleiter ist auch erster Bürgerpolizist des Reviers.“ Auf seinem Programm stehen mithin Besuche bei Bürgermeistern und Ortschaftsratssitzungen. Erst neulich sei er etwa eine Stunde lang durch Schkeuditz gelaufen, berichtete er. Dabei habe er zwei Jugendliche getroffen und sie gefragt, wo sich denn die jungen Leute so treffen. Es habe sich herausgestellt, dass die Teenager mangels Alternativen vor allem im Park zusammenkommen, was jedoch immer wieder zu Lärmbeschwerden der Anwohner führe. „Das ist ein Beispiel dafür, dass wir als Polizei häufig zu Konflikten gerufen werden, die wir allein nicht dauerhaft lösen können“, so Oehler. Die Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen sei auch deshalb wichtig. Jürgen Krauß besitzt große Erfahrungen im Bereich der Polizeitechnik, war immerhin dafür zuständiger Referent im sächsischen Innenministerium. Als neuer Leiter des Polizeireviers Leipzig-Südwest hat er für seinen Zuständigkeitsbereich bereits eine signifikante Beobachtung gemacht. „Es gibt hier eine sehr starke Differenzierung der Bevölkerungsstruktur in bestimmten Bereichen“, sagte er. Wie weit sich Stadtviertel voneinander abtrennen können, habe er auf Reisen in Miami und Vancouver gesehen, solchen Entwicklungen müsse man in Leipzig begegnen. Krauß wandte sich an Bürgermeister Rosenthal, man solle gemeinsam darauf achten, dass die Gräben zwischen den Stadtteilen sich nicht vertiefen, sondern dass man sich kommunikativ für ein Miteinander einsetze. „Die Lebensentwürfe in Grünau und Plagwitz unterscheiden sich jetzt schon teilweise dramatisch voneinander.“ Von Frank Döring