Prozess in Leipzig: 81-Jährige ausgeraubt und im Schlafzimmer gefesselt

Wer überfällt eine hochbetagte Frau in deren Wohnung, fügt ihr Schmerzen zu und sperrt sie auch noch ein? Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Leipzig sollen eine junge Leipzigerin und deren Bekannter diese perfide Tat verübt haben. Am Freitagmorgen begann am Landgericht Leipzig gegen sie und einen mutmaßlichen Komplizen der Prozess. Die Anklagevorwürfe sind massiv: Es geht um gemeinschaftlichen schweren Raub, gefährliche Körperverletzung, erpresserischen Menschenraub und Computerbetrug. Im Falle einer Verurteilung haben die Angeklagten mit einer hohen Haftstrafe zu rechnen. Rentnerin im Schwitzkasten: Es war der 8. Juli vorigen Jahres gegen 17 Uhr, als Immanuel G. (31) und Alexandra S.(29) nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden an der Wohnungstür von Doris F. (81) in der Nordstraße klingelten. Laut Anklage wurde die Rentnerin in ihre Wohnung gedrängt, zu Boden gebracht und in den Schwitzkasten genommen. In dieser schmerzhaften Lage hätten die Angeklagten die wehrlose Seniorin zwingen wollen zu verraten, wo sie ihren Schmuck aufbewahrt. Schließlich sollen die Täter aus Geldbörse und Handtasche ihres Opfers 138 Euro, eine EC-Karte und den Personalausweis gestohlen haben. Zudem nahmen sie laut Anklage ein Festnetztelefon, ein Handy und ein Fernglas mit. Aber auch damit war die Pein für die noch immer am Boden liegende Rentnerin noch nicht vorbei. Sie wurde hochgezogen und in ihr Schlafzimmer gezerrt. Hier sollen die Angeklagten sie mit einem Seil, einem Schal und einem Hemd gefesselt und sie im verschlossenen Schlafzimmer zurückgelassen haben. Damit sie nicht sofort Hilfe holen kann, verklebten die Täter den Ermittlungen zufolge auch noch das Schloss der Wohnungstür. Nach etwa 30 Minuten verließen Immanuel G. und Alexandra S. den Tatort, so die Staatsanwaltschaft. Und Doris F. war in ihrer eigenen Wohnung gefangen. Rettungsdienst befreit Opfer: Noch am selben Tag sollen die Angeklagten in den Abendstunden an einem Geldautomaten der Sparkasse in der Georg-Schumann-Straße 1500 Euro vom Konto ihres Opfers abgehoben, später dann auch noch auf Kosten der Seniorin für 366 Euro am Hauptbahnhof eingekauft haben. Etwa 400 Euro aus der Beute habe der Mitangeklagte Daniel M. (42) bekommen. Die Anklagebehörde wirft ihm gewerbsmäßige Hehlerei vor, weil er gewusst habe, dass das Geld aus einer Straftat stammt. Doris F. konnte schließlich aufgrund eines glücklichen Zufalls befreit werden. Ihre Tochter wollte sie wenig später besuchen und machte sich Sorgen, da sie ihre Mutter nicht erreichen konnte. Die Frau alarmierte daher Rettungskräfte, welche die Wohnungstür aufbrachen. Die Hauptangeklagten befinden sich in Untersuchungshaft. Für den Prozess hat die 11. Strafkammer vorerst noch zwei Verhandlungstage bis 8. Februar geplant. Von Frank Döring