Urteil in Leipzig: Über vier Jahre Haft für Tankstellenräuber

Gerade mal eine Woche war er raus dem Knast, da klickten schon wieder die Handschellen: Nach einem Überfall auf eine Tankstelle in Leipzig muss der 32-jährige Daniel L. für längere Zeit hinter Gitter. Die 6. Strafkammer des Landgerichts verurteilte ihn am Montag zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten wegen schweren Raubes. Es war am 23. Mai dieses Jahres, als der Angeklagte nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden in den Shop der damaligen Aral-Tankstelle in der Eutritzscher Straße stürmte und die beiden Angestellten mit einer abgebrochenen Glasflasche bedrohte. Maskiert war er während dieser Tat nicht, nicht einmal mit einem in Corona-Zeiten eigentlich vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz. Er griff in die Kasse und erbeutete 90 Euro, zehn Euro hatte er auf der Flucht verloren. Andere Kunden befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Verkaufsraum. Kürzester Weg in den Knast: Es dauerte nur kurze Zeit, bis Polizeibeamte den mutmaßlichen Tankstellenräuber aufspürten und festnahmen. Noch am selben Tag kam er in Untersuchungshaft. Im Grunde war es das, was er wollte. Zum Prozessauftakt räumte er die Anklagevorwürfe ein. Er habe schnell viel Geld gewollt, sagte er. Vor allem aber sei er in Freiheit nicht klargekommen. Hinter Gittern war der Drogenabhängige mit Medikamenten behandelt worden. Doch nach der Haftentlassung seien die infrage kommenden Anlaufstellen für Süchtige aufgrund der Pandemie geschlossen gewesen. Die Idee zu dem Überfall sei ihm schließlich gekommen, weil es ihm als kürzester Weg zurück in den Knast erschien. Seit er in U-Haft ist, wird er mit dem Drogenersatzstoff Methadon behandelt. Allerdings will er nach eigener Aussage keine Therapie im Maßregelvollzug. Eine vollständige Abstinenz könne er sich nicht vorstellen, gab er vor Gericht unumwunden zu. Für die beiden Tankstellen-Mitarbeiterinnen war der Überfall eine traumatische Erfahrung. Beide waren, wie berichtet, wochenlang krankgeschrieben, hatten Angstzustände. Von Frank Döring