Weiterführende Schule: Welche Schulform ist die richtige?

Während in Leipzig weiterhin fleißig an neuen Schulen gewerkelt wird und Eltern im Süden und Südwesten der Stadt ihren Blick nervös auf den 5. Februar 2021 und damit den Stichtag für die nähere schulische Zukunft ihrer Kinder richten, hat LVZ Familie die wichtigsten Antworten zu den Themen Schulform und Schulwahl zusammengetragen. Ein Überblick. Wie läuft das Anmeldeverfahren zur weiterführenden Schule ab? Eltern erhalten für ihre Kinder in der 4. Klasse im zweiten Schulhalbjahr eine Bildungsempfehlung – entweder für das Gymnasium ODER für die Oberschule. Im Schuljahr 2020/21 geschieht dies am 5. Februar 2021. Die Anmeldung der Schüler erfolgt mit Empfehlung und gelbem Anmeldezettel bis 26. Februar 2021 an der weiterführenden Schule der Wahl. Auch eine Bildungsempfehlung am Ende des zweiten Halbjahres ist noch möglich. Eine Empfehlung für das Gymnasium wird erteilt, wenn der Schüler in der Halbjahresinformation oder am Ende des Schuljahres in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht einen Notendurchschnitt von 2,0 oder besser erreicht hat und keines dieser Fächer mit der Note ‚ausreichend‘ oder schlechter benotet wurde. Hier noch einmal der Übersichtsartikel aus dem Vorjahr (Achtung! Die Termine sind nicht für das kommende Schuljahr!). Einen Überblick über Leipzigs verschiedene Gymnasien (Stand Februar 2020) finden Sie hier. Alle staatlichen und freien Oberschulen in Leipzig (ebenfalls Stand Februar 2020) haben wir hier gesammelt. Was passiert, wenn mein Kind keine Bildungsempfehlung für das Gymnasium bekommt, es aber trotzdem an ein Gymnasium gehen soll? Auch Eltern von Schülern der Klassenstufe 4 ohne gymnasiale Bildungsempfehlung können ihr Kind an einem Gymnasium der Wahl anmelden. Diese Schüler nehmen an einer schriftlichen Leistungserhebung teil. Die Aufgaben werden zentral erstellt und berücksichtigen zu gleichen Teilen die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Anschließend findet mit den Eltern ein verpflichtendes Beratungsgespräch am Gymnasium statt. Eine Nichtteilnahme am Beratungsgespräch zählt als Rücknahme des Antrages zur Aufnahme an einem Gymnasium. Wollen die Eltern danach ihr Kind immer noch am Gymnasium anmelden, können sie das tun. Es zählt allein der elterliche Wille. Sollte man sein Kind ohne gymnasiale Empfehlung des Lehrers an einem Gymnasium anmelden? Bei diesem Thema gehen die Meinungen auseinander. Die Empfehlung des sächsischen Landesamts für Schule und Bildung (LaSuB) lautet: „Familien sollten sich nicht zu sehr auf eine bestimmte Schulart fokussieren“, sagt LaSuB-Sprecher Roman Schulz. „Man sollte mit seinen Kindern genau besprechen, was ihre Wünsche sind.“ Dabei helfe auch eine klassische Pro-/Kontra-Liste: Welche Stärken und Schwächen hat das Kind? Wie ist das Lernverhalten? Welche Argumente sprechen für welche Schulart? Was passiert dort ab der 5. Klasse? Auch Oberschulen seien eine eigenständige und gute Schulart, ein Abschluss dort für die weitere Berufsplanung absolut geeignet. Noch deutlicher wird Heike Palluch, Schulleiterin des Kantgymnasiums im Leipziger Süden: „Mehr als 50 Prozent der Grundschüler wechseln heute ans Gymnasium, das sind dann nicht nur die besten wie früher, sondern insgesamt eben durchschnittlich gute Schüler“, sagt sie. Daher registriere sie innerhalb der Klassen ein immer extremer werdendes Leistungsgefälle. „Wir haben Fünftklässler, die von Anfang an an ihre Grenzen kommen. Oft sind es die Kinder, die ohne Bildungsempfehlung durch den Elternwillen hier landen. Und die bewegen sich dann oftmals durchgehend an der Versetzungsgefährdungsgrenze.“ Zwar gebe es Ausnahmen, aber ihre Erfahrung der vergangenen Jahre zeige deutlich: „Man sollte die wohlüberlegte Entscheidung des Grundschullehrers vertrauensvoll bedenken, weil sie meist stimmig ist.“ Der Lehrer habe ja Gründe für die fehlende gymnasiale Empfehlung, die in der Lernarbeit im Unterricht liegen. „Es gibt Defizite, die aufgearbeitet werden müssen“, so Palluch. „Und das schafft man nicht so einfach beim Übergang an die weiterführende Schule. Dann sollte man lieber über einen späteren Wechsel nachdenken.“ Aber sie sagt ebenfalls: „Ich finde es grundsätzlich richtig, dass die Entscheidung bei den Eltern liegt. Es ist jedoch eine Verantwortung, die man auch tragen muss.“ Werden Schüler ohne Empfehlung bei der Platzvergabe an Gymnasien benachteiligt? Vom Freistaat kommt dazu ein klares Nein. „Kinder ohne Bildungsempfehlung werden nicht benachteiligt bei der Platzvergabe“, erklärt Roman Schulz vom LaSuB. Die gesetzliche Regelung, ob man sie gut finde oder nicht, besagt: Der Elternwille entscheidet. Deshalb taugen die Noten der Grundschule juristisch nicht als Kriterium (siehe unten) und die Bildungsempfehlung ebenfalls nicht. Nur bei der vertieften Ausbildung, also Schulen mit sogenannten Paragraf 4-Klassen wie das Ostwald- (Mathe), das Thomas- und Rudolf-Hildebrand-Gymnasium (Musik) oder das Reclam-Gymnasium (Sprachen), an denen gebe es ein eigenes Aufnahmeverfahren und damit die Möglichkeit, Noten als Aufnahmegrund heranzuziehen. Legt eine Entscheidung der Schulform die gesamte spätere Karriere des Kindes fest? Nein. Die Möglichkeit, später aufs Gymnasium zu wechseln, etwa nach der 10. Klasse mit einem sogenannten Schleifenjahr, oder an einem Beruflichen Schulzentrum das Abitur nachzuholen, besteht immer. „Es gibt eine ganze Reihe Oberschüler, die nach dem Abschluss in der 10. Klasse zu uns kommen“, berichtet die Schulleiterin. „Häufig gehören diese Neuzugänge dann zu unseren besten Abiturienten. Sie haben eine merklich höhere Reife und eine ganz genaue Zielstellung. Das geht nicht immer auf, aber doch sehr häufig.“ Ein weiterer Punkt, der für die Oberschule spricht, sei die gute Qualität dieser Schulform und des Abschlusses dort, so Palluch. „Es ist aber leider noch so, dass die Oberschulen keine gute Lobby haben und für viele Eltern per se nicht infrage kommen.“ Das sei nicht nur total schade für die Schulart, denn die Lehrkräfte dort leisteten eine wahnsinnig engagierte, gute Arbeit, sondern führe eben auch dazu, dass dieser weiterführenden Schulform die guten Schüler fehlten. Diese würden das Niveau dort insgesamt steigern. Ein Wechsel nach der 5. Klasse ist jedoch eher selten, so Heike Palluch: „Wir haben pro Jahrgang mit circa 100 Schülern lediglich bis maximal fünf Anfragen für die 6. Klassenstufe von der Oberschule, einen Wechsel von einem anderen Gymnasium oder einen Zuzug. Vielleicht auch, weil wir einfach zu voll sind …“ Wie wichtig sind die unterschiedlichen Profile und Fremdsprachenangebote für die Wahl? Sie sollten neben der Länge des Schulwegs und anderen persönlichen Faktoren zentral für die Entscheidung sein. Je nach Stärken und Schwächen des eigenen Kindes sollte die weiterführende Schule auch ausgesucht werden, also naturwissenschaftlich, sprachlich etc. Dies sollten Eltern auf jeden Fall mit in ihre Überlegungen einbeziehen. Wie wahrscheinlich ist es, dass mein Kind in Leipzig an die weiterführende Wunschschule kommt? Die Antwort lautet: sehr hoch. Schaut man sich die Anmeldezahlen des vergangenen Sommers 2020 in Leipzig an, gab es damals 2260 Anmeldungen für die Gymnasien der Stadt und 2050 an die Oberschulen. Zum Vergleich: Für das Schuljahr 2015/16 gab es nur 1739 Schüler, die auf ein Gymnasium wollten – ein Zuwachs von 521 Schülern, also fast 30 Prozent in fünf Jahren. In Leipzig ist eine Überbetonung der Gymnasien erkennbar, im ländlichen Raum liegen die Anmeldezahlen laut Roman Schulz unter denen für die Oberschule. Von den 2260 gymnasialen Anmeldungen wurde bei 130 der Zweit- oder Drittwunsch erfüllt (entspricht 5,8 Prozent), lediglich 170 Schüler konnte keine der drei angegebenen Schulen aufnehmen (etwa 7,5 Prozent). Das heißt: Ungefähr 86,7 Prozent aller Gymnasiasten kommen auf ihre Wunschschule! Und ganze 92,5 Prozent kommen an eine ihrer drei Wahlschulen. Für die Eltern derjenigen Kinder, die „leer“ ausgehen, sind diese Statistiken natürlich keine Hilfe. Das weiß auch LaSuB-Sprecher Schulz: „Ich kann die Enttäuschung und vielleicht den Frust verstehen. Nur wird sich leider solange daran nichts ändern, bis das Schulbauprogramm in Leipzig in etwa zehn Jahren ein größeres Angebot an Plätzen wird vorhalten können.“ Eltern sollten sich deswegen nicht zu sehr auf die in ihren Augen richtige Schule fokussieren, nach dem Motto: Der Großvater hat auf Schule X seinen Abschluss gemacht. Oder: Mama ist an Schule Y gegangen und fand es super dort. An welchen Gymnasien ist die Wahrscheinlichkeit, einen Platz zu bekommen, am niedrigsten? Und wo am höchsten? Die gefragtesten Gymnasien 2020/21 waren zweifelsohne die Schule an der Karl-Heine-Straße mit etwa 54 mehr Anmeldungen als Plätzen, die Werner-Heisenberg-Schule (+39), die Anton-Philipp-Reclam-Schule (+60), die Gerda-Taro-Schule (+35), die Friedrich-Schiller-Schule (+34) oder das Immanuel-Kant-Gymnasium (+55). Letzteres lief im vergangenen Jahr jedoch dreizügig und wird 2021/22 mit vier 5. Klassen starten. Das wären rechnerisch aber immer noch 27 Anmeldungen zu viel. Die positiven Zahlen weiter oben zeigen deshalb nur die halbe Wahrheit: Auf den beliebtesten Gymnasien sehen die Wahrscheinlichkeiten deutlich düsterer aus. So bekamen für das Schuljahr 2020/21 am Karl-Heine-Gymnasium lediglich etwa 71 Prozent der angemeldeten Schüler einen Platz, am Gerda-Taro 80 Prozent, am Kantgymnasium sogar nur etwa 60 Prozent (im dreizügigen Jahrgang) und am Reclam-Gymnasium nur rund 57 Prozent. Gute Chancen – oder im vergangenen Jahr quasi eine Garantie – auf einen Platz hatten Schüler auf dem relativ neuen Georg-Christoph-Lichtenberg-Gymnasium in der Mannheimer Straße in Grünau, bei dem es nur 36 Anmeldungen auf 140 Plätze gab (-104). Auch das neue Gymnasium an der Prager Spitze, derzeit noch Außenstelle der Neuen Nikolaischule, erhielt 79 Anmeldungen weniger, als Plätze vorhanden waren. Ähnlich sieht es am Gymnasium Wiederitzsch (-81), derzeit Außenstelle der Friedrich-Schiller-Schule, dem Leibniz Gymnasium am Nordplatz (-29) sowie an der Max-Klinger-Schule am Miltitzer Weg (-24), dem Johannes-Kepler-Gymnasium in Kleinzschocher (-32) oder der Gustav-Hertz-Schule in Paunsdorf (-31) aus. Wie wählen Eltern die drei „richtigen“ Wahlschulen? Für die Wahl der Schule empfiehlt sich, das tatsächliche Wunschgymnasium oder die tatsächliche Wunschoberschule anzugeben, je nach dem jeweiligen Profil der Einrichtung und den Stärken des eigenen Kindes. Auch Schulweg und die Wunschschulen der Freunde und Klassenkameraden können hier bedacht werden. Beim Zweit- und Drittwunsch wird es etwas komplizierter. Sieht man sich nämlich die Schülerzahlen an, bei denen dieser Wunsch wirklich erfüllt wurde, ist das Ergebnis ernüchternd: nur 5,8 Prozent. Das heißt, an zweiter und dritter Stelle wäre es angeraten, etwas taktischer vorzugehen. „Es macht absolut keinen Sinn, eine überbelegte Schule zu notieren“, betont Heike Palluch vom Kantgymnasium. „Es wird dort keine Plätze geben!“ Sinnvoll sei es vielmehr, eine Schule anzugeben, die vielleicht etwas weiter entfernt ist oder eine Schule im Aufbau, die vom Schulweg noch akzeptabel ist. „Denn dann ist es deutlich wahrscheinlicher, dass der Zweit- oder Drittwunsch erfüllt werden kann.“ Und auch Roman Schulz rät: „Viele nicht so nachgefragte Schulen sind von ihrer pädagogischen Arbeit her nicht schlechter als die beliebten.“ Einige Eltern hätten ein Problem mit den Schulen im Aufbau wie dem Gymnasium an der Prager Spitze (Außenstelle der Neuen Nikolaischule) oder neuen Schulen wie dem Lichtenberg-Gymnasium in der Mannheimer Straße. Diese Angebote sind laut Palluch aber echte Alternativen: „Das Lichtenberg-Gymnasium ist eine neu sanierte Schule, die Bedingungen noch sehr laborativ – im positiven Sinn“, sagt sie. „Wenn man sein Kind dorthin schickt, wächst es mit der Schule mit. Gleichzeitig ist die Schule nicht überfüllt.“ Roman Schulz wiederum verweist auf das Beispiel Goethe-Gymnasium in Schönefeld. Vor fünf Jahren wollte niemand an diese Schule, es galt als eine Art „Abgrund“ und schaffte es damit sogar bis in die Tagesthemen und andere überregionalen Medien. „Heute liegt das Gymnasium mit 151 Anmeldungen weit oben in der Liste der nachgefragtesten Schulen der Stadt.“ Zwei weitere Hinweise der Schulleiterin vom Kantgymnasium: „Oft stehen auch private Schulen auf der Liste, aber die vermitteln wir nicht. Es bringt auch nichts, das Kantgymnasium auf 1, 2 und 3 zu notieren und sich der Möglichkeit zu berauben, Einfluss auf die Schulwahl zu nehmen.“ Folgende Schulbauten werden laut Stadt Leipzig im kommenden Jahr fertiggestellt: in den Winterferien 2021 (Februar): 31. Schule (Grundschule Thierschstraße): Ersatzbau, damit vierzügig (bisher zweizügig) 66. Schule (Grundschule Komarowstr.): Ersatzbau, 3,5-zügig zum neuen Schuljahr 2021/22: Gymnasium Karl-Heine-Str. 22b: fünfzügig (bisher Interim in Uhlandstraße) Oberschule Wiederitzsch (Messe-Allee): Ersatzbau, damit fünfzügig (bisher zweizügig) Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule (Gymnasium Mannheimer Str. 128b): Fertigstellung zweiter Bauabschnitt und Inbetriebnahme des gesamten Schulstandortes, damit vierzügig Oberschule Barnet-Licht-Platz: ab Schuljahr 2021/22 eigenständig (aktuell im Interim als Außenstelle der 125. Schule geführt) Gymnasium Wiederitzsch (Messe-Allee): ab Schuljahr 2021/22 eigenständig, verbleibt aber vorerst in der Anhalter Str. 1 (aktuell als Außenstelle der Fr.-Schiller-Schule geführt) Wie läuft die Anmeldung an Schulen mit privaten Trägern wie dem Evangelischen Schulzentrum, der Montessori- oder der Rahn-Schule? Bei weiterführenden Schulen mit privaten Trägern müssen Eltern ein paar besondere Termine und Voraussetzungen beachten: So nehmen etwa die Rahn-Schulen (Oberschule und Gymnasium) bevorzugt Geschwisterkinder von bereits dort eingeschulten Schülern auf, ebenso Kinder, die bereits die Freie Grundschule Clara Schumann (ebenfalls Rahn Education) besucht haben. Auch eine gleichmäßige Verteilung der Geschlechter spielt eine Rolle. „Bei gleicher Erfüllung der Kriterien und nicht ausreichenden Plätzen entscheidet das Los“, heißt es auf der Website des Trägers. Die verbindliche Anmeldung für das Schuljahr 2021/22 vor der Aufnahme muss inklusive des letzten Jahreszeugnisses bis 30. November (2020) vorliegen. Beim Evangelischen Schulzentrum liegt die Frist auf dem 11. Januar 2021, dort muss die Bildungsempfehlung bis 8. Februar 2021, 12 Uhr, nachgereicht werden. Am Montessori Schulzentrum gilt eine Frist bis 19. Januar 2021 für die Anmeldung, für die Bildungsempfehlung der 8. Februar 2021, 15 Uhr. Alle drei Träger verlangen die Bildungsempfehlung im Original. Dafür müssen sich Eltern mit der derzeitigen Grundschule in Verbindung setzen, denn in der Regel wird nur ein Exemplar ausgestellt. Da die Aufzählung hier nicht vollständig ist, sollten Eltern sich bei Interesse jedoch unbedingt selbst auf den Websites der jeweiligen Schule über alle Formalitäten informieren. Warum gibt es diese großen Unterschiede bei der Nachfrage zwischen den Schulen eigentlich? Und warum tun die Behörden nichts dagegen? Die Probleme haben letztendlich mit den Standorten zu tun, also damit, wo die Familiendichte am größten ist. „Die meisten Eltern wollen für ihre Kinder ein Gymnasium gleich um die Ecke“, weiß Roman Schulz. Bei kinderreichen Vierteln wie der Südvorstadt, Schleußig oder Plagwitz treten diese Missverhältnisse zwischen dem Angebot an Schulplätzen und der Nachfrage dann besonders hervor. „Gewisse Wachstumsschmerzen gehören bei einer Stadt wie Leipzig derzeit dazu“, gibt Schulz denn auch zu. Dazu gehöre, dass die Schule eben nicht immer im eigenen Viertel ist. „Das ist aber keine Bildungsungerechtigkeit und keine besondere Härte.“ Nur warum baut die Stadt als Bildungsträger nicht einfach noch mehr Standorte in den beliebten Stadtteilen? „Dann müsste man je ein zweites Gymnasium direkt neben das Kantgymnasium und in Plagwitz bauen“, erklärt der Pressesprecher. Wenn die neuen Schulen nur dort entstünden, würde sich an der Stadt nie etwas ändern. „Das muss mit weiterem Blick gelenkt werden.“ Er verweist auf das Beispiel des heutigen Karl-Heine-Gymnasiums: 2005/06 wurde das Uhland-Gymnasium in Plagwitz zugemacht, weil dort keiner mehr hinziehen wollte. „Und jetzt? Ist die Situation im Westen, also Plagwitz und Lindenau, deutlich ins Gegenteil gekippt.“ Heike Palluch findet die Erklärung zwar plausibel: „Wenn man in die Südvorstadt guckt, gibt es hier viele Eigentumswohnungen im Umfeld, aus denen die Kinder irgendwann rauswachsen. Dann ist der Süden vielleicht nicht mehr der Stadtteil mit den meisten Kindern.“ Dennoch helfe ihnen dieses Wissen in der momentanen Situation nicht. „Der Schulträger sollte hier eine engagiertere Rolle spielen“, sagt sie. Neue Standorte müssten viel stärker beworben werden, damit die Eltern motiviert sind, ihre Kinder dort auch anzumelden. „Das schafft die Schule nicht alleine, das ist Aufgabe des Schulträgers.“ Wie stehen die Chancen, durch Klagen einen Platz an der „richtigen“ Schule zu erhalten? In Leipzig bieten diverse Rechtsanwälte und Kanzleien Hilfe bei der Schulplatzklage an, füttern enttäuschte Eltern mit Stichwörtern wie „Wunschgymnasium“. Laut LaSuB hatte diese Art von Klagen vor einigen Jahren auch hohe Erfolgsquoten. Doch diese Zeiten seien vorbei. „Wir sind seit Jahren im Auswahlverfahren beklagt worden“, sagt Roman Schulz. Aber man habe aus den Niederlagen gelernt und das nicht im Sinne einer Revanche, „sondern um fehlerhafte Verfahren abzustellen“. Lesen Sie auch: Das sind Leipzigs beliebteste Gymnasien und Oberschulen im Schuljahr 2020/21 Neue Bildungsempfehlung – Eltern dürfen Schulform bestimmen Überblick: die Leipziger Gymnasien (Stand: Frühjahr 2020) Überblick: die Leipziger Oberschulen (Stand: Frühjahr 2020) Ein Ergebnis dieser Lernkurve ist laut Schulz das Losverfahren. Seitdem dieses von den Schulen eingesetzt wird, gäbe es juristisch kaum Probleme mehr. „Die erfolgreichen Klageverfahren gehen gen Null.“ Im Sommer 2020 habe es überhaupt nur noch eine Hand voll Verfahren gegeben. „Wir sind ein freies Land und ich finde es prinzipiell gut, dass die Entscheidungen von Behörden juristisch hinterfragt werden können“, so Schulz. Das Verwaltungshandeln sollte transparent sein, Behörden arbeiteten ja nicht heimlich. „Also, wer glaubt, er muss klagen, sollte es machen.“ Von Thomas Bothe