Wer sorgt für preiswerten Wohnraum?

Die Stadt habe in ihrer Liegenschaftspolitik nicht viel richtig gemacht. Das betonte Katharina Krefft beim OBM-Wahlforum am Montagabend. „Wir haben viel zu viele Grundstücke verkauft, zu wenig Flächen erworben. Und es dem privaten Markt überlassen, die Entwicklungen am Wohnungsmarkt anzuschieben.“ Die Konsequenz: Auf vielen Flächen wie am Bayerischen Bahnhof und dem Jahrtausendfeld sind bislang keine Wohnungen entstanden. Das Umschwenken gehe zu langsam vonstatten. Mittlerweile habe der Stadtrat viele Maßnahmen beschlossen, um den sozialen Wohnungsbau anzukurbeln. „Es hapert aber an der Umsetzung“, sagte Krefft. Die stadteigene LWB baue zwar. Doch bei „mietpreisbremsenden Maßnahmen“ passiere zu wenig. Alle Akteure müssten an einem Tisch – wie jetzt Mitte Januar beim Forum Wohnen. Riekewald: 50 Prozent Sozialwohnungen nötig: „Wohnen ist die soziale Frage 2020“, ergänzte Franziska Riekewald (Linke). Beispiel Milieuschutzsatzung. Es sei ein „Schmierentheater“, wie man die von den Grünen aufgestellte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) und Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) habe auffordern müssen, Beschlüsse des Stadtrates umzusetzen. Riekewald ging sogar noch weiter: „Wir brauchen in jedem großen Bauprojekt einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen.“ Sebastian Gemkow (CDU) betonte, dass Leipzig in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Wie schafft man es da, die Preise im Rahmen zu halten? „Das richtige Rezept gegen Wohnungsnot ist: Bauen, bauen, bauen.“ Wenn es für Investoren attraktiv ist, in Leipzig Wohnraum zu schaffen, bleiben die Preise im Lot.“ Wer das unmöglich mache oder verkompliziere, trage dazu bei, dass das Angebot schrumpft. Und Mietpreisdeckel führten höchstens dazu, den Markt in eine Grauzone zu führen. Möglich sei auch, den Bau von Eigenheimen am Stadtrand und darüber hinaus zu fördern. Er verwies auf Angebote der Sächsischen Aufbaubank. „Wir müssen Leipzig und das Umland als eine Region denken.“ Neumann: Großer Wurf muss gelingen: Burkhard Jung (SPD) sprach von einem Bündel von Möglichkeiten, die die Stadt zur Verfügung hat. „Wir brauchen einen sozialen Wohnungsbau, der es auch Menschen mit niedrigen Einkommen gestattet, auch im Erstbezug bezahlbaren Wohnraum zu finden.“ 1300 bis 1500 Sozialwohnungen pro Jahr, die in Leipzig entstehen, seien da ein richtiger Ansatz. Die LWB sei ein wichtiger Partner. „Wir können es aber nur mit dem privaten Wohnungsmarkt schaffen.“ Notwendig seien auch Förderprogramme des Bundes. Christoph Neumann (AfD): „Wir müssen die Stadt für die nächsten 100 Jahre entwickeln.“ Beim Wohnungsbau müsse endlich der große Wurf gelingen, etwa indem man größere Brachflächen zu Bauland umfunktioniere. Die dort entstehenden Wohnungen müssten gut an den Nahverkehr – an Magistralen – angebunden werden. Viefeld: Private Bauherren nicht kriminalisieren: Laut Marcus Viefeld hat Leipzig gar „kein Problem mit Wohnungen“. „In Leipzig gibt es nur den großen Wunsch, möglichst zentrumsnah für 3,50 Euro pro Quadratmeter wohnen zu wollen. Das funktioniert leider nicht mehr.“ Er plädierte dafür, private Investoren und Bauherren nicht zu kriminalisieren. „Das sind doch nicht alles nur Spekulanten.“ Die Milieuschutzsatzung erhöhe den Kostendruck beim Bauen. „Das ist kein Allheilmittel.“ Riekewald entgegnete: „Wir haben das Problem, dass die Mieten in Leipzig zu hoch sind. Das lösen wir nur, in dem wir auch private Bauherren verpflichten, sozialen Wohnraum zu schaffen.“ Das LVZ-Wahlforum zur OBM-Wahl in Leipzig in voller Länge. LVZ-Wahlforum: So bewerben sich Leipzigs OBM-Kandidaten um das Amt LVZ-Wahlforum: Publikumsfrage – Ist Leipzigs OBM Jung überarbeitet? LVZ-Wahlforum: Wie steht es um Leipzigs Schulen? LVZ-Wahlforum: Wer sorgt für preiswerten Wohnraum? LVZ-Wahlforum: Wie stehen Sie zum 365-Euro-Ticket für Leipzig? LVZ-Wahlforum: Wie soll der Verkehr in Leipzig künftig rollen? LVZ-Wahlforum: Kontroverse Diskussion über Silvester-Krawalle am Connewitzer Kreuz bei LVZ-Forum Acht Kandidaten zur Leipziger Bürgermeisterwahl zugelassen. So will Burkhard Jung die Leipziger OBM-Wahl im Februar 2020 gewinnen. Mit 99,3 Prozent nominiert: Leipziger CDU schickt Sebastian Gemkow ins Rennen. „Nichts für müde Männer“ – Grüne nominieren Krefft für OBM-Wahl. Leipzigs Linke entscheiden sich für Franziska Riekewald. Christoph Neumann tritt für die AfD zur Oberbürgermeisterwahl an. FDP geht mit Marcus Viefeld ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus. Piratin Gabelmann bewirbt sich als Oberbürgermeisterin. Leipziger Satirepartei schickt OBM-Kandidatin ins Rennen. Von Mathias Orbeck

OBM-Kandidaten präsentieren sich - Wer sorgt für preiswerten Wohnraum?