Wie stehen Sie zum 365-Euro-Ticket für Leipzig?

Leipzig hat das 365-Euro als Ziel in den Nahverkehrsplan aufgenommen. Doch bewegt es die Leute dazu, aufs Auto zu verzichten? Das wurde auch beim LVZ-Wahlforum am Montagabend kontrovers diskutiert. Jung: Gute Chancen für 365-Euro-Ticket: „Wir finanzieren momentan mit den Erträgen der Stadtwerke und der Wasserwerke den öffentlichen Nahverkehr“, betonte Burkhard Jung (SPD). Derzeit seien dies 56 Millionen Euro, weitere 10 bis 20 Millionen kommen nun wahrscheinlich in den nächsten Jahren hinzu. „Deshalb können wir den Ausbau nur Schritt für Schritt schaffen.“ Und zwar mit Bundes- und Landesmitteln, die sich am Horizont abzeichnen. Wie berichtet, hat Leipzig gute Chancen, eine von zehn Modellregionen für die Einführung des 365-Euro-Tickets zu werden. „Ich habe große Hoffnung, dass es uns gelingen kann, Modellregion zu werden“, betonte Rathauschef Jung. Als Präsident des Deutschen Städtetages sitze er am Tisch im Verkehrsministerium, wenn über dieses Zukunftsmodell verhandelt werde. „Ja, wir haben die Chance. Doch wir werden sie nur ergreifen können, wenn uns der Bund das Geld gibt. Aus eigener Kraft können wir das nicht stemmen.“ Krefft: Fahrkomfort und Angebot verbessern: Katharina Krefft (Grüne) bezeichnete das 365-Euro-Ticket als eine Maßnahme, die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zu steigern. Wenn Menschen auf Bus und Bahn umsteigen sollen, müssten sich dort aber die Bedingungen – vom Haltestellennetz bis zu Fahrtkomfort und dem Linien-Angebot verbessern. „Als Oberbürgermeisterin würde ich dafür sorgen, dass genügend Personal in der Verwaltung vorhanden ist, dies alles umzusetzen.“ Wichtig sei ihr dabei, die Ideen der Leipziger zu verarbeiten – bei einer echten Bürgerbeteiligung. Gemkow: Intelligentes Bezahlsystem sinnvoller: „Ich gönne jedem ein günstiges Ticket“, betonte Sebastian Gemkow (CDU). „Ich glaube aber, dass wir zunächst sehr massiv in den Netzausbau investieren müssen.“ Zusätzliche Strecken ausbauen, alte Strecken reaktivieren – das sei der Weg, um den ÖPNV attraktiver zu machen. „Es ist sinnvoller, ein intelligentes Bezahlsystem im mitteldeutschen Verkehrsverbund zu installieren“, sagte er. Dadurch müssten Menschen nur die Strecken bezahlen, die sie mit Bahn oder Bus gefahren sind. „Je mehr man fährt, umso höher ist der Rabatt.“ Das sei sinnvoller, um den Spielraum für Investitionen zu erhalten. Viefeld: Bundesförderung läuft irgendwann aus: Marcus Viefeld (FDP) betont, dass auch Geld vom Bund das Geld des Steuerzahlers sei. „Ich habe große Sympathie für die Idee, den Nahverkehr günstig anzubieten. Aber es muss sich am Ende auch rechnen.“ Die Wirtschaft in Wien, das als Vorbild für das 365-Euro-Ticket gilt, beteilige sich mit rund 100 Euro pro Arbeitsplatz im Jahr an den Kosten. „Ein ähnliches Modell würde unseren Wirtschaftsstandort belasten.“ Und auch eine Bundesförderung laufe irgendwann aus. Riekewald: Kostenloser ÖPNV für alle unter 18 Jahren: „Wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen, brauchen wir attraktive Preise im Nahverkehr“, entgegnete Franziska Riekewald (Linke). Eine drastische Reduzierung der Preise würde es vielen Menschen erst ermöglichen, den ÖPNV überhaupt zu nutzen. Sie meinte jene, die gerade über der Einkommensgrenze liegen, um vielleicht ein Sozialticket zu bekommen. „Mobilität ist für uns Linke Daseinsvorsorge“, betonte Riekewald. „Das 365-Euro-Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen aber weitergehen, fordern kostenlose ÖPNV-Nutzung für alle unter 18 Jahren.“ Neumann: Erst Verkehrsinfrastruktur verbessern: Christoph Neumann (AFD), der viel in der Welt herumgekommen ist und sich als begeisterter Metro-Fahrer outete: „Solange wir die Verkehrsinfrastruktur nicht verbessert haben, werden wir Leute nicht überzeugen können, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen“, so der Bundestagsabgeordnete. Es müsse sich auch zeitlich rechnen, damit die Menschen schneller ans Ziel kommen. Das LVZ-Wahlforum zur OBM-Wahl in Leipzig in voller Länge. LVZ-Wahlforum: So bewerben sich Leipzigs OBM-Kandidaten um das Amt LVZ-Wahlforum: Publikumsfrage – Ist Leipzigs OBM Jung überarbeitet? LVZ-Wahlforum: Wie steht es um Leipzigs Schulen? LVZ-Wahlforum: Wer sorgt für preiswerten Wohnraum? LVZ-Wahlforum: Wie stehen Sie zum 365-Euro-Ticket für Leipzig? LVZ-Wahlforum: Wie soll der Verkehr in Leipzig künftig rollen? LVZ-Wahlforum: Kontroverse Diskussion über Silvester-Krawalle am Connewitzer Kreuz bei LVZ-Forum Acht Kandidaten zur Leipziger Bürgermeisterwahl zugelassen. So will Burkhard Jung die Leipziger OBM-Wahl im Februar 2020 gewinnen. Mit 99,3 Prozent nominiert: Leipziger CDU schickt Sebastian Gemkow ins Rennen. „Nichts für müde Männer“ – Grüne nominieren Krefft für OBM-Wahl. Leipzigs Linke entscheiden sich für Franziska Riekewald. Christoph Neumann tritt für die AfD zur Oberbürgermeisterwahl an. FDP geht mit Marcus Viefeld ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus. Piratin Gabelmann bewirbt sich als Oberbürgermeisterin. Leipziger Satirepartei schickt OBM-Kandidatin ins Rennen. Von Mathias Orbeck

OBM-Kandidaten präsentieren sich - Wie stehen Sie zum 365-Euro-Ticket für Leipzig?