LVZ-Umfrage zur OBM-Wahl in Leipzig: So steht es im Rennen zwischen Jung und Gemkow

Die Leipziger Oberbürgermeisterwahl am 1. März ist so spannend wie noch keine zuvor. Bei der zweiten Runde des Urnengangs in der Messestadt kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach der exklusiven LVZ-Umfrage trennen Amtsinhaber Burkhard Jung (SPD) und seinen CDU-Herausforderer Sebastian Gemkow nur wenige Prozentpunkte. Ein Wechsel an der Raushausspitze in der größten ostdeutschen Stadt ist daher nicht ausgeschlossen. Jung erreicht derzeit 48 Prozent, Gemkow folgt auf dem Fuß mit 46 Prozent. Damit haben Erst- und Zweitplatzierter im Vergleich zum ersten Wahlgang die Ränge getauscht. Am 2. Februar lag Gemkow noch mit 31,6 Prozent vor Jung, der damals auf 29,8 Prozent kam. Gabelmann abgeschlagen: Außerdem tritt noch Ute Elisabeth Gabelmann im zweiten Wahlgang an. Sie erreicht in der Umfrage sechs Prozent, liegt damit abgeschlagen zurück. Auch wenn sie im Vergleich zur ersten Wahlrunde, wo sie nur auf 0,9 Prozent kam, zulegen konnte. Die Verschiebungen in den Prozentpunkten kommen auch dadurch zustande, dass von den acht Kandidaten aus dem ersten Wahlgang nur noch drei im Rennen sind, auf die sich nun die Stimmen verteilen. Franziska Riekewald (Linke), die am 2. Februar 13,5 Prozent erreichte, und Katharina Krefft (Grüne), die auf 12 Prozent kam, zogen sich ebenso zurück wie der AfD-Kandidat Christoph Neumann (8,7 Prozent), Katharina Subat (Die Partei, 2,4 Prozent) und Marcus Vielfeld (FDP, 1,2 Prozent). Jung zieht nun neben den SPD-Wählern auch noch die von Linken und Grünen in größerem Umfang zu sich. Gemkow bindet sein Wählerpotenzial etwas stärker als Jung das seine. So wollen 97 Prozent derer, die Gemkow schon beim ersten Mal ankreuzten, dies auch wieder tun. Bei Jung sind es nur 90 Prozent. Für den CDU-Kandidaten stimmen außerdem ehemalige AfD- und FDP-Wähler – wie in geringerem Maße auch für Jung. Insgesamt profitiert Jung deutlich mehr vom Rückzug früherer Kandidaten, vor allem vom Ausscheiden der Linken und Grünen. INSA-Chef Binkert: Leichter Vorteil für den amtierenden OBM: Hermann Binkert, Chef des Erfurter INSA-Institutes, das die Umfrage vom 17. bis 20. Februar durchführte, sieht „einen leichten Vorteil für den amtierenden Oberbürgermeister“. Der Unterschied liege aber innerhalb der statistischen Fehlertoleranz. „Entscheidend ist“, so Binkert, „wer seine Wähler für den zweiten Wahlgang besser mobilisieren kann und wer noch aus dem Lager von Frau Gabelmann, die chancenlos ist, Stimmen gewinnen kann.“ Zudem helfe eine höhere Wahlbeteiligung in den Außenbezirken dem Herausforderer, eine höhere Wahlbeteiligung im Bereich der Innenstadt dem Amtsinhaber. : Während Jung etwas mehr bei den Männern punktet als Gemkow, liegen beide bei den Wählerinnen nahezu gleichauf. Bei den jungen Wählern zwischen 18 und 29 Jahren kommt der 61-jährige SPD-Spitzenmann dagegen deutlich besser an als der 41-jährige CDU-Kandidat. Von den jungen Leuten würden 60 Prozent für den langjährigen Rathauschef stimmen und nur 27 Prozent für den sächsischen Wissenschaftsminister, den gebürtigen Leipziger Gemkow. Die Wähler zwischen 30 und 59 Jahren geben Jung geringfügig den Vorzug. Bei den Wählern ab 60 Jahren liegt dagegen Gemkow mit 59 Prozent Stimmenanteil deutlich vor Jung mit 40 Prozent. Ute Elisabeth Gabelmann kann bei den Ältern so gut wie keine Punkte holen. Ihr Potenzial liegt vor allem bei den jungen Wählern. Die Unterschiede bei den Altersgruppen können damit zusammenhängen, dass den Älteren Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung besonders wichtig sind. Die Kompetenz dafür wird eher bei der Union gesehen. Den jüngeren Leuten liegen dagegen Klimaschutz, öffentlicher Nahverkehr, Radwegenetz und günstige Mieten am Herzen. Die Kompetenz dafür schreiben sie offenbar eher dem SPD-Amtsinhaber zu. Elf Prozent von Thüringer Ereignissen beeinflusst: Laut LVZ-Umfrage, für die INSA vom 17. bis 20. Februar 1016 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte aus ganz Leipzig telefonisch und online befragte, beeinflussen die jüngsten Ereignisse in Thüringen auch die Leipziger OBM-Wahl. Elf Prozent sagen, dass sich dadurch ihre Wahlabsicht verändert habe.Die große Mehrheit verneint dies aber. Diejenigen, bei denen die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen von FDP, AfD und CDU zum Thüringer Ministerpräsidenten das Stimmverhalten beeinflusst, sind zu neun Prozent Wähler von Gemkow, zu zehn Prozent die von Jung und zu 27 Prozent die von Gabelmann. Die abgeschlagene Kandidatin profitiert also von den politischen Wirren im Nachbarland am meisten. Mehr zum Thema: Nach der ersten OBM-Wahl: So beurteilen Leipziger die politische Lage in der Stadt Die wichtigsten Infos zum zweiten Wahlgang für Leipzigs OBM So haben Ihre Nachbarn gewählt: Gemkow am Stadtrand stark – Jung im Zentrum So haben die Kandidaten im ersten Wahlgang in den Ortsteilen abgeschnitten Von Anita Kecke

Zweiter Urnengang am 1. März 2020 - LVZ-Umfrage zur OBM-Wahl in Leipzig: So steht es im Rennen zwischen Jung und Gemkow