Nun sind die Kunstwerke erstmalig in Deutschland in der Doppelausstellung „Schmerz und Hoffnung“ im Pöge-Haus und im Bürgertreff in der Konradstraße zu sehen.
Gesichtslose Menschen, die sich auf einem gefärbten Flammen-Hintergrund verziehen, so was hat Zakwan Khello vor dem Krieg, der seine Heimat seit vier Jahren verwüstet, nicht thematisiert. „In der Vergangenheit habe ich ausschließlich die Schönheit meiner Umgebung gemalt, aber die Schmerzen, die mich täglich umgeben, bewegten mich dazu, meine Grundprinzipien in der Malerei zu ändern und diese blutige Wunde zu malen“, schreibt Zakwan Khello für die Besucher der Ausstellung. Er wolle die Gelegenheit nutzen, um das Leid der Menschen in die Welt zu tragen. “Ich habe mich sehr bemüht, die wahren Schmerzen zu mindern und diese in künstlerischer Weise oder mit einem Hauch von Ästhetik zu vermitteln, um den Betrachter nicht zu verletzen oder ihm Kummer zu bereiten“, erklärt er.
Eine Solidaritätskette zwischen Leipzig und Syrien
Selbst konnte Zakwan mit eigenen Augen nicht sehen, wie das Pöge-Haus bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend überfüllt war. Der 32-jährige Maler befindet sich immer noch in Syrien. Dank einer unglaublichen Solidaritätskette wurde aber ein Teil seiner Werke gerettet. Erstes Glied der Kette ist der Bruder des Künstlers, der Journalist Tarek Khello, der 2013 über das deutsche UN-Kontingent mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern aus Syrien nach Deutschland fliehen konnte und der seit etwas mehr als einem Jahr in Leipzig wohnt.
Als Tarek am Theaterprojekt „Free Syrian Angst“ vom Ost-Passage-Theater und Soziokulturellem Zentrum „Die Villa“ teilnahm, wurde über Zakwans Gemälde diskutiert und das Team entschied, dem syrischen Künstler zu helfen. Die kleine Truppe suchte danach Helfer, die planten, in die Türkei oder nach Syrien zu fliegen. Sie fand Samer Assaf, der im Rahmen seiner Masterarbeit in Psychologie Flüchtlingslager im Libanon und in Syrien besuchte. Ein paar Tage später brachte er 17 Malereien von Zakwan Khello nach Leipzig mit.
Dann musste das Team noch feste Ausstellungsorte oder Galerien in Leipzig finden, um die Bilder zu zeigen. Und die Solidaritätskette funktionierte noch einmal. „Das Schicksal der Flüchtlinge, die in Leipzig leben, ist uns durch das Theaterstück ‚Free Syrian Angst’ sehr nah gegangen“, erklärt Stefan Kausch, Co-Kurator der Ausstellung mit Verena Landau. So haben das Pöge-Haus und der Bürgertreff der Konradstraße ihre Türen für Zakwans Kunstwerke geöffnet.
Ziel sei nicht nur die Bilder zu zeigen, sondern auch den Kontext zu erklären, über die Willkommenskultur in Leipzig zu sprechen und über die Rolle und die eventuelle Instrumentalisierung von Kunst nachzudenken. Das war auch das Thema der Podiumsdiskussion bei der Eröffnungsveranstaltung. Am 26. Februar um 19 Uhr wollen wir nochmals zu Gespräch ins Pöge-Haus einladen.
Während der Ausstellung wird auch Vermittlungsprogramm für Jugendliche angeboten. „Schulklassen und Jugendklubs können sich an uns wenden und zur Ausstellung kommen. Dabei helfen zwei Kunstpädagoginnen, die ein Programm für zwei bis drei Stunden vorbereitet haben“, sagt Kausch.
Diskussionen für andere zukünftige Ausstellungsorte werden aktuell geführt. Alle Gemälde werden auch zum Kauf angeboten. Der finanzielle Aspekt sei aber nur ein sekundäres Ziel für Zakwan. „Meine übrigen Werke habe ich nicht aus finanziellen Gründen gemalt, sondern um meiner Hingabe für die Malerei nachzugehen, zu experimentieren, mich weiter zu entwickeln und die Kunst zu erforschen“, erzählt der Maler.
Schulklassen oder Jugendklubs, die die Ausstellung besuchen möchten, können sich an Stefan Kausch, Kurator der Ausstellung melden: kausch@poege-hause.de
Die Schau ist bis 26. Februar zu sehen:
- Do.-Sa. 16-19 Uhr sowie So. 14-18 Uhr im Pöge-Haus, in der Hedwigstraße 20 (10 Bilder)
- Mi. 13-16 Uhr, Do. 10-16 Uhr sowie Fr. 10-17 Uhr im Bürgertreff, Konradstraße 60a (7 Bilder)
Und nach Vereinbarung.
Adeline Bruzat