„Fake“ ist das Wort der Stunde und nicht nur auf Nachrichten anzuwenden. „Fake“ wird immer dann aus dem Ersatzwortlager geholt, wenn das Gegenteil des Faktischen und Wahren einer Einordnung ins Unerhörte bedarf.
Mag in der Kunst das deutsche Wort Fälschung genügen – im Fahrwasser des Mainstreams sollte es schon „Fake Fur“ heißen, wenn fürs Fellmäntelchen nicht Tiere, sondern Millionen kleine Polyester sterben mussten. Oder Fake-Fleisch, wenn es darum geht, der Gesundheit wenig zuträgliche Tier- durch der Gesundheit wenig zuträgliche Industrie-Burger zu ersetzen.
Gesellschaft in Wallung
Von Beyond Meat kommt der vegane Fleisch-Ersatz der Stunde. Im zweiten Quartal ist der Umsatz im Jahresvergleich um 287 Prozent gestiegen. Auf 67,3 Millionen Dollar. Eine Erfolgsnachricht, die ins Ressort Wirtschaft fällt, doch im Ressort Gesellschaft Wallungen auslöst.
Weil Trends wie dieser, Buletten nämlich, die wie Fleisch aussehen, ohne welches zu enthalten, gern mit einer hippen Mehrheit von Menschen in Verbindung gebracht werden. Zumindest so lange es sich beim Verzicht auf Fleisch nicht um den Verzicht auf Schweinefleisch in einem Kindergarten handelt.
Masse und Mission
Sicher wird der überwältigende Erfolg der „Beyond Meat“-Burger-Bude bald von Hollywood verfilmt. Selbstverständlich mit Veganern in den Hauptrollen, sonst wär’s ja kulturelle Aneignung. Auf der Seite des Bösen könnte die US-Fast-Food-Kette Arby’s in Stellung gebracht werden, die seit neuestem Gemüse aus Fleisch produziert, Möhren aus Putenbrust zum Beispiel.
Die Masse bestimmt die Mission. Oder wie Fleischesser sagen: Mit Speck fängt man Mäuse.
Von Janina Fleischer