Die Leipziger Kabarettistin Katrin HArt feiert 70. Geburtstag

Kati, du jubilierst schon wieder. Seit über 50 Jahren bist du Academixerin. Nun jährt sich der Tag, an dem du das Licht der Welt erblicktest. War es trüb, stürmisch, schien die Sonne am 11.11.1950 in Rostock? Wenn ich dich so anschaue, interessiert wohl kaum jemanden, wie viele Jahrzehnte du nun schon hinter dir hast. Du siehst blendend aus, bist spontan und zuweilen hinreißend komisch, riskierst eine flotte Lippe. Wie es sich für eine Dame gehört, die an der Spree lebte, ehe sie vor einen halben Jahrhundert an der Pleiße sesshaft wurde. Du bist ein Stern am Kabarett-Himmel! Zum Studium nach Leipzig: Fast so lange kenne ich Katrin Bremer, die 1969 zum Studium der Kultur- und Theaterwissenschaften nach Leipzig kam. Auf dem Zettel für die Freizeit, den dir die Uni gab, stand unten „Poetisches Theater“ und noch winziger darunter Kabarett academixer. Du warst trotz des 11.11, des Tags der Narren am Beginn der Karnevalszeit, nicht zur Kabarettistin geboren. Doch da du schon mal in der Schule Ähnliches gemacht hattest, meldetest du dich. Du klettertest auf einen Stuhl und wolltest dich mit einem feministischen Gedicht produzieren. Aber nach ein paar Zeilen war der Text weg. Der Mut hatte dich verlassen. So bist abgestiegen, hast „Scheiße“ gemurmelt, den Stuhl an den Tisch gehauen. Und da saßen Christian Becher, Gunter Böhnke, Bernd-Lutz Lange und Jürgen Hart mit lachenden Augen, haben genickt und gesagt, „die nehm mer“. Und so warst du am Anfang die Schöne inmitten waschechter Sachsen. Den Leipziger Dialekt hast du schon immer geliebt, auch wenn du zur Erheiterung des Publikums manchen Mundart-Schnitzer geplappert hast. Heute fühlst du dich voll dazugehörig. Jürgen Hart, den du 1976 geheiratet hast, hat seinem Namen alle Ehre bereitet und hart mit dir gearbeitet. „Alle vier Männer haben von mir gefordert, dass alles viel professioneller werden muss, zumal wir von einem Amateur-, zu einem Berufskabarett mutiert sind. Langsam begriff ich: Schönheit, Frische, Heiterkeit und Engagement allein genügen nicht. Wichtig ist, sein Handwerk zu beherrschen. Mir hat dann die Wende viel geholfen, neben der Bühne auch in der Öffentlichkeit zu sprechen, manchmal sogar einen Witz zu reißen,“ gesteht die junggebliebene Frau. Über ein halbes Hundert Ensemble-und Solo-Programme hat sie gespielt. Ringen um die beste Lösung: 2002, knapp 60-jährig, stirbt Jürgen.„Er war für mich der ideale Kabarettist, weil er alles verarbeitet, kaum etwas direkt übertragen, sondern immer wieder phantasievoll verpackt in künstlerischer Form auf die Bühne gebracht hat. Das betraf sowohl den Text, die Darstellung als auch die Kostümierung“, schwärmt Katrin. Er habe auch die anderen ermutigt, zu schreiben. Für sie sei dies persönlichkeitsformend gewesen. Wochenlang diskutierten sie, stritten, rangen um die beste Lösung. Sie habe da wohl nicht allzu viel beigetragen. Nun ist Kati im Renten-Alter. Von der Bühne hat sie sich weitgehend zurückgezogen, aber bei einem Geburtstag oder in einer Kirche tritt sie schon mal als Solistin auf. Stolz ist sie auf die Tochter, die Schauspiel studiert hat und in die Fußtapfen der Eltern getreten ist, sowie auf ihren Sohn, der hinter der Kamera steht. Und es gibt fünf Enkel zwischen 4 und 27 Jahren, drei ihr zugehörige und zwei aus Jürgens erster Verbindung. Man verstehe sich gut! Von Rolf Richter