"Echo Tschechien 2020": Literatur und Corona-Krise – eine deutsch-tschechische Debatte geht online

„Echo Tschechien 2020“ – unter diesem Titel hat das Gastland der letztjährigen Leipziger Buchmesse sein Kulturprogramm und den deutsch-tschechischen Literatur-Austausch weit in dieses Jahr gedehnt. Mit diesem Wochenende verklingt der Buchmesse-Nachhall in der Schaubühne Leipzig. Das Publikum kann sich per Live-Stream zuschalten. Ebenso klinken sich die beteiligten Schriftsteller online aus ihren Heimatstädten ein. Das erste Panel (Freitag, 18.30 Uhr) beschäftigt sich mit der Frage, wie die Pandemie Leben und Schreiben der Schriftsteller verändert hat. Lesungen fallen aus, die Reisetätigkeit nimmt ab, das gesellschaftliche Klima, in dem Schreiben stattfindet, verändert sich schnell. Es diskutieren der deutsche Schriftsteller Martin Becker und die tschechische Autorin Tereza Semotamová mit Christina Frankenberg, der stellvertretenden Direktorin des Tschechischen Zentrums Berlin. Becker und Semotamová haben sich beide schon zu Beginn der Corona-Krise in Kurzprosa mit der neuen Situation auseinandergesetzt. Ein zweites Panel (Freitag, 20.15 Uhr) versucht auszuloten, ob die Krise auch Chancen bietet für den Kulturaustausch und neue Vermittlungsformen und Formate hervorbringen kann. Der Kulturjournalist Tino Dallmann spricht mit Heike Geißler und Viktorie Hanisová. Die Leipziger Schriftstellerin Geißler verbringt im kommenden Jahr im Rahmen des deutsch-tschechischen Residenzprogramms vier Wochen in Brünn. Hanisová, 1980 in Prag geboren, hat sich in ihren letzten Romanen mit dem Thema Mutterschaft auseinandergesetzt. Familiensituationen reflektieren gesellschaftliche Stereotype, kindliche Traumata und häusliche Gewalt. Im ersten Samstags-Panel (18 Uhr) stellt Moderatorin Zuzana Jürgens die Schriftsteller Vít Slíva und Marek Toman vor. Toman beschäftigt sich in vielen seiner Werke mit dem jüdischen Erbe Tschechiens. Jetzt stellt er sein Kinderbuch „Die Konditorei zum Schielenden Jim“, eine Western-Parodie, vor. Slíva präsentiert seinen jüngsten Gedichtband „Trommeln auf Fässer“, der sich mit der Natur und Momentaufnahmen des Alltags beschäftigt. Eines der Gedichte wird vertont. Ebenfalls an der Diskussion beteiligt sich Slívas Übersetzerin Kathrin Janka. Im zweiten Samstags-Panel (20.30 Uhr) unterhält sich der Übersetzer Mirko Kraetsch mit der aus Prag zugeschalteten Autorin Irena Dousková. Sie liest aus ihrem Roman „Die weißen Elefanten“. Das literarische Kammerspiel spielt in den 1970er Jahren in Westböhmen. Echo Tschechien 2020, Freitag ab 18.30 Uhr und Samstag ab 18 Uhr, Livestream über: www.schaubuehne.com Von Dimo Rieß