HAsso Plattners Impressionisten in Potsdam

Das sind Bilder, mit denen man auch einen Urlaub in Frankreich bewerben könnte, was keine schlechte Idee ist, weil das Land in diesen Wochen wirtschaftlich wohl jeden Gast benötigt. Frankreich auf Bildern impressionistischer Maler ist oft ein Idyll, das sich mit Ruhepuls ans Ufer schmiegt, meist an die Seine, die Paris passiert und dann in Richtung Norden fließt. Auf dem Wasser dümpeln derweil Enten oder Segelboote. Das ist große Kunst und eine herrliche Dekoration, es sind schmückende Bilder und präzise Seismographen der Zeit um 1870, in der die Industrie dem Leben seine Unschuld nahm. Acht Säle als Dauerausstellung: Der vormalige Softwareunternehmer Hasso Plattner hat die Bilder der französischen Impressionisten seit dem Jahr 2000 gesammelt, seine 103 Gemälde übergibt er nun als Dauerleihgabe dem Potsdamer Museum Barberini, das er auf eigene Kosten erbauen ließ und vor gut drei Jahren eröffnete. Ab heute werden acht Säle des Museums mit Plattners Sammlung auf 1000 Quadratmetern bespielt, das entspricht ungefähr der Hälfte der Ausstellungsfläche des Hauses. „Bisher galten wir als Museum der Wechselausstellungen“, sagt Museumsdirektorin Ortrud Westheider, „jetzt werden wir auch als Haus mit einer weltweit bedeutenden Sammlung wahrgenommen, das wird unser Renommee enorm heben.“ Auch die Stadt Potsdam werde deutlich mehr internationale Gäste als bisher anziehen. „Ein Riesensprung fürs Barberini“, glaubt Westheider. „Eigensinnig, radikal und wild“: Unter den 103 Plattner-Bildern befinden sich 34 Gemälde von Claude Monet (1840–1926), außerhalb von Paris sind in Europa nirgendwo mehr Werke als in Potsdam von Monet zu sehen. Claude Monet bleibt die Leitwährung des Impressionismus, er gilt als Motor dieser Gattung. Sein malerisches und farbliches Gespür dafür, selbst feinste atmosphärische Veränderungen mit dem Pinsel auszudrücken, adelt ihn zur Galionsfigur der jungen Maler um 1870, die Westheider als „eigensinnig, radikal und wild“ bezeichnet. Ebenfalls einzigartig in Deutschland ist der Potsdamer Bestand der Gemälde von Gustave Caillebotte (1848 –1894), Camille Pissarro (1830 –1903), Alfred Sisley (1839–1899) und Maurice de Vlaminck (1876–1958). Bereits zur Eröffnung des Museums zeigte das Haus eine Ausstellung über den Impressionismus, die sich zu weiten Teilen aus den Beständen Plattners speiste. In der neuen Dauerausstellung kommen noch einmal knapp 25 Gemälde von Hasso Plattner hinzu, die seinerzeit nicht zu sehen waren. Ohne Berater zusammengestellt: Zu den bekanntesten Werken der Sammlung gehören Caillebottes „Die Brücke von Argenteuil und die Seine“ (um 1883), Signacs „Der Hafen bei Sonnenuntergang, Opus 236 (Saint-Tropez)“ (1892), Monets Gemälde „Getreideschober“ (1890), „Palazzo Contrini“ (1908) und die „Seerosen“ (1914–1917). Gemeinsam sei all den Bildern aus Plattners Sammlung, dass sie „eine unmittelbare Wirkung auf den Betrachter“ hätten, sie würden sich umgehend erschließen und dennoch ein Geheimnis in sich tragen, das einen zweiten und dritten Blick lohne. Eine Besonderheit der Sammlung bestehe zudem darin, dass Plattner sie „ohne Berater alleine zusammengestellt hat“, sagt Westheider. Die verschiedenen Themenräume sind unter anderem der Stadt Paris und ihrer Umgebung, Künstlergärten, Flusslandschaften und dem Meer gewidmet. „Wir konzentrieren uns ganz auf die Wirkung der Werke“, erzählt Westheider: „Unsere Räume sind wie ein Spaziergang durch die Welt, wie sie die Impressionisten gesehen haben.“ Neben der Dauerausstellung sollen weiterhin wechselnde zusätzliche Ausstellungen gezeigt werden. „Auch hier behalten wir unseren Ehrgeiz und streben nach höchster Qualität“, betont Daniel Zamani, Kurator im Haus. Umkämpfte Geschichte: Mit dem Barberini-Museum und seiner Sammlung wolle Plattner auch an die umkämpfte Geschichte des Impressionismus in Deutschland erinnern, unterstreicht Westheider. Bis heute sei die Malerei dieser Kunstrichtung an deutschen Museen nur wenig vertreten. Hintergrund des Mangels sei, dass der französische Impressionismus aus nationalem Ressentiment in Deutschland in der Kaiserzeit kaum gesammelt wurde. Die Ausstellung mit 103 impressionistischen Dauerleihgaben von Hasso Plattner ist ab 5. September im Barberini zu sehen. Täglich außer Di von 10-19 Uhr. Alter Markt, Potsdam. Tickets mit Zeitfenster sind zwingend und ausschließlich unter www.museum-barberini.de zu buchen. Von Lars Grote