„Udo“: Auf Zeitreise mit dem Panikrocker bis in die „Rock ’n’ Roll“-Arena

„Rammmmmmammmmmm. Was hier unten im Keller, unter vielen Schichten von Beton, wie der Marsch von Godzilla Richtung Manhatten klingt, das ist nichts anderes als die Vorfreude von 40 000, die es sehr gut mit Dir meinen.“ Auch ich meinte es wirklich sehr gut mit Dir, Udo L. - aber auch mit mir. Denn ich habe diese gigantische Show, von der im Buch „Udo“ die Rede ist, im Stadion in Leipzig genossen. 2016, bei der „Keine Panik!“-Tour. Das Schlusskapitel erzählt von den Emotionen des Panikrockers kurz vor seinem Auftritt. Nicht anders wird es 2014 beim Konzert in der „Rock ’n’ Roll“-Arena gewesen sein. Das berührt, sicher ganz besonders die Leipziger. Von „Matz“ bis „Trommel-Mozart“: Die Biografie, die der Journalist Thomas Hüetlin gemeinsam mit Lindenberg geschrieben hat, erzählt Anekdoten aus sieben Jahrzehnten. Dabei kommt man dem Menschen Udo sehr nahe. Dem kleinen „Matz“, wie der nach Erich Zweitgeborene der Lindenbergs aus Gronau in Westfalen gerufen wird. Dem späteren „Trommel-Mozart“, dem erfrischend respektlosen Rocker, der sich mit flotten Sprüchen in die Politik einmischt, gegen Neonazis und für Humanismus eintritt. Der alles daran setzt, mit dem „Sonderzug nach Pankow“ durch die DDR touren zu können, und „Oberindianer“ Honecker 1987 gar eine Lederjacke schenkt. Doch die Tour klappt erst 1990. Und meine Kollegin Birgit Schöppenthau und ich sind als Youngsters beim Start in Suhl dabei, bekommen ein Exklusiv-Interview für die LVZ. „... oder ich versuch ein Comeback“: Ehrlich und selbstironisch blickt das Buch auf Udos (73) wildes Leben zurück, auch auf berauschende Hochzeiten mit „Lady Whiskey“ und schmerzhafte Scheidungen von ihr. „Trinken ist ein Fulltime-Job, da kommste nebenbei zu nix.“ 2006 stirbt sein Bruder Erich und Udo schreibt: „Entweder sauf ich mich tot oder ich versuche noch mal ein richtiges Comeback.“ Wie Phönix aus der Asche („Phönix aus der Flasche“, so Udo) taucht er wieder auf. Was folgt sind Mega-Alben und -Konzerte. Auch jetzt, wo „die Welt voll am Arsch“ sei (O-Ton Udo L.), müsse die Panikfamilie zusammenhalten, danach könne man wieder das Leben feiern. Bitte mit einem Mega-Konzert in Leipzig – siehe oben ... „Udo“ von Thomas Hüetlin und Udo Lindenberg, Kiepenheuer & Witsch, 352 Seiten, 24 Euro (gebundene Ausgabe), 12 Euro (Taschenbuch) James Gordon Farrell: „Troubles“ Elton John: „Ich Elton John – Die Autobiografie“ Thomas Glavinic: „Die Arbeit der Nacht“ Stan Nadolny: „Entdeckung der Langsamkeit“ Christoph Hein: „Ein Wort allein für Amalia“ Sven Regener: „Herr Lehmann“ Eugen Ruge: „Metropol“ Tony Hawks: „Mit dem Kühlschrank durch Irland“ Axel Brauns: „Buntschatten und Fledermäuse“ Uli Paulus: „Aller Tod will Ewigkeit“ Harriet Köhler: „Gebrauchsanleitung fürs Daheimbleiben“ Von Sabine Kreuz

Gegen den Corona-Koller - LVZ-Redakteure geben Tipps - „Udo“: Auf Zeitreise mit dem Panikrocker bis in die „Rock ’n’ Roll“-Arena