Er war Landtagspräsident und Fraktionschef der CSU in Bayern: Alois Glück gilt in der Partei immer noch als Vordenker, als Autorität: Der 78-Jährige ist nach dem dramatischen Wahlsonntag in großer Sorge um die CSU. Dass manche - auch Söder und Seehofer - das Resultat nun schönzureden versuchen, gefällt ihm nicht. Das Ergebnis sei eine „historische Zäsur”.
Glück hat ein Impulspapier („Die CSU ist am Scheideweg”) verfasst, das in der Partei kursiert und dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. „Der weitere Weg, die weitere Entwicklung der CSU und ihre Bedeutung für die Politik in Bayern und in Deutschland hängt von den Entscheidungen in den Tagen nach dieser Landtagswahl ab”, formuliert Glück. „Wenn sich die Debatte vor allem auf wechselseitige Schuldzuweisungen oder gar Machtkämpfe konzentriert, wird der weitere Bedeutungsverlust der CSU rasch zunehmen.” Der Partei drohen ein Schicksal wie der CDU in Baden-Württemberg.
Der CSU-Grande warnt dennoch davor, zur Tagesordnung überzugehen: „Wenn trotz vieler Beteuerungen im Endergebnis ein ‚weiter so‘ steht, werden Wählerinnen und Wähler, die bei dieser Landtagswahl aus verschiedenen Gründen die CSU nicht wählten aber sich damit nicht endgültig von der CSU verabschiedet haben, nicht zurückgewonnen werden können.” Glück fordert „Bereitschaft zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Ursachen”.
Ob Markus Söder und Horst Seehofer danach im Moment der Sinn steht? Hinter verschlossenen Türen geht es gerade um den Fahrplan für die nächsten Tagen. Sondierungen und Koalitionsverhandlungen zuerst, Fehleranalyse später.
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Von Rasmus Buchsteiner/RND