Während die Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt, ist der Fachkräftemangel nach wie vor Thema in vielen Branchen, wie die „Welt“ berichtet. Demnach könnten dem Arbeitsmarkt im nächsten Jahrzehnt bis zu 4,9 Millionen Arbeitnehmer fehlen.
Aktuell sind 1,2 Millionen Stellen offen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg ermittelte. Laut einem Bericht der „Bild“ stehen demgegenüber rund 2,5 Millionen arbeitssuchende Menschen in Deutschland – davon sind 842.000 länger als ein Jahr arbeitslos.
Branchenübergreifende Jobs für Langzeitarbeitslose
Im Jahr 2017 fanden insgesamt 162.192 Langzeitarbeitslose einen Job und somit den Weg aus der Arbeitslosigkeit. Obwohl die meisten nach wie vor eine Tätigkeit in der Leiharbeiter-Riege angenommen haben, kamen viele auch in anderen Branchen unter, wie die „Bild“ schreibt. In diesen zehn Sparten wurden die meisten Langzeitarbeitslosen eingestellt:
1. Handel
2. Lebensmittel- und Gastgewerbe
3. Reinigungsberufe
4. Fertigung
5. Unternehmensführung und Organisation
6. Bau und Ausbau
7. Soziale und kulturelle Dienstleistungen
8. Fertigungstechnische Berufe
9. Gesundheitsberufe
10. Unternehmensbezogene Dienstleistungen
Akuter Fachkräftemangel in der Dienstleistungsbranche
Eingliederungsmöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit ermöglichen Arbeitslosen den Quereinstieg in eben diese Berufsfelder, denen es an Fachkräften mangelt. Trotzdem fehlt es laut „Welt" vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich sowie im Dienstleistungsgewerbe an qualifiziertem Personal.
Eine Studie der Beratungsgesellschaft Korn Ferry hat nach „Welt“-Informationen bis 2030 einen akuten Personalmangel vorausgesagt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Allein in Dienstleistungsberufen fehlen bis dahin 1,2 Millionen Arbeitskräfte, im Verarbeitungsgewerbe gibt es weit über 600.000 frei Stellen und in der wichtigen Technologiebranche fehlen rund 200.000 Fachkräfte.
„Wer kein Abitur hat, hat geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt“
Die Kluft zwischen Fachkräftemangel und den zahlreichen Arbeitslosen auf dem Markt erklärt sich Korn Ferry wie folgt: Auf dem Arbeitsmarkt herrsche ein Überschuss an Geringqualifizierten. „Ein Mangel existiert nur für Arbeitnehmer mit höherer Bildungsqualifikation. Wer kein Abitur oder mindestens einen qualifizierten Berufsabschluss hat, hat bereits heute am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen“, sagt Thomas Haussmann, Spezialist für Vergütung und Arbeitsmärkte bei der Beratungsgesellschaft im Gespräch mit der „Welt“.
Eigeninitiative der Unternehmen ist gefragt
Investitionen in die Bildung und individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten – Hausmann sieht große Chancen für die Wirtschaft im Ausbau der Bildungsangebote. Dabei vertraue er weniger in die Politik, sondern setze auf Eigeninitiative der Unternehmen. „Wir empfehlen Unternehmen, noch stärker in die Eigenqualifikation ihrer bereits vorhandenen Arbeitnehmer zu investieren sowie Einsteigern rasche Fortbildungsangebote zu machen, wenn diese die notwendigen Qualifikationen bisher nicht erwerben konnten.“
Von RND/lf