Schaudt Mikrosa in Leipzig: Belegschaft kämpft gegen Schließung

Die Verhandlungen der Geschäftsführung des Leipziger Schleifmaschinenherstellers Schaudt Mikrosa GmbH mit dem Betriebsrat über die Abwicklung des traditionsreichen Standortes müssen neu aufgenommen werden. Das entschied jetzt das Leipziger Arbeitsgericht. Ursprünglich wollten die Verantwortlichen der Geschäftsführung die Verhandlungen für gescheitert erklären. Nun sind sie mit diesem Ansinnen vorerst selbst gescheitert. „Wenn man sich das von einem Gericht sagen lassen muss, ist das schon sehr peinlich“, kommentierte Leipzigs IG-Metall-Chef Bernd Kruppa die Entscheidung. „Also klares Eigentor für die Geschäftsführung.“ Die Metallergewerkschaft fordert fordern ernsthafte, seriöse Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Die Entscheidung des Gerichts sei ein Teilerfolg für den Betriebsrat des Schleifmaschinenbauers. Belegschaft pocht auf tragfähiges Konzept: Die Geschäftsführung der Schaudt Mikrosa GmbH hatte die Verhandlungen zum Interessenausgleich wegen der geplanten Betriebsstilllegung mit dem Betriebsrat für gescheitert erklärt und wollte vor dem Arbeitsgericht ein Einigungsstellenverfahren erzwingen. Das erlaubt das Betriebsverfassungsgesetz allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen, die das Arbeitsgericht Leipzig nicht gegeben sah. Der Betriebsrat sei weder ordnungsgemäß unterrichtet worden, noch hätte es betriebliche Verhandlungen zum Interessenausgleich gegeben, urteilte das Arbeitsgericht Leipzig (Aktenzeichen: 2 BV 11/20). Die Belegschaft habe ein betriebswirtschaftlich fundiertes Unternehmenskonzept vorgelegt, das sich die gesellschaftlichen Anforderungen nach Digitalisierung und Nachhaltigkeit zum Maß nimmt. „Wir glauben an unser Knowhow und wir werden alles dafür tun, um den Maschinenbaustandort zu retten“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Frank Lorenz. „Die drohende Schließung unseres Traditionsbetriebs wäre ein herber Verlust für Leipzig. Unser Konzept für den Transformationsprozess liegt auf dem Tisch. Jetzt brauchen wir die richtigen Partner für die Umsetzung.“ Rund 100 der insgesamt 160 Arbeitsplätze in Leipzig stehen auf dem Spiel. Positive Entwicklung jäh unterbrochen: Schaudt Mikrosa zählt zu den wichtigsten Akteuren auf dem globalen Markt für spitzenlose Schleifmaschinen. Die United Grinding Group als international tätiges Maschinenbaukonsortium gehört nach eigenen Angaben zu den Weltmarktführern. 2018 hatte ein von der Schweizer BZ Bank organisierter Investorenpool das Konsortium übernommen. „Die Entwicklung der United Grinding Group war bis zu dieser Übernahme sehr positiv“, so Kruppa. Die neuen Eigentümer hätten versprochen, den Erfolgskurs fortzusetzen. Kaum zwei Jahre später passiere nun genau das Gegenteil: „Schaudt Mikrosa soll Gewinninteressen geopfert werden“, warnt die Gewerkschaft. Von Winfried Mahr