Altenburger Gesundheitsamt: Weiter Bedrohungslage für Mitarbeiter

Gegen Ende seiner knapp siebenminütigen Rede formulierte Ralf Plötner, was viele Anwesende bewegte. „Der Amtsarzt ist nicht da, das entsetzt mich einfach“, sagte der Fraktionschef der Linken. Seine Partei hatte die mit Plötners Ausführungen am Donnerstag begonnene aktuelle Stunde zur „Pandemie-Bekämpfung durch das Landratsamt“ beantragt. Dabei habe Landrat Uwe Melzer (CDU) noch angekündigt, dass Professor Stefan Dhein nun wieder in Ausschüsse kommen werde. „Als Chef des Gesundheitsamts muss er Kontaktperson sein und ist Teil des öffentlichen Lebens.“ Linke kritisieren Arbeit des Landratsamts in der Krise: Zudem kritisierte Plötner, dass über Wochen Quarantänebescheide zu spät oder gar nicht verschickt wurden, das der Infektionsschutz im Fall mindestens einer Schule überhaupt nicht funktioniert habe, dass das Gesundheitsamt im Ernstfall schlecht bis gar nicht erreichbar gewesen sei und dass das Landratsamt selbst durch seine Allgemeinverfügung „Publikumsverkehr und Infektionsgeschehen“ organisiert habe. „Wie kann man denn die Bevölkerung auffordern, in ein Amt zu gehen, um die Begründung dafür einzusehen?“, fragte der Landtagsabgeordnete und stellte fest: „Hier wird die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet.“ Landrat begründet Fehlen des Gesundheitsamts mit Bedrohungslage: Daraufhin räumte Melzer ein, dass man „Probleme im Haus gehabt“ habe und es deshalb zu „Verzögerungen bei den Quarantänebescheiden gekommen“ sei, „zum Teil länger als zehn Tage“. Aber nach dem infektionsbedingten Ausfall von 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamts kurz vor Weihnachten habe man in Sachen Struktur nachjustiert, jedem Team klare Aufgaben zugewiesen und die Mitarbeiter dezentral organisiert. So sitze nun etwa die Kontaktnachverfolgung im Spiegelsaal. Im Ergebnis seien „heute alle Bescheide tagaktuell“ abgearbeitet worden, erklärte Melzer. Das Ganze laufe inzwischen so gut, dass „andere Landkreise anfragen, um zu sehen, wie wir hier arbeiten“. Zum Fehlen Dheins sagte der Landrat: „Der Amtsarzt ist im Dienst, natürlich“, aber „der Hauptchef bin ich“. Damit sowie mit dem Chef des Krisenstabs und dem Fachbereichsleiter Soziales und Gesundheit seien ausreichend auskunftsfähige Ansprechpartner anwesend. Dass „keiner aus dem Gesundheitsamt da“ sei, habe man „bewusst“ entschieden. „ Wir haben gesehen, was für Angriffe gemacht werden. “ Starke-Heimat-Chef macht Linke mitverantwortlich für Anschlag: An das von Melzer vorgebrachte diffuse Bedrohungsszenario knüpfte Uwe Rückert an. Angesichts dessen werde „selbst der beste Mitarbeiter krank“, sagte der Vorsitzende der Fraktion Starke Heimat zu Dheins wiederholten Ausfällen. „Ich glaube auch, dass es weniger physisch war, was ihn in den Krankenstand trieb.“ Auch für den etwa von der AfD kritisierten Urlaub des Amtsarztes im Oktober, als die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis erst die Marke von 50 und dann von 100 knackte, hatte Rückert Verständnis. Dafür fehlte ihm dieses für die Kritik der Linken, denen er eine Mitschuld für das als Anschlag interpretierte Lockern von Radmuttern an Dheins Auto gab: Leute wie Plötner, den er namentlich ansprach, „sollten sich fragen, ob sie nicht etwas beigetragen haben dazu“. Auch viel Lob für Arbeit der Behörden: Zuvor hatte schon CDU-Fraktionschef Zippel verbal zurück gekeilt und den Landrat und die Leistung seiner Behörde gegen „das Bashing“ verteidigt, wobei er Plötners Auftreten als „bösartig“ markierte. Das wiederum rief die SPD/Grüne-Fraktionschefin Katharina Schenk auf den Plan, die daran erinnerte, dass man „hier nicht im Landtag“ sei und es besser wäre, „wenn wir mehr auf das Lösen der Krise als auf das Problematisieren der Krise abheben würden“. Ihrem „herzlichen Dank an die engagierten Mitarbeiter im Gesundheitsamt“ schlossen sich letztlich alle Fraktionen an. Von Thomas Haegeler