Auch im Altenburger Land als Fachmann gefragt: Orgelbauer Bochmann verstorben

Er war ein zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner, wenn es um Orgelbau, vor allem aber um Orgelrestaurierungen und Orgelreparaturen ging – nicht nur in seinem Heimatort Kohren-Sahlis, sondern vor allem in der Großregion Leipzig, im Altenburger Land oder in ganz Mitteldeutschland: Der Orgelbauer Gerd-Christian Bochmann. Am 18. Dezember ist er im Alter von 77 Jahren verstorben. 1943 in Zwickau geboren, entstammte Bochmann einer Kantoren- und Lehrerfamilie aus Meerane. Sein Vater war neben dem Lehrerberuf Organist in Eythra, später im erzgebirgischen Lauter sowie an der Stadtkirche in Frohburg. Mit Begeisterung erlebte der junge Gerd-Christian die Wartungsarbeiten an der dortigen Orgel, so dass sein Entschluss heranreifte, selbst Orgelbauer zu werden. Tischlerlehre in Frohburg: Zunächst absolvierte er eine Tischlerlehre in Frohburg. Sie bildete die Voraussetzung für den Orgelbau, den er bei dem Leipziger Orgelbaumeister Hermann Lahmann erlernte. 1976 legte er die Meisterprüfung mit dem Bau eines Orgelpositivs ab, das sich heute in Privatbesitz befindet. Bis 1987 blieb er der Werkstatt seines Lehrmeisters treu. Entscheidende Stationen in dieser Lehre- und Gesellenzeit waren die Restaurierungen historischer Instrumente unter anderem in Brandis, Gerichshain oder Weißbach bei Schmölln. 1987 wagte Bochmann den Schritt in die Selbstständigkeit. Das war wahrlich keine leichte Entscheidung, in der DDR mit den wirtschaftlichen Einschränkungen und Engpässen eine eigene Werkstatt aufzubauen. Seine Wahl fiel dabei auf Kohren-Sahlis. Zusammen mit seiner Frau Marlene und später mit seinem Sohn Thomas betrieb er die kleine, aber feine „Orgelbaufirma Gerd-Christian Bochmann“, in der alle anfallenden Orgelbauarbeiten erledigt wurden. Lediglich die Anfertigung neuer Orgelpfeifen oder Klaviaturen gab er bei anderen Firmen in Auftrag. Instrumente von bedeutenden Orgelbauern restauriert: Im Mittelpunkt seines Wirkens stand die Sanierung und Restaurierung historischer Orgeln, denn durch die Mangelwirtschaft in der DDR blieben sie größtenteils erhalten und waren oft in letzter Minute noch zu retten. Damit ergab sich für ihn ein unglaublich breites stilistisches Arbeitsfeld, das aber auch hohe Sachkenntnis im Detail verlangte. Dabei gelang es ihm immer wieder erneut, alle Ansprüche und Wünsche der Kirchgemeinden mit den strengen Anforderungen der Denkmalpflege in Einklang zu bringen. Die Liste seiner Arbeiten ist sehr lang und beinhaltet Restaurierungen von Instrumenten bedeutender Orgelbauer wie Friedrich Wilhelm Trampeli, Friedrich und Oskar Ladegast, Karl Ernst Poppe oder Orgeln der Firmen Walcker, Jehmlich oder Furtwängler & Hammer. Dabei führten ihn seine Aufträge bis zur Insel Rügen, nach Berlin oder ins vogtländische Plauen. Zahlreiche Orgeln des Altenburger oder Kohrener Landes von Windischleuba über Altkirchen bis nach Gnandstein verdanken ihre wiedererstandene Klangpracht seiner Handwerkskunst. Orgel in Rositzer Kirche war seine letzte Arbeit: Ab 2008 führte er die Werkstatt zusammen mit seinem Sohn Thomas. Ich habe ihn oft bei Einweihungen der von ihm restaurierten Orgeln als fröhlichen und ganz der Kunst verbundenen Meister erlebt, so bei einem Konzert der 1752 erbauten Gerstenberg-Orgel in Obergräfenhain, die zu den besonderen Kostbarkeiten unserer Landschaft zählt. Bei jenen Begegnungen habe ich ihn auch nach seinem künstlerischen Leitbild gefragt. Ohne zu überlegen kam seine Antwort: „Das ist der Altenburger Hoforgelbauer Tobias Heinrich Gottfried Trost. Das ist wirklich Musik, das ist Orgelkunst“. Seine letzte Arbeit war die Restaurierung der von Christoph Opitz erbauten Orgel in der Kirche zu Rositz, deren festliche Wiedereinweihung er leider nicht mehr miterleben konnte. *Dr. Felix Friedrich ist Schlossorganist in Altenburg und promovierter Musikwissenschaftler. Durch seine internationale Konzerttätigkeit und seine orgelbauliche Forschungsarbeit hatte er oft Kontakt zu Gerd-Christian Bochmann. Von Felix Friedrich*