Großer Altenburger nach Corona-Erkrankung gestorben: Peter Friedrich ist tot

Die Skatstadt trauert um einen großen Altenburger: Der frühere Bundestagsabgeordnete Peter Friedrich ist tot. Wie die OVZ aus gut informierten Kreisen erfuhr, starb der 78-Jährige in der Nacht zum Mittwoch im Universitätsklinikum Leipzig, wo er bereits seit einiger Zeit wegen einer schwer verlaufenden Corona-Erkrankung behandelt worden war. Offenbar handelt es sich dabei auch um die Todesursache. Friedrich hinterlässt seine Ehefrau und zwei erwachsene Söhne. Profiliertem Politiker gelang einmaliges Kunststück: Der frühere Rechtsanwalt war einer der profiliertesten und kompetentesten Politiker der Region. Er zählte 1990 zu den führenden Köpfen bei der Neugründung der SPD in Altenburg. Von 1991 bis 1993 führte er den hiesigen sozialdemokratischen Unterbezirk als Vorsitzender und gehörte ab 1992 auch dem Thüringer Parteirat an. Von 1990 bis 1998 saß er zudem im Landtag und war dessen Vizepräsident. Bei den Bundestagswahlen 1998 gelang ihm darüber hinaus das Kunststück, als erster und bisher einziger Politiker aus dem Altenburger Land der CDU das Direktmandat abzunehmen. Nach einer Legislatur schied der gebürtige Geraer allerdings wieder aus und verabschiedete sich von der großen politischen Bühne. Das hinderte ihn aber nicht daran, sich weiter kommunalpolitisch zu engagieren, was er unter anderem jahrelang im Kreistag und im Altenburger Stadtrat – auch als dessen Vorsitzender – tat. Wegbegleiter sind tief betroffen und beklagen großen Verlust: „Ich bin ganz tief betroffen von der traurigen Nachricht und in Gedanken bei seiner lieben Frau und seiner Familie“, sagte Altenburgs Ex-Oberbürgermeister Michael Wolf (SPD) auf Nachfrage am Mittwochnachmittag. „Ich habe Peter immer sehr geschätzt. Er war ein hochintegrativer, vermittelnder und weit über die Parteigrenzen hinaus ehrenamtlich engagierter Mensch.“ Er habe ihn selbst maßgeblich auf seinem politischen Weg geprägt und vor 21 Jahren zur OB-Kandidatur ermuntert. „Er war mir ständiges Vorbild und väterlicher Freund, den ich gern um Rat gefragt habe.“ So gehörte Friedrich etwa zu jenem ausgewählten Trio, das Wolf 2017 – im Gegensatz zum Rest der SPD – in den Plan seines überraschenden politischen Abschieds einweihte. Auch Altenburgs aktueller Rathauschef André Neumann (CDU) reagierte bestürzt auf Friedrichs Tod. Zumal der 43-Jährige seine politische Arbeit für Altenburg 2009 unter dem damaligen Stadtratschef begann. „Es gibt nur wenige Altenburger, die über ihren Beruf, ihre politische Tätigkeit und ihr außerordentliches Engagement so viele Spuren hinterlassen haben“, sagte der OB. Als Beispiele nannte er neben der Sanierung des früheren Residenzschlosses auch Friedrichs starke Unterstützung des Vorhabens, dass Stadt und Landkreis nun gemeinsam den Schlossberg mit Schloss, Lindenau-Museum und Mauritianum voranbringen. „Er war stets der Sache und der Stadt verpflichtet, ohne Scheuklappen und Parteibefindlichkeiten.“ Engagement im Schlossverein und in der Sparkasse: Mit Friedrich starb nach dem Tod des früheren Bürgermeisters der Skatstadt, Rolf Bräunig, binnen kurzer Zeit der zweite prägende Kopf des Altenburger Schlossvereins, dem der Verstorbene 1996 – kurz nach dessen Gründung – bis 2017 vorstand und dem er danach weiter die Treue hielt. Auch im Verwaltungsrat der Sparkasse Altenburger Land engagierte sich Friedrich seit 2009 über viele Jahre in der Position des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden. Friedrich, der evangelisch war, studierte nach dem Abitur, das er 1962 an der Abendschule erworben hatte, zunächst Politische Ökonomie, später mit Nebenfach Journalistik. Teilweise parallel dazu begann er 1964 zudem ein Jurastudium, das er 1970 abschloss, ehe er ab dem darauffolgenden Jahr als Rechtsanwalt arbeitete. Zuvor hatte er als Feinmechaniker, Krankenpfleger und als Assistent an der Universität gearbeitet, ehe er als Assistent des Generaldirektors der Vereinigung Volkseigener Betriebe Werkzeug, Vorrichtungen, Holzverarbeitungsmaschinen (VVB WVH) Gera und bei Carl Zeiss Jena sowie als Rechtsanwalt sein Geld verdiente. Von Thomas Haegeler