Gütesiegel „Kinderfreundliches Haus“ zweimal in Meuselwitz vergeben

Die Stadt Meuselwitz ist um zwei Gütesiegel für „Kinderfreundliche Häuser“ reicher. Das letzte Siegel innerhalb des Projektes „Junges Wohnen“ ist ja auch schon eine Weile her. Das gab es 2012 für drei Häuser im Wohngebiet Zetkinstraße. Gelbe Plaketten für gutnachbarliches Miteinander: In diesem Jahr dürfen sich die Hausgemeinschaften in der Bahnhofstraße 14 und in der Lutherstraße 6 darüber freuen, jetzt hochoffiziell mit dem Titel „kinderfreundlich“ für sich werben zu können. Vizelandrat Matthias Bergmann und Gleichstellungsbeauftragte Bärbel Müller überreichten kürzlich im Beisein des Meuselwitzer Bürgermeisters Udo Pick (FDP/BfM) die gelben Plaketten für beide Hausgemeinschaften in der Bahnhofstraße 14. Das Partyzelt im geräumigen Hinterhof mit den bunten Ballons und die Rostbratwürste auf dem Grill gaben schon einen ersten Eindruck in das Miteinander der Hausbewohner. „Pullerparty“ in der Bahnhofstraße: Familie Schulz-Steinbrich wohnt seit Ende 2013 im modernisierten Jugendstilbau und fühlt sich unter den sechs Mietparteien sichtlich wohl. Teilweise kennt man sich noch aus der Schulzeit. „Bei uns ist das eine interessante Mischung“, meint Konrad Schulz, der mit Söhnchen Gunnar den jüngsten Mieter auf dem Arm hält. Der Kleine hat mit seinen 14 Monaten bereits zwei eigene Geburtstagsfeten gemeinsam mit der ganzen Hausgemeinschaft erlebt – die sogenannte „Pullerparty“ direkt zur Geburt und seinen ersten Geburtstag. Der große geschlossene Hof mit Wiese hinterm Haus bietet genug Platz zum Feiern und Spielen und erfüllt damit eines der vielen Kriterien des Gütesiegels. Miteinander reden war DDR-Mentalität: Die Initiative „Junges Wohnen“ ist 2006 von Bärbel Müller ins Leben gerufen worden. Inzwischen sind bereits 34 Wohngemeinschaften im Landkreis Plakettenbesitzer. Sie haben eine kinderfreundliche Hausordnung, ausreichend Stellplätze für Fahrräder und Kinderwagen und lösen ihre Konflikte im konstruktiven Gespräch miteinander. Das, was heute erst wieder unter Hausbewohnern etabliert werden muss, war zu DDR-Zeiten gang und gäbe. Damals war es völlig normal, dass Nachbarn miteinander gesprochen haben. Das sieht in der Gegenwart leider anders aus. „Es ist gar nicht selbstverständlich, dass man miteinander statt übereinander redet“, kommentiert Vizelandrat Matthias Bergmann. „Wenn wir also mit sowas wie hier Schule machen können, dann nutzt das uns allen.“ Denn wenn die Situation bei Streitigkeiten hochgekocht ist und Behörden eingreifen müssen, kann das nur noch Symptombehandlung sein. Leidenschaftliches Zusammenwohnen: Die Auszeichnung „Kinderfreundliches Haus“ wird für drei Jahre vergeben. Dann wird nachkontrolliert. „Alle haben die Kriterien dieses Jahr wieder erfüllt und wohnen leidenschaftlich gern zusammen“, freut sich Bärbel Müller. Auch die neuen Plakettenbesitzer in der Lutherstraße 6 unterstützen sich gegenseitig im Alltag. „Wir helfen der alten Dame im Haus, die Mülltonnen raus zu schaffen“, erzählt Familienvater Ron Baudach. „Sie erinnert mich im Gegenzug immer an die Hausordnung.“ Fred Reichel, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsgesellschaft Meuselwitz, ist sich sicher: „Nächstes Jahr machen wir auch wieder mit. Ich habe es der Frau Müller schon versprochen.“ Von Dana Weber

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