Kunden im Schrauben-Glück: Nobitzer Baumarkt öffnet versehentlich

Die Nachricht machte die Runde wie ein Lauffeuer, kaum dass sie in der Welt war: Im Altenburger Land öffnete erstmals seit Monaten wieder ein Baumarkt für Publikumsverkehr. Komplett. „Ab 02.03. haben wir wieder für alle geöffnet“, lautete die Werbebotschaft, die das Unternehmen unter anderem in die sozialen Netzwerke schickte. Darunter ein Foto, wie jemand beherzt in die Schrauben-Auslage greift. Ein lange entbehrter Anblick. Schließlich gibt es seit vergangenem Jahr nur Telefon, E-Mail, Click & Collect. Eine Notlösung, aber kein adäquater Ersatz für das Erlebnis, in langen Baumarktgängen auf Holz-, Metall- und Maschinenfühlung zu gehen. Der Sonderpreis-Baumarkt in Nobitz stellte nun in Aussicht, worauf viele Kunden so lange gewartet hatten. Und tatsächlich: Der Markt machte wieder auf. Auch am Mittwochvormittag konnte die Kundschaft noch ungezwungen lustwandeln zwischen Lacken und Leitern, Lampen und Druckreinigern, Werkzeug und Maschinen. So mancher fragte sich allerdings: Wie kann das sein? Schließlich erlaubt Paragraf 8 der aktuellen Thüringer Corona-Verordnung seit Montag nur Baumschulen, Gartenmärkten, Gärtnereien und Floristikgeschäften, wieder Publikum in alle Ecken zu lassen. „Wir zählen als Mischmarkt“, erklärte eine Mitarbeiterin unter Verweis, dass neben Baumarktartikeln ja auch Gartenbedarf verkauft werde. Das sei behördlich so abgesegnet. Es war ein Missverständnis: Wie sich noch im Laufe des Mittwochvormittags herausstellte: ein Missverständnis – das mit einer Videokonferenz mit Marktleitung, Gemeinde Nobitz und Landratsamt ausgeräumt wurde. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir als Mischbetrieb öffnen dürfen und haben uns rechtzeitig beim Ordnungsamt angemeldet“, schilderte Martin Lenk, Franchise-Nehmer des Sonderpreis-Baumarktes in Nobitz, auf Anfrage. „Die Zuständigkeiten und Verordnungen variieren jedoch von Kommune zu Kommune sehr stark – in diesem Fall ist die Infektionsschutzbehörde zuständig.“ Absperrband wird ausgerollt: Und die war am Mittwoch auch vor Ort, wie das Landratsamt bestätigte. Sogleich wurden Schrauben, Werkzeug & Co. hinter rotweißes Absperrband verbannt. Frei zugänglich sind neben Gartenartikeln nun unter anderem nur noch Schreib- und Bürowaren, Bastelbedarf, Tiernahrung sowie Fahrrad- und Autozubehör. Der Rest muss weiter vorab bestellt und separat abgeholt werden. „Es ist zu Missverständnissen gekommen, die heute abschließend geklärt worden sind“, resümierte Martin Lenk. Immerhin: Die Behörden haben sich dem Vernehmen nach sehr kooperativ verhalten. Ein Bußgeldverfahren werde nicht eingeleitet, teilte das Landratsamt mit. Von Dana Weber und Kay Würker