„Punker Haase“: Nach zwei Jahren läuft Anklage wegen Totschlags in Altenburg

Gut zwei Jahre nach dem Tod von „Punker Haase“ in Altenburg hat sich bei der juristischen Aufarbeitung des Gewaltverbrechens etwas getan. Wie die Staatsanwaltschaft Gera und das Landgericht Gera nun auf LVZ-Nachfrage bestätigten, sind im Juli des Vorjahres die beiden von Anfang an Verdächtigen wegen gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt worden. Auch wenn die Anklage dem 42-jährigen Beschuldigten aus der Skatstadt und seiner aus Borna stammenden 29-jährigen Freundin schon zugestellt wurde, ist das Hauptverfahren noch nicht eröffnet. Weitere Auswertung von Spuren und Handy-Daten nötig: Dass die 1. Strafkammer bisher noch keine Verhandlungstermine dafür angesetzt hat, liegt laut Ermittlern und dem Vorsitzenden Richter Uwe Tonndorf daran, dass die Beweislage schwierig ist und die Kammer zu verschiedenen Aspekten noch Nachermittlungsbedarf sieht. Während die Staatsanwaltschaft erklärte, dass vor allem „ergänzende rechtsmedizinische Untersuchungen“ beauftragt worden seien, wurde Tonndorf konkreter. Demnach gehe es etwa um die zusätzliche Auswertung von Spuren am Tatort in der Fabrikstraße und von Handy-Daten. Zudem ergaben sich „weitere Fragen an einen gerichtsmedizinischen Sachverständigen“. Tatverdächtige bestreiten Totschlag: Nach anfänglichem Schweigen haben beide Tatverdächtige laut Staatsanwaltschaft inzwischen zu dem Vorwurf ausgesagt, geben sich gegenseitig kein Alibi für die Tatzeit, bestreiten aber, „Punker Haase“ Ende 2018 getötet zu haben. Geschehen sein soll das den Ermittlungen zufolge am 27. Dezember nach 21.30 Uhr in der Wohnung des damals 33-Jährigen in der Fabrikstraße 10, wo zeitweise auch der nun Angeklagte lebte und die seit Sommer 2019 wieder anderweitig vermietet ist. Wie die Obduktion ergab, wurde der unter seinem Spitznamen stadtbekannte Mann erdrosselt. Sein Tod löste in Altenburg Bestürzung und große Anteilnahme aus, wovon ein Trauermarsch sowie Blumen und Kerzen am Tatort zeugten. Ex-Mitbewohner: Erst mal etwas nachweisen: Womit dem früheren „Punker“ die Luft abgeschnürt wurde, ist indes nicht bekannt. Möglich wäre etwa jener Strick, mit dem er LVZ-Informationen zufolge nahe eines Fensters festgemacht am Morgen des 28. Dezember 2018 von der Polizei gefunden worden war. Gerufen wurden die Beamten von den beiden Beschuldigten. Allerdings fanden sich am Tatort Hinweise darauf, dass „Haase“ erst nach seinem Tod zum Fenster geschafft wurde, was offenbar geschah, um einen Suizid durch Strangulation vorzutäuschen. Bereits vor der Gewalttat soll es laut Zeugen auf dem Weg vom Bahnhof-Center, wo sich das Trio regelmäßig aufhielt, zur Wohnung zu einem Streit gekommen sein, der später zur Schlägerei eskaliert sein soll. Aus dem Umfeld heißt es zudem, dass dabei neben Drogen und Alkohol auch politische Differenzen eine Rolle gespielt haben sollen. Gegenüber einer Bekannten soll der 42-Jährige zudem gesagt haben, dass man ihm erst mal etwas nachweisen solle. Solange das nicht geschehe, sei er unschuldig. Ermittler halten sich zu weiteren Ergebnissen bedeckt: Dass die Beweislage nicht die beste ist, zeigte sich schon früh. Nachdem die beiden Tatverdächtigen am 29. Dezember 2018 festgenommen worden waren, kamen sie nach knapp vier Wochen am 25. Januar 2019 wieder aus der Untersuchungshaft frei. Das hatte seinerzeit die Staatsanwaltschaft selbst beantragt, weil die Ermittlungsergebnisse „in der Gesamtschau die Inhaftierung nicht mehr“ trugen. Ob die Nachermittlungen an dieser Situation etwas geändert haben, dazu hält sich die Staatsanwaltschaft noch bedeckt. Zwar liegen bereits einige neue Ergebnisse vor, aber „eine abschließende Bewertung, ob sich die Beweislage insgesamt verbessert beziehungsweise verschlechtert hat, ist erst nach Vorliegen der Ergebnisse aller in Auftrag gegebener Untersuchungen möglich“, hieß es dazu. Mit Anklageerhebung gehe man aber „von einem wenigstens hinreichendem Tatverdacht aus“. Richter mit Tendenz, Hauptverhandlung zu eröffnen: Auch die 1. Strafkammer kann „erst nach Abschluss der Nachermittlungen entscheiden, ob das Hauptverfahren eröffnet“ wird, ließ Landgerichtssprecher Steffen Wunderlich wissen. „Eine gewisse Tendenz hierfür besteht nach der Einschätzung des Vorsitzenden der 1. Strafkammer zum gegenwärtigen Stand.“ Er gehe davon aus, dass man dies „gegen Ende des ersten Quartals“ dieses Jahres entscheiden werde. Von Thomas Haegeler