Video-Aktion für Altenburgs Einzelhandel zeigt erste Erfolge

„Bisher haben wir 12 Videos gedreht und es gibt noch mehr Anfragen – die Aktion ist also gut angelaufen“, sagt Susann Seifert von den Stadtmenschen. Auf Anregung der Stadt hat die Initiative vor knapp zwei Wochen eine „Digitale Starthilfe für Einzelhändler“ ins Leben gerufen. Weil Altenburgs Einzelhandel wegen der Corona-Pandemie brach liegt und die meisten Geschäfte geschlossen bleiben müssen, kämpfen viele Läden um ihr Überleben. Doch die Waren finden dank der Video-Aktion „#dasbestedrausmachen “ trotzdem ihren Weg zu den Kunden. In kurzen Beiträgen stellen die Läden ihr Angebot in der Corona-Zeit vor. Bücher, Blumen oder Kleidung können häufig zu bestimmten Zeiten in den Läden abgeholt werden oder werden sogar nach Hause geliefert. Sehr viel läuft übers Internet. „Die Aktion soll Mut machen und zeigen, dass es weiter geht“, betont Altenburgs Wirtschaftsförderer Tino Scharschmidt, der seitens der Stadt die digitale Starthilfe unterstützt. Trotz Schließungen ins Wohnzimmer und ins Gedächtnis: „Durch das Video der Stadtmenschen haben uns bereits erste Anfragen und Aufträge erreicht“ sagt Sandra Kretschmann vom gleichnamigen Uhrmacher-Geschäft. Zwar ist der Laden derzeit geschlossen, aber Uhrmachermeister André Kretschmann arbeitet in der Werkstatt weiter und nimmt Aufträge entgegen. Kaputte Uhren können im Laden abgegeben oder bei Bedarf auch von zu Hause abgeholt werden. „Wir freuen uns sehr, dass die Stadtmenschen so prompt auf die Situation reagiert haben und mit ihrer tollen Idee die Gewerbetreibenden trotz Schließungen in die Wohnzimmer und somit ins Gedächtnis der Menschen im Altenburger Land bringen“, so Sandra Kretschmann. Paten für das digitale Neuland: Ein Online-Auftritt ist dieser Tage besonders wichtig, aber längst nicht für alle Geschäfte selbstverständlich. Gerade für ältere Inhaber in Altenburg ist die digitale Welt eher Neuland, das sie dank der tatkräftigen Unterstützung der Stadtmenschen aber nicht alleine betreten müssen. Denn Jugendliche stehen den Einzelhändlern als „digitale Paten“ zur Seite – beispielsweise beim Dreh der Videos. Um so wenig Kontakte wie möglich zu verursachen, haben die Stadtmenschen zusätzlich ein Video-Tutorial entwickelt, das den Dreh mit dem Smartphone im eigenen Geschäft erklärt. Die Bearbeitung des Filmmaterials übernehmen die Stadtmenschen. Sie verbreiten die Videos auch auf ihrer Homepage und über ihre Social Media Kanäle, damit möglichst viele potenzielle Kunden erreicht werden. Videos haben deutlichen Effekt: „Unser Video hat schon einen deutlichen Effekt gehabt. Erst heute habe ich wieder einige Bestellungen weggebracht“, erzählt Stephanie Newald. Auch für ihr Kosmetikstudio „Nouvelle Beauté“ hat sich die Teilnahme an der Video-Aktion also gelohnt. Aktuell können Kosmetikbehandlungen natürlich nicht stattfinden und ihr Studio muss geschlossen bleiben. Aber die Kundinnen können zumindest ihre gewohnten Beauty-Produkte bestellen. Auch Gutscheine und Gesundheits-Tees können weiterhin erworben werden. Erzwungene Digitalisierung als Chance: Susann Seifert erhofft sich von den erzwungenen Digitalisierungs-Maßnahmen in Altenburgs Einzelhandel einen bleibenden Effekt. „Ich hoffe, dass viele Geschäfte einen Mehrwert darin erkennen, auch online präsent zu sein“, sagt sie. Auch für Ihre Farbküche entwickelt sie gerade einen Online-Shop – eine ganz neue Erfahrung. Sie wünscht sich für die Zukunft einen gemeinsamen Internetauftritt aller Altenburger Händler. Das „Skatstadtshopping“ soll über Öffnungszeiten informieren oder gemeinsame Gutscheinaktionen aller Läden ermöglichen. Vielleicht erkennen einige Geschäfte die Chance digitaler Angebote und machen positive Erfahrungen, die über die Krise hinaus wirken. Für Altenburgs Einzelhandel kann das nur von Vorteil sein. Die Corona-Krise bremst nicht nur das öffentliche Leben aus – sie sorgt an anderer Stelle auch dafür, dass lang geplante Projekte plötzlich enormen Schub erhalten. So soll, wenn nichts mehr dazwischen kommt, die seit längerem geplante Altenburg-App noch in dieser Woche an den Start gebracht werden. Das Projekt, das bereits seit Ende 2018 im Umfeld der Stadtmensch-Initiative thematisiert wird, biegt derzeit in einer ersten Version auf die Zielgerade ein. „Bislang hat es noch am Geld gefehlt. Angesichts der Krise hat man bei Stadtmensch jetzt entschieden, die Idee zu fördern“, berichtet Nico Schmidt vom Jugendforum. „Ursprünglich wollten wir die App selbst entwickeln, haben damit jetzt aber ein Unternehmen beauftragt, das uns das Grundgerüst erstellt hat.“ Der 19-Jährige ist nun dabei, die App mit Inhalten zu füllen. Statt der ursprünglich geplanten Sammlung von touristischen Angeboten sowie aktuellen Veranstaltungsinfos werden nun Unternehmen gelistet, die im Zuge der Krise auf anderen Wegen ihre Kunden erreichen müssen oder besondere Angebote auflegen oder Services anbieten. Gewerbetreibende können auf der Internetseite der Stadtmensch-Initiative unter www.stadtmensch-altenburg.org unter dem Menüpunkt „Corona“ ihre jeweiligen Angebote eintragen und so an Schmidt melden. Von Lilly Günthner und Bastian Fischer

Ladenschließungen wegen Covid-19 - Video-Aktion für Altenburgs Einzelhandel zeigt erste Erfolge