Bad Dübener Markthändler Mike Heßler geht langsam die Luft aus

Das Wasser steht Korbmachermeister Mike Heßler bis zur Oberkante Unterlippe. Denn seit fast einem Jahr geht bei dem 53-jährigen selbstständigen Korbmacher aus Bad Düben fast nichts mehr. „Der letzte richtige Markt fand am 8. März 2020 in Ottendorf-Okrilla statt. Seitdem ist es bis auf ein paar kleinere Abendmärkte in Delitzsch und Torgau still geworden in der Markthändlerbranche. Einige sind schon von der Bildfläche verschwunden, noch etliche werden folgen“, erklärt der Bad Dübener. Derzeit nur kleine Aufträge: Aktuell hält sich der Korbmacher mit kleinen Aufträgen über Wasser. Hier ein Stuhl mit neuem Korb bespannen, woanders einen alten Schaukelstuhl aufarbeiten und gelegentlich die Sonderanfertigung eines Korbes erledigen. Doch die Aufträge sind derzeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Gleich zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr hat der 53-Jährige staatliche Hilfe beantragt. Die kam schnell. Auf weitere Hilfe muss er bis heute warten. „Mein Steuerbüro hat mir die Auskunft gegeben, das ich nur 78 Prozent Einbuße habe. Weitere Hilfe gibt es aber erst ab 80 Prozent Einbuße. Was soll man da noch machen“, so Heßler. Seinen einzigen Mitarbeiter musste er in Kurzarbeit schicken. Er kommt aktuell nur für ein paar Stunden in die Werkstatt, wenn kleine Aufträge abzuarbeiten sind. „Lange geht das alles nicht mehr gut. Wenn auch die Märkte im Frühjahr abgesagt werden, dann muss ich meinen Betrieb entweder zusperren und mir einen anderen Job suchen oder einen Kredit aufnehmen“, blickt der Korbmacher mit einigen Sorgen in die Zukunft. Waren auch im Westen beliebt: Und dabei florierte das Geschäft mit den Körben in der Vergangenheit. Denn die Produkte galten früher sogar als sogenannte Bückware und man musste oftmals lange auf seinen bestellten Korb warten. Denn die Einkaufskörbe, Kinderfahrradsitze und Tabletts aus Korb waren Renner und auch im Westen beliebt. Viele seiner damaligen Kunden schickten die Körbe als Geschenke zur Verwandtschaft in den Westen. „Das waren noch Zeiten. Damals nahmen die Kunden lange Wartezeiten für solche Körbe in Kauf“, erinnert sich Heßler. Lesen Sie auch: Düben: Einst warteten Kunden Jahre auf Körbe von Erich Heßler Kräutermarkt: Händler bieten Bestes aus der Dübener Heide an Delitziös: Delitzsch feiert Abendmarkt Unternehmen mit langer Geschichte: 1885 wurde der Korbmacherbetrieb gegründet. Bis zur Wende lief er wie von allein. Mit der Marktwirtschaft wurde es schwer. Die Belegschaft schrumpfte auf drei Leute. Wegen der Billigimporte aus dem Ausland mussten sich die Heßlers neu orientieren. Das war dann die Hauptaufgabe von Sohn Mike, der den Betrieb 1999 von Vater Erich übernahm. Er spezialisierte sich später auf die Stuhlflechterei. In stundenlanger Handarbeit repariert er dabei bis zu 100 Jahre alte Stühle.Mike Heßler vertreibt aber nach wie vor auch Korbwaren auf Märkten in der ganzen Region – wenn sie denn stattfinden können. Von Steffen Brost