Postkutschentreffen in Bad Düben lässt die Zeit vor dem Automobil auferstehen

Eine Berline mit Coupé – dieser klangvolle Name gehört einer Postkutsche, die bis zu neun Passagiere transportieren kann. Diese und drei weitere historische Gefährte sorgten am vergangenen Wochenende für Aufsehen an der Bockwindmühle in Bad Düben. Von bis zu vier stattlichen Pferden wurden die historischen Fuhrwerke gezogen. Die Kutscher in geschichtsträchtiger Tracht thronten auf ihren Kutschböcken und hielten ihre Pferde in Zaum. Stilecht in historischer Uniform: Zwischen ihnen, ebenfalls in historischer Postuniform, stand André Kaiser. Er selbst bewegte die Kolosse mit den hölzernen Rädern nicht, wusste aber um ihre Geschichte und klärte interessierte Gäste auf. „So eine große Postkutsche kann nur von Fachleuten bewegt werden. Dazu benötigt man umfangreiches Pferdewissen, denn man trägt eine große Verantwortung, wenn man diese Kutschen auf den Straßen bewegt. Pferde sind Fluchttiere“, sagte der Experte, der selbst eine Postkutsche und einen Postschlitten sein Eigen nennt. Die Farben Gelb und Blau zeugen vom Sächsischen Postwesen, war von ihm ebenfalls zu erfahren. Während die Gäste in den Gefährten Platz nahmen, machten sich die Gespannführer bereit, gaben ihre Kommandos, sodass die vorgespannten Kraftpakete sich in Bewegung setzten. Noch ein kurzes Wiehern und schon schlug die Kutsche den Weg in Richtung Hammermühle ein. Per Kutsche durch die Kurstadt: Kerstin Händler und Max Peter saßen auf dem Kutschbock eines Landauers: keine Postkutsche, aber ein fast 100 Jahre altes Transportmittel, das einst das Straßenbild prägte. Gemeinsam mit den Freunden Eva und Eberhard Böhme stiegen Elisabeth und Rainer Schmalz zu und ließen sich durch die Kurstadt kutschieren. Wieder zurück, sagten sie begeistert: „Das war eine Reise wert. Erholsam und sehr schön, denn das Wetter passt und die Kutsche federte gut.“ Die Ehepaare sind begeisterte Fans des Postkutschentreffens und waren nicht zum ersten Mal dabei. Spätsommer versüßt zehntes Postkutschentreffen: Seit zehn Jahren gibt es dieses Treffen, zum dritten Mal fand es in Bad Düben statt. Siegfried Händler und seine Partnerin Monika Sonntag organisieren das Wochenende gemeinsam mit André Kaiser. Sie zeigten neben ihrer Postkutsche auch andere restaurierte Kutschen. Mehrmals fuhren die los. Die lauen Spätsommertemperaturen machten die Fahrten angenehm. Der typische Pferdegeruch lag in der Luft und sorgte für ein authentisches Erlebnis. Für die Zugtiere gab es dazwischen leckeres Heu und Streicheleinheiten. Neben den historischen Fahrten lohnte auch ein Blick in die alte Mühle, die nebenan geöffnet hatte, wo hausgebackener Kuchen und duftender Kaffee einluden. Von Anke Herold