Schloss Schnaditz: Plötzliche Wendung und neue Ideen in Bad Düben

Die Stadt Bad Düben will Schloss Schnaditz nicht mehr verkaufen. Ausschreibungs-Angaben zur Immobilie im Bad Dübener Ortsteil sind seit einigen Tagen von der städtischen Homepage verschwunden. Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG) bestätigte gegenüber der LVZ: „Die Idee ist, dass die Stadt Eigentümer bleibt, das Schloss saniert und restauriert und es für eine Bewirtschaftung zur Verfügung stellt.“ Ihr läge ein Konzept von Bad Dübenern vor, die in Europa erfolgreich agieren, „nun der Stadt etwas zurückgeben wollen und die eine Geschäftsidee haben.“ Dies müsse finanziell noch verifiziert werden. Zu Details hält sich Astrid Münster deshalb zurück. „Die Idee finde ich hervorragend. Mich haben sie überzeugt, nun müssen noch Verwaltung und Stadtrat überzeugt werden.“ Es herrsche aber Konsens, das Objekt am liebsten in Hände derer zu geben, die ein Herz für Bad Düben haben. Amerikaner wollten millionenschwer sanieren: Seit Jahren ringt die Stadt darum, für das Kulturdenkmal eine sinnvolle und finanzierbare Perspektive zu finden. Die schien es zu geben, als 2014 eine amerikanische Investorengruppe antrat, das Schloss zum Hotel- und Gastronomiebetrieb umzubauen. Über drei Millionen Euro sollten investiert werden. Das Vorhaben scheiterte, endete nach Zugeständnissen und Auseinandersetzungen vor zwei Jahren mit der Rückabwicklung des Kaufvertrages und Weihnachten 2018 mit der Zwangsräumung. Seit Februar 2019 war das Objekt wieder zum Verkauf ausgeschrieben. Mit Blick auf Vorgeschichte und kulturhistorische Bedeutung hatte Astrid Münster stets betont: „Irgendjemandem werden wir dieses Schloss nicht mehr anvertrauen. Sondern nur jemandem mit einem guten Konzept, das wir für realistisch halten, das umsetz- und finanzierbar ist.“ Stadt will Objekt nicht betreiben: Eigene Ambitionen, sich vordergründig einzubringen, hatte die Kommune nicht. Mit Freibad, Schauwerkstätten oder Burg gibt es bereits ausreichend Projekte, die Zeit und Geld kosten. Das Schloss ist eines der ältesten Gebäude der Stadt: „Dafür haben wir die Verantwortung.“ Der Verkauf an privat bedeute, dass dies nur eingeschränkt möglich sei. Wie schwierig sich das gestalte, habe sich zuletzt gezeigt. Es falle daher leichter, als Stadt die bauliche Verantwortung zu behalten, wenn auf dem Areal was passiere, das für Ortsteil und Stadt etwas Gutes ist: „Es passt super in unser Stadtentwicklungskonzept.“ Schloss Schnaditz wurde um das Jahr 1237 erbaut. Die längste Zeit, etwa von 1463 bis 1655, lebten dort die Familienmitglieder derer von Zaschnitz. Einer dieser Schlossherren, Gunther von Zaschnitz, ging unrühmlich in die literarische Geschichte ein: 1532 raubte er die Pferde des Händlers Hans Kohlhaase in Wellaune – das Dorf war damals ein Vorwerk von Schnaditz. Die Schloss-Besitzer wechselten. Nach Kriegsende diente es als Unterkunft für Flüchtlinge. Zu DDR-Zeiten waren dort Gemeindeverwaltung und Kita untergebracht. Seit der Wende stand das Gebäude leer. 2014 verkaufte es die Stadt an eine amerikanische Investorengruppe. Die Idee Restaurant und Ferienappartements scheiterte. Mitte 2018 wurde der Kaufvertrag rückabgewickelt, ein halbes Jahr später erfolgte die Zwangsräumung. Von Kathrin Kabelitz