Borna: Psychologin hält Ferienverlegung für "Bestrafung"

Aus zwei mach eine, aus einer mach zwei: Nun steht fest, dass an den diesjährigen Winter- und Osterferien gefeilt wird, was Dauer und Zeitraum betrifft. Klingt an sich harmlos, bringt aber für Familien und auch Lehrer eine große Herausforderung mit sich. Denn mal eben einige Wochen Urlaub hin und her zu verlegen, ist in vielen Fällen nicht möglich. Und dass alle Eltern gleichzeitig in Sachsen die erste Februarwoche als Urlaub kurzfristig einreichen, dürfte wohl auch kaum funktionieren. Aus psychologischer Sicht führt die Verlegung der Ferien zu extremer Verunsicherung, Stress und Druck – für Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen. „Die Entscheidung der sächsischen Landesregierung wirkt wie eine Bestrafung für die Familien, da diesen die gemeinsame entspannte Ferienzeit genommen wird“, macht Katy Burdack deutlich, Psychologin an der Sana-Klinik. Zumal sehr kurzfristig und sehr überraschend entschieden worden sei, die Ferien im Winter zu stutzen. Lesen Sie auch: Verschobene Winterferien: Das sagen Schulen und Eltern in der Region Borna und Geithain Familien fehlt gemeinsame Zeit für kleine Unternehmungen: Burdack rechnet damit, dass die geplante gemeinsame Zeit – auch wenn sie für Zuhause vorgesehen war – in vielen Familien durch die Verlegung wegfällt. „Dabei hätten es Eltern und Schüler dringend nötig, Zeit gemeinsam zu verbringen.“ Die vergangenen Wochen seien von Homeoffice und Homeschooling geprägt gewesen. „Und nachmittags haben viele Mütter und Väter noch Lehrer gespielt.“ Es wäre ihrer Ansicht nach dringend erforderlich gewesen, Kindern und Eltern Zeit zum Durchschnaufen zu geben, und zwar zur gleichen Zeit. „Jetzt wird es wohl in vielen Familien so aussehen, dass ein oder beide Elternteile arbeiten müssen, weil sie ihren Urlaub nicht verlegen können, und die Kinder alleine zuhause bleiben.“ Seit vielen Monaten bereits bestehe eine Überforderungssituation für Schüler und deren Eltern gleichermaßen, noch immer gebe es keine Verbesserung des digitalen Unterrichts seit dem ersten Lockdown im Frühjahr, noch immer sei man von „Normalität“ weit entfernt, sind Treffen, Präsenzunterricht lediglich ein blasser Hoffnungsschimmer. „Und in dieser angespannten Situation nimmt man den Familien den festen Anker der Ferien“, bringt es Burdack auf den Punkt. Mit Beginn der Osterferien wäre Präsenzunterricht eher möglich: Was sie darüber hinaus kritisiert, ist die Tatsache, dass Eltern, die langfristig für die Winterferien Urlaub gebucht haben, ihre Kinder „mit einem begründeten Antrag bei der Schulleitung vom Schulbesuch befreien lassen“ können. „Diese Ausnahme suggeriert, dass Urlaub möglich ist. Und sie könnte zu einer Spaltung der Klassen führen“, betont Burdack. Während also die einen zuhause oder schon in der Schule lernen, seien andere freigestellt. Das sorge nicht nur bei den Schülern für Irritationen, sondern stelle auch Lehrer vor die Herausforderung, wie sie sich verhalten sollen. Laut Burdack sei das ganze Konstrukt, wie es nun beschlossen wurde, hinten und vorne nicht ausgegoren. Im Gegenteil: „Aus meiner Sicht ist das einfach nur schrecklich.“ Denn was noch zum Tragen komme: Womöglich sei im Frühjahr, wenn dann also die vorgezogenen Osterferien beginnen, der Präsenzunterricht eher möglich als im Februar. „Aber auch das scheint bei der Entscheidung keine Rolle gespielt zu haben.“ Von Julia Tonne