Bornaer Taucher fliegen in Neukieritzsch raus

Ungewöhnliche Situation auf einer Gemeinderatssitzung in Neukieritzsch. Mehrere Vorstandsmitglieder des Tauchclubs (TC) Borna nutzen die Bürgerfragestunde, um mit dem Bürgermeister über die Kündigung eines Raumes zu diskutieren. „Die Gemeinde habe dem Verein sein Sommerdomizil gekündigt“, beklagte TC-Schatzmeister Ronny Hauschild in der öffentlichen Sitzung und wollte wissen: Warum? Und können wir noch etwas tun? Um die Antwort vorweg zu nehmen: Bürgermeister Thomas Hellriegel blieb hart und bei der ausgesprochenen Kündigung. Hielt dem Bornaer Verein aber immerhin eine Tür auf. Vertrag und Miete erst seit 2016: Hintergrund: Der TC Borna hatte sein Sommerquartier früher im Bornaer Freibad. Nachdem das im Jahr 2007 schloss, wurde ein neues Domizil gesucht und in Neukieritzsch gefunden. Mit dem späteren Bau der Parkarena und dem damit verbundenen Umbau des Eingangsbereiches des Freibades erhielten die Taucher einen maßgeschneiderten Raum für ihre Tauchtechnik einschließlich einer Flaschenfüllanlage. Den sollen sie jetzt verlieren. Die Gemeindeverwaltung hat den Vertrag zum Jahresende gekündigt. Einen Vertrag, den es laut Bürgermeister Thomas Hellriegel überhaupt erst seit 2016 geben soll. Kurz zuvor hatte die Gemeinde die Regeln für die Nutzung gemeindeeigener Sport- und Gesellschaftsräume geändert. Ortsansässige Vereine müssen seither einen Anteil an den Betriebskosten zahlen, auswärtige Nutzer zahlen Miete. In diesem Zug bekam der Tauchclub einen Vertrag, der jährlich kündbar ist. So weit die Fakten. Uneinigkeit besteht darin, ob die Taucher damals schon darauf aufmerksam gemacht worden sind, dass sie den Raum nicht mehr ewig nutzen können. Bürgermeister empfiehlt Umzug an den Hainer See: Hellriegel meint, er habe damals schon gesagt, dass die Gemeinde die Räume für das Bad und für die Gaststätte benötige. Vorausgegangen waren damals unter anderem Gespräche mit dem Gaststättenbetreiber über zusätzliche Lagerkapazitäten. Ricarda Semper vom Vorstand des Tauchvereins sagt dagegen: „Uns ist das nicht bewusst, dass es nur noch eine Übergangslösung war“. Hellriegel gab sich in der Debatte mit den Tauchern unversöhnlich, er warf ihnen vor, dass sie sich als Verein zu wenig in Neukieritzsch einbringen würden. Aktivitäten hätten nachgelassen. Aus seiner Sicht sollten sich die Taucher mit dem Wassersportzentrum am Nordufer des Hainer Sees verständigen und sich dort niederlassen. Umbenennung für Verein sehr aufwendig: Jörg Wiltschko, der das Neukieritzscher Bad mit seinem Unternehmen seit 2017 betreibt, wollte sich gegenüber der LVZ nicht äußern, weder über den vom Bürgermeister ins Feld geführte Platzbedarf noch über Kritiken an den Tauchern, die Hellriegel andeutete. Die Katze aus dem Sack ließ der Bürgermeister mit der Frage an die Taucher: „Was spricht dagegen, sich in Tauchclub Neukieritzsch umzubenennen?“ Der Hainer See sei schlecht zu betauchen, erklärte Ronny Hauschild. Als Tauchclub Borna habe man eine lange Tauchtradition, auch wenn viele Vereinsmitglieder und die Hälfte des Vorstandes Neukieritzscher seien. Aber eine Umbenennung sei sehr aufwendig, sagte er und ergänzte mit Blick auf den Bürgermeister: „Das wissen sie genau.“ Tatsächlich sind dazu Beschlüsse des Vorstandes und der Mitgliederversammlung, eine Beurkundung beim Notar und der Gang zum Amtsgericht erforderlich. Vorgesehen war eine Namensänderung schon beim Umzug nach Neukieritzsch vor 13 Jahren nicht. Damals hatte Vorsitzender Gunter Kühn das ausgeschlossen. Was es in der Sache ändern würde, wenn aus dem Bornaer Verein ein Neukieritzscher würde, darauf sagte Thomas Hellriegel der LVZ: „Dann hätten wir eine andere Lösung gefunden.“ Der Raum am Freibad würde es allerdings dennoch nicht mehr sein. Von André Neumann