Fliegerclub Böhlen hat zwei neue Fluglehrer – einer ist gerade mal 20 Jahre alt

Gleich zwei auf einen Streich, aus zwei mach vier. Der Fliegerclub Böhlen hat zwei neue Fluglehrer in seinen Reihen. Damit verdoppelt er die Zahl der bisherigen Lehrer. Und das scheint auch nötig zu sein, immerhin stehen gerade sechs Flugschüler in den Startlöchern. Zu deren Fluglizenz sollen ihnen nun Anja Thamm und Henry Böttcher verhelfen. Eine Besonderheit eint die zwei: Beide haben noch nicht allzu lange ihre eigene Lizenz. Thamm seit vier Jahren, Böttcher seit drei Jahren. Hinzu kommt, dass Böttcher gerade einmal 20 Jahre alt ist. Als er fliegen lernte, hatten gleichaltrige Freunde noch nicht einmal den Führerschein. Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide wollen ihr Wissen auch vermitteln und Schüler selbst ausbilden. Der Weg zur Fluglehrerlizenz ist steinig: „Nicht nur das Fliegen macht Spaß, die Faszination besteht auch darin, es anderen beizubringen“, betont Thamm, die vor wenigen Tagen ihre Fluglehrerlizenz erhalten hat. Zwar sei sie durchaus gerne alleine über den Wolken, aber die Herausforderung, dem Vereinsnachwuchs irgendwann den Steuerknüppel in die Hand drücken zu können, habe sie ungemein gereizt. Der Weg jedoch zum Fluglehrer ist steinig. Im Sauerland absolvierten Böttcher und Thamm zeitgleich die notwendigen Theorie-Einheiten, in Magdeburg dann folgten der praktische Teil und schließlich auch die Prüfung. Während der praktischen Prüfung hatte der Prüfer vom Deutschen Aero Club einen Schüler gemimt. Thamm und Böttcher wurde daher die Aufgabe zuteil, mit diesem eine erste Flugstunde zu absolvieren, Streckennavigation zu erläutern und Notlandungen zu üben. Die Theorie hingegen beinhaltete vor allem Didaktik: „Wie bringe ich jemanden das Fliegen bei?“ Mit erfolgreicher Prüfung hielten beide schließlich die Bescheinigung als Fluglehrerassistent in den Händen. Damit aber ist noch immer nicht die entsprechende Fluglehrerlizenz geschafft. Die gibt es erst dann, wenn jeder von ihnen zwei Flugschüler komplett ausgebildet hat. „Vom Fußgänger zum Piloten“, sozusagen. Fluglehrerlizenz muss alle drei Jahre verlängert werden: Thamm ist das erst kürzlich geglückt, und bei Böttcher lässt das nicht mehr lange auf sich warten. „Wir haben wirklich Flugschüler, die unglaublich fit sind“, macht Thamm deutlich. Alle drei Jahre müssen die beiden ihre Lizenz nun verlängern lassen. Ein Antrag reicht dafür nicht aus. Vielmehr ist dafür einiges nötig: und zwar regelmäßige Weiterbildungen und der Nachweis von Ausbildungszeiten. Dass Böttcher schon mit 20 Jahren Fluglehrer ist, ist selbst bei den eingefleischten Profis des Vereins eine Besonderheit. Aber nicht unbedingt verwunderlich. Schließlich saß Böttcher mit vier Jahren zum ersten Mal im Flugzeug und ließ sich anschließend nicht einen einzigen Flugtag in Böhlen entgehen. Nur logisch also, dass der Markkleeberger schon mit 15 im Cockpit saß, mit 16 die Prüfung ablegte und schließlich mit 17 die Fluglizenz in den Händen hielt. Mittlerweile ist Böttcher, der eine Ausbildung zum Auto-Mechatroniker macht, Fluglehrer und ergänzt damit das Fluglehrerteam um den Vereinsvorsitzenden Andreas Möbius. Fliegerclub plant weitere Halle und neues Flugzeug: Der freut sich über den „Nachwuchs“ bei den Lehrern. „Es ist schön, wenn man sieht, mit welcher Begeisterung die beiden dabei sind“, betont Möbius. Wichtig sei gerade bei der Ausbildung neuer Flugschüler, dass sich die Lehrer miteinander abstimmen. „Wir fahren eine einheitliche Schiene. Nur so sind die Schüler nachher sicher, wenn sie alleine in die Luft gehen.“ Möbius hofft, dass in absehbarer Zeit auch wieder Fluglehrer-Prüfungen auf dem Flugplatz in Böhlen angeboten werden können. An den Voraussetzungen jedenfalls werde derzeit ordentlich gefeilt. So will der Verein eine dritte Flugzeughalle bauen, weil in den zwei bisherigen der verfügbare Platz knapp wird. Auch die Überlegung, ein neues Flugzeug für den Verein anzuschaffen, steht im Raum. Verein feiert 30. Geburtstag mit Drachenfest: Am 10. Oktober übrigens stellt sich der Fliegerclub neugierigen Landkreisbewohnern vor. Er feiert an dem Tag ein Drachenfest – als Alternative zur großen Jubiläumssause anlässlich des 30. Geburtstags in diesem Jahr. Ab 10 Uhr können Kinder ihre eigenen Drachen nach einer Vorlage bauen, individuell gestalten und anschließend in luftige Höhen schicken. Für die Eltern werden Schnupperflüge angeboten, wenn es das Wetter zulässt. Von Julia Tonne