Groitzscher Bibliothek soll sich zum kreativen Zentrum entwickeln

Einmal umkrempeln, bitte. Kathrin Kroschk will der Groitzscher Stadt- und Schulbibliothek ein viel breiteres Angebot verpassen. Die Chefin der Einrichtung hat ein Konzept für die Entwicklung bis zum Jahr 2024 vorgelegt, das weit über die Nutzung von Büchern, Zeitschriften und DVDs hinausführt. „Die Bibliothek soll nicht nur ein Ort der Ausleihe sein, sondern Teil der Kommune für Zusammenarbeit, Kooperation und Vernetzung. Hier sollen Interessenten ihren vielfältigen Hobbys nachgehen können“, so Kroschk. Den Stadträten des Verwaltungsausschusses sagte sie jetzt, dass sie zwei Ansätze verfolgt, um mehr Menschen, auch generationsübergreifend, ins Haus zu holen. Zum einen gehe es um die Neugestaltung der eigenen Bereiche. Außerdem soll ein weiterer Raum hinzukommen – aus der früheren benachbarten Physiotherapie. „Bisher haben wir für die neuen Ideen keinen Platz“, sagte die Bibliothekarin. Es bleibe noch viel zu tun, um eine hohe Aufenthaltsbereitschaft zu schaffen. Lesen Sie auch: Groitzscher Bibliothek feiert 90. Geburtstag Aus Bücherei soll kreatives Zentrum werden: Kroschk greift Anregungen einer jungen Kollegin aus Ludwigshafen auf, die über das Netzwerk Bibliothek – eine Offerte vom Deutschen Bibliotheksverband – verbreitet werden. Das Motto „Bei uns wird das Wissen nicht nur gelesen, sondern direkt erlebt!“ soll auch im Sebastians Hof umgesetzt werden. „Ich möchte für eine Bibliothek derzeit noch ganz untypische Sachen anbieten wie Nähen, Basteln mit Elektrobausätzen, Macarons backen...“, zählte die Groitzscherin auf. Natürlich gehe es auch um die neuen Medien und technische Optionen, etwa einen kleinen Roboter, der über ein Tablet bewegt werden kann. Das sei doch interessant und ziehe sicher den Nachwuchs an. Veränderung der vorhandenen Bereiche der Bibo: Günstig wäre dafür, die Kinder- und Jugendbibliothek umzugestalten. Entstehen sollen ein Bilderbuchbereich für die Jüngsten, eine Zone mit „Lese-Inseln“ (ab etwa acht Jahre), ein Arbeitsbereich für die Erledigung von Hausaufgaben sowie Spiel- und Bastelnachmittage und ein „Gaming-Bereich“ für Computerspiele. Auch die Fläche für Erwachsene will Kroschk neu gliedern, mit Nischen und Sitzgelegenheiten. „Inklusive einer Kaffee-Ecke.“ Neues Zimmer als Erlebnisraum für Projekte: Zusätzlich hofft sie auf einen flexiblen Erlebnisraum. Der könnte für eigene Veranstaltungen und solche von Partnern genutzt werden – von Vereinen, Schulen oder der Volkshochschule. Hier könnten Lesungen und Vorträge ebenso wie spezieller Unterricht stattfinden. Vor allem würde es ein Projektzimmer sein; in Ludwigshafen „Maker Space“ genannt. Also ein moderner Hobby- und Bastelraum, in dem sich kreative Macher zusammenfinden und gemeinsam an unterschiedlichen Projekten feilen. Dafür würde die Bibliothek Mikroskope, Experimentierbaukästen, sogenannte Maker-Boxen und Spielkonsolen bereithalten. Falls die Erweiterung zu den ehemaligen Praxisräumen nicht klappt, könne sie auch ihr ziemlich großes Büro zur Verfügung stellen, schlug Kathrin Kroschk vor. Für die Umgestaltung plane sie mit dem vorhandenen Mobiliar. Dennoch sei eine Finanzierung nötig, die zum Großteil über Fördermittel erfolgen soll; auch dazu hat sie schon klare Vorstellungen. Frage nach Betreuungskräften in Groitzsch: Bei den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses stieß das Konzept auf Wohlwollen. „Es ist gut, dass Sie nicht abwarten, bis das Schiff sinkt“, meinte etwa FDP-Stadtrat Dieter Hager. Lothar Gläser (SPD) sah jedoch „große Schwierigkeiten, dass es für diese Vielfalt genug Leute zur Betreuung gibt. Überall in den Vereinen fehlen sie ja“, gab er zu bedenken. Kroschk sieht das weniger kritisch. „Honorarkräfte können gefördert werden. Es benötigt eben eine gute Planung.“ Und es gehe ja um eine langfristige Entwicklung, die Angebote würde es erst nach und nach geben. Bibliothek fehlt barrierefreier Zugang: Für Adelheid Böhmichen (FDP) war der fehlende barrierefreie Zugang zur Einrichtung im Obergeschoss des Gebäudes ein Thema. „Über die steile Treppe wird das nicht funktionieren.“ Ein Fahrstuhl wäre gut. Darüber sei sie mit der Stadtverwaltung im Gespräch, so Kroschk. Hingegen befand Bürgermeister Maik Kunze (CDU): „Es gibt auch andere Möglichkeiten als einen Fahrstuhl.“ Er mahnte, die Kosten im Blick zu behalten. Wobei er das wohl auf das gesamte Projekt bezog. Es gehe hier um fünf Jahre. Weitere Diskussionen müssten folgen. Von Olaf Krenz

Konzept für fünf Jahre - Groitzscher Bibliothek soll sich zum kreativen Zentrum entwickeln