Katzen ausgesetzt: Weihnachtsgeschenke landen im Tierheim Oellschütz

Kleine Katzen sind niedlich und drollig. Für glückliche Kinderaugen landen sie immer wieder auch unterm Weihnachtsbaum. Nach dem Fest setzt allerdings der Alltag ein. Die Besitzer stellen dann mitunter fest, dass das Katzenbaby auf den Teppich pinkelt, das Sofa zerkratzt und nachts stundenlang laut miaut – die Familie ist genervt und plötzlich wird das Tier lästig. Allein zehn ausgesetzte junge Katzen wurden in der Woche nach Weihnachten dem Tierheim Oellschütz bei Groitzsch gemeldet. „So viele waren es noch nie gleich nach dem Fest“, sagte Michaela Angermann, Chefin des Bornaer Tierschutzvereins, der das Heim betreibt. Fast verhungerte Katze am Bockwitzer See gefunden: Drei Katzenbabys sahen Spaziergänger am Bockwitzer See bei Borna und riefen das Heim an. Die Tierschützerin war selbst mit vor Ort. „Wir haben nur eine Katze gefunden, die fast verhungert war“, berichtete sie. Für die beiden anderen stellte sie Futter hin, „aber sie sind nicht gekommen, wahrscheinlich haben sie es nicht geschafft und sind gestorben“. Eindeutig seien es ausgesetzte Hauskatzen, weil sie so zutraulich waren und den Leuten hinterher liefen, „so etwas machen wilde Katzen nicht“. Ebenfalls drei junge Katzen holten die Tierschützer nach Hinweisen aus Flößberg bei Frohburg, vier weitere aus einer Bornaer Gartensparte. Fast alle seien in einem schlechten Zustand und werden jetzt im Heim wieder aufgepäppelt. Ob es sich dabei ausschließlich um Weihnachtsgeschenke handele, könne sie nicht sagen. Es sei auch möglich, dass eine nicht sterilisierte Hauskatze geworfen hat und die Menschenfamilie die Kleinen so süß fand, dass sie die Babys zu Weihnachten noch behielt und danach aussetzte. Solch ein Verhalten sei nicht nachvollziehbar. Die jungen Tiere würden keine Chance haben, im Gegensatz zu den wilden Katzen, die ein Leben in Freiheit und Kälte gewohnt sind und sich viel besser durchsetzen könnten. Katzenflut beschäftigt Tierschützer seit Jahren: Die Katzenflut beschäftigt Tierschützer deutschlandweit seit Jahren. Sie sterilisieren und kastrieren Katzen und Kater in Massen, dennoch gibt es immer noch so viele davon. Der Bornaer Tierschutzverein möchte für das Thema sensibilisieren und ist über eine regionale Kastrationspflicht auch mit der Kreisstadt im Gespräch, so Angermann. Das Problem sei, dass sich die Besitzer häufig vorab zu wenig mit den Tierarztkosten beschäftigen, die auf sie zukommen. Eine Sterilisation kostet über hundert Euro, die Kastration beim Kater um die 80 Euro. Das Geld will so mancher sparen. In zehn Jahren 240 Millionen Nachkommen: Dabei ist die Katzenpopulation gigantisch. Geht man davon aus, dass eine Katze und ein Kater zweimal im Jahr Junge bekommen und jeweils drei davon überleben und sich fremde Partner suchen, sind dies nach zehn Jahren mehr als 240 Millionen Nachkommen, rechnet der Deutsche Tierschutzbund vor. Doch auch drei Würfe pro Jahr mit sechs bis acht Jungen seien möglich. Elende, kranke und halb verhungerte Katzen seien die traurige Folge. Allein Kastration könne in dieser Situation helfen. Kleine süße Katzen sind vielerorts zu kaufen, selbst über Ebay-Kleinanzeigen. Einige Halter bringen die Tiere später ins Heim, wenn sie nicht damit zurecht kommen oder sie nicht kastrierten und nun plötzlich sechs Junge da sind. Ein Mann mit einem Wurf Katzen sagte einst zu Michaela Angermann im Tierheim: „Wenn Sie die nicht nehmen, setze ich sie in den Wald.“ Sehen Sie hier ein Video, wie ein Kater beim Tierarzt kastriert wird: Egal ob Weihnachten ist oder nicht: „Bei uns werden Hunde und Katzen das ganze Jahr über abgegeben“, sagte Oliver Fasse, Leiter des Tierheims Oelzschau bei Espenhain. Die Gründe seien verschieden. Entweder es ist jemand gestorben oder ein Paar hat sich getrennt und einer allein kann sich nicht mehr um das Tier kümmern. Doch auch die falschen Weihnachtsgeschenke würden im Heim landen, „was keiner zugibt“. Zu oft würden sich Leute viel zu wenig vorab mit dem Tier beschäftigen, das sie sich kaufen möchten. Hauptsache der Hund sei schön und niedlich, „aber die Charaktereigenschaften spielen keine Rolle und dann wundern sich die Menschen, wenn sie mit ihrem Hund nicht klar kommen“, ärgert sich der Tierschützer. Lesen Sie mehr zum Thema: Katzen-Alarm im Tierheim Zwei Katzenbabys in Großpösna ausgesetzt Hunderte herrenlose Katzen in Borna – Tierschutzverein fordert Lösungen Von Claudia Carell

Kastrationspflicht gefordert - Katzen ausgesetzt: Weihnachtsgeschenke landen im Tierheim Oellschütz