Kita Regenbogenland in Rötha: Mutter nimmt zwei Kinder einfach mit

Es war eine Meldung, die aufhorchen ließ: Ein Kindergartenkind sollte allein und unbemerkt die Kindertagesstätte „Regenbogenland“ in Rötha verlassen haben und nach Hause gegangen sein. Öffentlich gemacht wurde der angebliche Vorfall auf einer Stadtratssitzung im Oktober, als protestierende Eltern sich über die Situation an der Kita beklagten, vom stellvertretenden Bürgermeister Uwe Wellmann (CDU). Der ist mittlerweile überzeugt: „Da wurde in einer Art stiller Post etwas aufgebauscht.“ Und er fügt hinzu: Das Ganze stelle sich fast schon als Verleumdung dar. Die Stadtverwaltung hatte den Vorwurf allerdings ernst genommen und laut Bürgermeister Stephan Eichhorn (parteilos) das Personal befragt. Niemand, versichert Eichhorn, habe jemals von einem solchen Fall gehört. Tatsächlich hat es den beschriebenen Vorfall so wohl nicht gegeben. Kein Kind ist allein nach Hause gegangen. Unbemerkt verschwunden allerdings schon. Das erfuhr die LVZ von der Mutter des Fünfjährigen. Ihr Name ist der LVZ bekannt. Kinder auf gesperrtem Teil des Hofes ohne Aufsicht: Der Vorfall spielte sich im September ab. An jenem Tag wurde im Außengelände des Kindergartens der Sand gewechselt, weswegen die Kinder dort nicht spielen sollten. Sie durften an dem Nachmittag nur auf den Spielplatz, der zur Krippe gehört. Der Junge und seine Freundin, die an dem Tag mit zu ihm nach Hause gehen sollte, waren offenbar doch auf den gesperrten Hof an der Thekastraße geflitzt, ohne dass sie dort von einer Erzieherin oder einem Erzieher beaufsichtigt wurden. In dem Moment kam die Mutter des Jungen, um beide Kinder abzuholen. Sie sprach noch mit einer anderen Mutti und nahm die beiden dann mit. Ohne vorher zu einem Erzieher zu gehen. Dass sie die Kinder nicht abgemeldet hat und die nicht auf der Liste ausgetragen wurden, sei ihr erst unterwegs klar geworden. Und sie ärgert sich, dass das überhaupt möglich war: „Es kann nicht sein, dass ich mein und ein fremdes Kind einfach so mitnehmen kann.“ Als sie nach rund einer halben Stunde von zu Hause in der Kita anrief, habe man das Fehlen der beiden dort noch nicht bemerkt gehabt. Bürgermeister: Ausgesprochen unglückliche Situation: Für die Mutter, die mit zu den Kritikern der Situation an Kita gehört, sei der Vorfall ein Zeichen dafür, dass sich das Personal zu wenig um einzelne Kinder kümmern könne. In der Stadtverwaltung wird der Vorfall bestätigt, aber anders bewertet. Nach Einschätzung der Kita-Leitung, sagt Bürgermeister Eichhorn, seien die Kinder nur kurz ohne Aufsicht gewesen, als die Erzieher drin noch andere Kinder anzogen. Es sei „wirklich eine ausgesprochen unglückliche Situation gewesen“, sagt Eichhorn, normalerweise seien die Kinder unter Aufsicht. Der Bürgermeister schließt offenbar nicht aus, der Konflikt könnte absichtlich gesucht worden seien. „Ich würde von Eltern erwarten, dass sie hinein gehen und ihre Kinder abmelden“, sagte er der LVZ. Wellmann: So etwas darf nicht passieren: Auch für Uwe Wellmann hat die Geschichte einen Hauch von Vorsatz. „Das stellt sich fast so dar, als ob man die Kita auf die Probe stellen wollte“, meint er, fügt aber hinzu: „Das ist Hörensagen.“ Unabhängig davon dürfe so etwas natürlich nicht passieren, ist der Stadtrat überzeugt, der selbst die normalerweise gängige Praxis kennt. Wenn er seinen Enkel aus dem „Regenbogenland“ abhole, werde immer nachgeschaut, ob er berechtigt dazu sei. Wellmann glaubt allerdings, das Kinder sich aus der Einrichtung herausschleichen könnten, wenn Eltern und Kinder es darauf anlegen. Die Stadt werde jetzt laut Eichhorn die Türkonstruktion verändern, damit die Tür, die nur Erwachsene öffnen können, ins Schloss falle, wenn jemand sie offen stehen lasse. Aber natürlich, so Eichhorn, sei der Eingang nicht Video überwacht. „Dass würde bei Eltern wohl auch auf Widerstand stoßen“, vermutet er. Von André Neumann