Landkreis Leipzig: Rasanter Anstieg bei Heimaufenthalten und Schulbegleitern

Die Kosten der Jugendhilfe im Landkreis Leipzig laufen aus dem Ruder. Immer mehr Kinder und Jugendlichen müssen in Heimen untergebracht werden. Zugleich muss der Kreis als Aufgabenträger auch eine gestiegene Zahl von Schulbegleitern bezahlen. Betroffene haben auf diese Unterstützung einen gesetzlichen Anspruch. Für Leistungen, zu denen der Landkreis verpflichtet ist, stehen dem Jugendamt laut Etat in diesem Jahr 36,9 Millionen Euro zur Verfügung. Allerdings werden zwei Millionen Euro mehr gebraucht, um die gestiegenen Fallzahlen bei Heimerziehung und Schulbegleitung abzufangen. Das Landratsamt suchte nach Lösungen und will die Finanzierung nun aus Mehrerträgen der Kreisumlage sichern. Heimaufenthalte kosten immer mehr Geld: Der Landkreis hatte ursprünglich mit 195 Heimkindern geplant, zurzeit leben aber bereits 235 Mädchen und Jungen in den jeweiligen Einrichtungen. Hinzu kommt, dass die Plätze von Jahr zu Jahr teurer werden. Die jährlichen Kosten für einen Fall seien von 39 200 Euro auf 47 200 Euro gestiegen, so die Verwaltung. Dies sei unter anderem Tarifsteigerungen bei den freien Trägern geschuldet. Aber auch einem Hilfebedarf, der sich zunehmend komplexer gestalte, so der Landkreis. Auffälligkeiten bei Kindern erfordern immer mehr Schulbegleiter: Auch bei den Schulbegleitern zeigt die Kurve steil nach oben. Entweder Kinder benötigen wegen einer körperlichen oder geistigen Behinderung Unterstützung. Oder es sind seelische Auffälligkeiten, ausgeprägte Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen oder Schwierigkeiten im Sozialverhalten, die einen Schulbegleiter erfordern. Ursprünglich hatte das Amt mit 107 Fällen gerechnet, in denen Kinder im Unterricht eine ausgebildete Fachkraft neben sich haben. Doch die Realität sieht anders aus: Inzwischen hat sich die Zahl der Anträge mehr als verdoppelt. AfD: Hilfen müssen früher ansetzen: Eine alarmierende Entwicklung, die im jüngsten Kreistag nicht ohne Widerspruch blieb. Die AfD lehnte den Antrag der Verwaltung ab, die Mehrkosten zu tragen. „Die Hilfen müssten viel früher einsetzen und Familien schon in den ersten Lebensjahren stärker unterstützt werden“, mahnte AfD-Fraktionschef Bodo Walther an. Für diese „Frühen Hilfen“ würden nur 83 000 Euro im Landkreis ausgegeben. „Würde hier eine bessere Unterstützung, sprich eine gezieltere Ursachenbekämpfung, erfolgen, müssten nicht Jahre später die negativen Folgen der verpassten Maßnahmen teuer bezahlt werden“, erklärte der AfD-Mann. Graichen sendet Signal an freie Träger: Landrat Henry Graichen (CDU) meinte, auch er finde insbesondere den Anstieg der Kosten pro Fall Besorgnis erregend. Allerdings ist er offenbar auch nicht mehr bereit, der Entwicklung tatenlos zuzuschauen. „In Richtung der freien Träger muss das deutliche Signal ausgesendet werden, dass es so nicht weitergehen kann.“ Vorerst winkte der Kreistag die Mehrkosten aber erst einmal mehrheitlich durch. Lesen Sie auch: Nach Lockdown steigt Zahl der Verdachtsfälle zu Gewalt gegen Kinder Dank Schulbegleiterin: Felix kann in Borna die Realschulprüfung absolvieren Von Simone Prenzel