Neue Ausstellung: Neukieritzscher Geschichtswerkstatt beleuchtet Neuzeit

Ein Foto von Hella Hallert hängt jetzt an einer Wand in den Vereinsräumen der Neukieritzscher Geschichtswerkstatt in der Alten Poststraße, dem Gebäude, in dem die erste Neukieritzscher Schule untergebracht war. Es bekam einen Platz neben den Bildern von drei Männern. Hella Hallert, die völlig unerwartet am 5. Dezember starb, war die Vorsitzende des Vereins. Der wird am 8. Juli zehn Jahre alt. Und hat in dieser Zeit schon vier Mitglieder verloren. „Sie fehlt“, sagt Gerd Janietz, der stellvertretende Vereinsvorsitzende. „Eigentlich überall“, fügt er hinzu. Doch die Arbeit, die Aufarbeitung der Heimatgeschichte, soll weitergehen. Wird weitergehen. Auch dank einer Zuwendung der Stiftung „Lebendige Gemeinde Neukieritzsch“. Die stellt dem Verein in diesem Jahr 4712,40 Euro zur Verfügung. Mit dem Geld kann die bisherige Ausstellung zur Ortsgeschichte fortgeführt werden. Die dokumentiert auf 25 großformatigen Tafeln in Wort und Bild die Entwicklung der Gemeinde Neukieritzsch von einem Bahn-Haltepunkt im Jahr 1842 bis in die Zeit des politischen Umbruchs 1989. Ausstellung war lange in der Parkarena zu sehen: Gezeigt wurde die Ausstellung, für die der Verein im Jahr 2011 auch schon Geld von der Stiftung bekommen hatte, unter anderem lange Zeit im Foyer der Parkarena und aus Anlass der 175-Jahr-Feier der Ortsansiedlung im Jahr 2017 im Bürgerbegegnungszentrum. „Das wollen wir jetzt weiterführen“, sagt Gerd Janietz. Im neuen Projekt wollen sich die Ortshistoriker der Zeit von 1990 bis zur Gegenwart widmen. Dazu wollen sie vor allem den Gemeindeboten, das von der Gemeindeverwaltung herausgegebene Informationsblatt, nutzen. Der ist neben jeder Menge anderem Material jahrgangsweise in Ordnern gesammelt worden. „Jeder hat sich ein paar Ordner mit nach Hause genommen“, sagt Gerd Janietz. Jeder, das sind noch sieben aktive Mitglieder, die sich die Arbeit teilen. Erst wird das gesamte Material gesichtet, dann soll gemeinsam entschieden werden, was auf die Tafeln drauf soll, dann geht es an die Gestaltung. „Wir wollen mehr mit Bildern als mit Texten arbeiten“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende, der ein paar Themen andeutet, die in den vergangenen dreißig Jahren eine Rolle spielten. Vereinsmitgliedern steht akribische Fleißarbeit bevor: Dazu gehören viele Gaststätten und Geschäfte, die es nicht mehr gibt. Dazu gehört gleich gegenüber die ehemalige Mittelschule, die vor 15 Jahren geschlossen wurde, dazu gehört natürlich auch der Marktplatz, an dessen Stelle sich früher eine Brücke über die Bahn befand. Jede Menge akribische Fleißarbeit steht den Vereinsmitgliedern jetzt also bevor. Mit der wollen sie so rechtzeitig fertig werden, dass dann auch noch ein Werbestudio genug Zeit hat, die Tafeln zu drucken. Und das sorgt für einen straffen Zeitplan. Denn Ziel ist, die neue Ausstellung schon am 3. Oktober, dem 30. Jahrestag der deutschen Einheit, zeigen zu können. „Ich bin noch nicht sicher, ob wir das schaffen“, gibt Gerd Janitz zu. Und kommt damit indirekt wieder auf die verstorbene Vorsitzende zu sprechen. Ohne sie, wird der Verein, wenn er nicht neue Mitglieder findet, weniger leisten können. Doch die Arbeit und all das, was in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut wurde „soll nicht den Bach runtergehen“, sagt Gerd Janietz. Am 22. Februar öffnet die Geschichtswerkstatt Neukieritzsch in der Alten Poststraße 1 in Neukieritzsch ab 15 Uhr ihre Türen für alle interessierten Bürger. Nach einem kleinen Vortrag zur Geschichte von Neukieritzsch besteht die Möglichkeit, mit den Ortshistorikern ins Gespräch zu kommen und in den Ordnern in den Regalen der Vereinsräume zu stöbern, in denen Material zur Geschichte von Neukieritzsch gesammelt ist. Mit dem Tag der offenen Tür verbindet die Geschichtswerkstatt auch die Hoffnung, neue Mitstreiter zu finden, die sich für die Geschichte der Gemeinde interessieren und in dem kleinen Verein mitmachen möchten. Lesen sie auch: Neukieritzsch entwickelte sich aus einem Bahnhof Geschichtswerkstatt ehrt ersten Ortschronisten 175 Jahre: Neukieritzscher feiern Jubiläum Von André Neumann

Nach Tod der Vorsitzenden - Neue Ausstellung: Neukieritzscher Geschichtswerkstatt beleuchtet Neuzeit