Neue Regeln: So zahlt man rund um Borna keine Abwassergebühr fürs Gießwasser

Auch wenn es im Moment gerade nicht danach aussieht, der nächste heiße und trockene Sommer wird gewiss kommen. Dann werden viele Haus- und Gartenbesitzer sich erneut darum sorgen, das der Rasen nicht vertrocknet, Blumen nicht die Köpfe, Bäume und Büsche nicht die Blätter hängen lassen. Dann heißt es gießen. Wenn Regenfässer und Zisternen leer sind, auch mit Wasser aus dem Hahn. Üblicherweise zahlt man als Verbraucher für jeden Kubikmeter bezogenen Trinkwassers auch einen Kubikmeter Abwasser. Frischwassermaßstab sagen die Entsorger dazu. Doch Wasser, das im Garten versickert und von Pflanzen aufgenommen wird, gelangt nicht in die Abwassersysteme, dafür will man nicht noch die Abwassergebühr bezahlen. Die Lösung ist ein so genannter Gieß- oder Gartenzähler. Durch den läuft das Wasser, das nur zum Gießen verwendet wird. Diese Menge bleibt dann bei der Berechnung der Abwassergebühr außen vor. Der Abwasserzweckverband (AZV) Espenhain, an den rund um Borna ungefähr 10 000 Grundstücke zwischen Böhlen und Belgershain, Frohburg und Bad Lausick angeschlossen sind, gewährt diese Möglichkeit schon seit mehreren Jahren. Jetzt hat der Verband den Umgang mit dem Gießwasserzähler, der bisher auf Antrag meist genehmigt wurde, aber detailliert geregelt. Und will dafür auch eine Gebühr nehmen. Anzahl der Extra-Zähler steigt sprunghaft: Das hat einen einfachen Grund: Aufwand und Kosten für den AZV seien in den zurückliegenden Jahren gestiegen, sagt Geschäftsführer Sven Lindstedt. Im Jahr 2017, sagt die hausinterne Statistik aus, habe es im gesamten Entsorgungsgebiet rund 150 separate Zähler gegeben. Ende 2020 waren es 448, ein halbes Jahr später 817 und Im März dieses Jahres schon fast 1200. „Tendenz steigend“, sagt Lindstedt. Deswegen wolle der AZV mit der neuen Regelung nun dafür sorgen, dass nicht der Verband, sondern der jeweilige Kunde sich selbst um alles rund um den Zähler kümmern muss. Zudem kostet die Gewährung eines Gießwasser-Abschlags auf Antrag künftig eine Gebühr. Hinzu kommen einige Regelungen, die erstmals für dieses Jahr gelten. Wer Gießwasser von der Abwassergebühr ausnehmen möchte, muss dafür einen Zähler installieren lassen oder selbst installieren. Die Wasseruhr muss zum Schutz vor Manipulation verplombt sein und außerdem geeicht. Erst Fotos, dann Antrag und noch ein Foto: Sowohl vom korrekten Einbau als auch vom Zähler mit Zählerstand, Eichdatum und Plombe muss der Kunde Fotos machen und zusammen mit seinem Buchungszeichen per E-Mail an den AZV senden. Dann ordnet der AZV den Zähler dem Kundenkonto zu. Im zweiten Schritt muss der Grundstückseigentümer nach der Gießsaison aber spätestens bis zum 28. Februar des folgenden Jahres den Antrag stellen, die durch den Zähler geflossene Wassermenge von der Abwasserrechnung abzusetzen. Dazu muss erneut ein Foto mit dem aktuellen Zählerstand eingesandt werden. Gießwasser nicht für den Pool: Der AZV weist darauf hin, dass das Wasser, das durch den Extra-Zähler läuft, nicht zum Befüllen von Pools genutzt werden darf. Das müsse nämlich wie Abwasser entsorgt werden, sagt Lindstedt, der sich dabei auf eine Bewertung der Rechtslage durch die Landesdirektion Sachsen beruft. Und noch ein weiteres Kriterium muss eingehalten werden, damit der AZV Gießwasser von der Rechnung absetzt. Für jedes Mitglied des Haushaltes, egal ob Erwachsener, Kind oder Säugling, müssen pro Jahr mindestens 27 Kubikmeter Wasser über den Hauptzähler gelaufen sein. Für einen Antrag setzt der AZV eine Bearbeitungsgebühr von 9,56 Euro an. Der Einbau des separaten Zählers kostet um die 50 bis 85 Euro, hinzu kommt der Preis für das Eichen. Letztendlich könnte sich die Sache trotzdem für viele lohnen. Durch die bisherigen Gießwasserzähler, sagt der AZV-Geschäftsführer, seien im Durchschnitt zehn bis zwanzig Kubikmeter pro Jahr gelaufen. Lesen Sie auch: Ein Frohburger kritisiert die Mindestmenge für Trinkwasserverbrauch im Wyhrataler Verband AZV Espenhain ist 30 Jahre alt Von André Neumann