18 Meter hoch, jeweils drei Tonnen schwer und nachts illuminiert: Borna soll in den kommenden Monaten eine Attraktion bekommen, die ihresgleichen in der Region sucht. So jedenfalls hat sich Michael Fischer-Art am Donnerstagabend beim Stammtischtisch des Bornaer Gewerbevereins geäußert. Seine Idee: Riesige Figuren in Art-Stil sollen zukünftig die einstige Brikettfabrik in Witznitz zieren und weithin sichtbar sein. Der Clou an der Sache: Die Figuren kommen aus dem 3D-Drucker.
Den Mitgliedern des Gewerbestammtischs hatte Fischer-Art zunächst die Mini-Modelle davon vorgestellt – und mit der Aussicht auf Realisierung der Riesen Begeisterung bei den Händlern geweckt. „Die würden den Fokus auf Borna lenken und wären schon von der Autobahn aus gut zu sehen“, sagt Steuerberater Jörg Faburg. Thomas Lungwitz vom Hotel Drei Rosen sähe in den bunten Hinguckern eine „extreme Bereicherung für die Stadt“.
Entstehen sollen die Gestalten in Zusammenarbeit mit der Böhlener Firma Designgroup Professional GmbH. Die wiederum will einen 3D-Drucker zur Herstellung bemühen. „Wir werden mit einzelnen Segmenten arbeiten müssen und die dann zusammenfügen. Anders ist es nicht machbar“, sagt Firmengründer Matthias Meltke. Im Böhlener Stadtteil Gaulis sei ein mit 60 Kameras bestückter fotografischer Scanner hergerichtet, der die Objekte von allen Seiten erfasse und die Druckvorlage liefere.
Nächstes Jahr im Herbst soll die erste Figur stehen
Im Herbst 2019 wollen Fischer-Art und Meltke die erste Figur der illustren Gruppe auf der Brikettfabrik errichten – wenn denn die Statik das Vorhaben zulässt. „Das wird derzeit geprüft“, so der Künstler. Der Zeitpunkt wäre gut gewählt, denn die Installation soll Bestandteil des Lichterfestes sein, das der Förderverein zum Aufbau eines Dokumentationszentrums Industriekulturlandschaft Mitteldeutschlands, kurz DokMitt, ins Leben rufen will.
Ein Jahr lang lebt Fischer-Art mittlerweile in Borna, am Donnerstag nun zeigte er zudem Interesse an der Mitgliedschaft im Gewerbeverein. „Er gehört nun zu Borna und bringt noch völlig andere Ideen mit“, sagt Faburg, der sich sichtlich über das Interesse freut. Fischer-Art wolle den Südraum farbiger gestalten und in Borna anfangen. Was Besseres könne der einstigen Kohlestadt nicht passieren.
Das Farbenfrohe ist für den Künstler auch politisch
Fischer-Art will das Farbenfrohe aber nicht nur künstlerisch verstanden wissen, sondern auch politisch. Nachdem der Spiegel in seiner aktuellen Ausgaben titelte: „Sachsen – Wenn Rechte nach der Macht greifen“, gestaltete der Künstler das Titelbild einfach um.„Als Leser wollte ich durch die Ergänzung des aktuellen Titelbildes ganz klar ein Zeichen setzen. Wer schwarz-weiß recherchiert, vergisst das breite Farbspektrum, das Sachsen im täglichen Leben ausmacht. Wer sich über Dealer am Hauptbahnhof aufregt und Angst, um seine Kinder hat, ist kein Nazi. Wer Hitler als Idol hat, ist per se weder Sachse noch Deutscher, sondern einfach blöd“, erklärt er sowohl auf seiner Facebookseite als auch beim Gewerbestammtisch.
Von Julia Tonne