Rötha bekommt ein Stück vom Störmthaler See

Schaut man sich die Landkarte genau an, stellt man unschwer fest, das die Stadt Rötha mit ihren Gemarkungsgrenzen eigentlich das Zentrum des Leipziger Neuseenlandes bildet. Hainer See und Kahnsdorfer See im Süden grenzen an die Kommune. Der Stausee Rötha liegt direkt im Süden der Stadt, im Norden wiederum berühren die Gemeindegrenzen das Stöhnaer Becken und den Störmthaler See. Die entscheidenden Entwicklungen in Sachen Tourismus und Naherholung finden jedoch in anderen Kommunen statt. Am Hainer See stehen Ferien- und Wochenendhäuser sowie der Campingplatz auf Neukieritzscher Gemarkung. Und am Störmthaler See hat die Gemeinde Großpösna die Planungshoheit. Kommunen sind sich grundsätzlich einig: Künftig möchte die Stadt Rötha wenigstens ein kleines Stück vom großen Kuchen der neuseenländischen Zukunft abhaben. Dafür hat sie sich mit der Gemeinde Großpösna auf einen Flächentausch geeinigt. In dessen Folge soll Rötha ein Stück des südlichen Zipfels des Störmthaler Sees bekommen. Grundsätzlich sind sich die beiden Kommunen schon einig. Es geht jetzt nur noch um eine flankierende Vereinbarung über die Bewirtschaftung von Wegen und Flächen Rötha hat schon jetzt eine Gemarkungsgrenze mit dem Störmthaler See. Die verläuft in einer Zick-zack-Linie mal auf dem Ufer, mal im Wasser des fingerförmigen, schmalen südlichen Ausläufers des Sees. Der ist knapp einen Kilometer lang und bis zu 330 Meter breit. Laut Vereinbarung mit Großpösna würde Rötha das westliche Ufer aufgeben. Die Grenze soll dort künftig neben dem Rundweg verlaufen. Dafür bekommt die Stadt die südliche Hälfte des Zipfels mit den umlaufenden Ufern. Rötha verliert knapp 40 Hektar Land: In reinen Zahlen betrachtet, sieht es so aus, als würde Rötha bei dem Deal verlieren. Knapp 40 Hektar gibt die Stadt bei dieser Gebietsveränderung an Großpösna ab. Dafür aber, das sagt der Mölbiser Ortsvorsteher Tobias Thieme, gewinne die Stadt am Störmthaler See „geordnete Verhältnisse“. Thieme ist Mitarbeiter beim regionalen Planungsverband Westsachsen. Er hat im Rahmen des über viele Jahre laufenden Prozesses der ländlichen Neuordnung maßgeblich am Zustandekommen des Gebietstausches mitgearbeitet. Aus seiner Sicht bekomme Rötha nun die Chance, am Lieblingssee der Sachsen aktiv mitzugestalten. Der Begriff ist nicht aus der Luft gegriffen. Auf dem Portal Seen.de haben die User den Störmthaler See im vorigen Jahr auf Platz eins der Beliebtheitswertung in Sachsen gesetzt, noch vor dem Zwenkauer und dem Kulkwitzer See. Anglerverein denkt über Stützpunkt nach: Bisher liegt der südliche Seezipfel freilich noch im Dornröschenschlaf. Die Ufer sind bewaldet, großteils noch als Aufforstungsgebiete umzäunt. Kurzfristig dürfte das Areal daher vor allem weiterhin für den Angelsportverein „Göselaue“ Mölbis interessant sein, der laut Thieme über einen Stützpunkt nachdenke. Langfristig könnte mehr möglich sein. „Man könnte dann auch über eine Anlegestelle der Seeschifffahrt auf Röthaer Seite nachdenken“, wagt Thieme einen gedanklichen Blick in die Zukunft. Großpösna möchte Bewirtschaftung in der Hand behalten: Beschlossen haben beide Kommunalparlamente den Gebietstausch noch nicht. „Die Gebietsveränderung an sich ist unstrittig“, sagt die Großpösnaer Bürgermeisterin Gabriela Lantzsch. Einigen müsse man sich zuvor noch über die künftige Bewirtschaftung der Wege, wozu auch Müllberäumung, Kontrolle von Schildern und Schranken gehört. Für Großpösna erledigt das bisher rund um den See die Dorf- und Seenentwicklungsgesellschaft DSG. Aus Sicht von Gabriela Lantzsch sollte diese Aufgabe auch in einer Hand bleiben, und die Stadt Rötha sollte dafür einen finanziellen Anteil leisten. Wenn sich die Kommunen bald einigen, kann die Stadt Rötha ihren Platz im Zentrum des Neuseenlandes festigen. Von André Neumann

Gebietstausch - Rötha bekommt ein Stück vom Störmthaler See