Die Stadt Rötha wird vorläufig alle fünf Standorte ihrer Freiwilligen Feuerwehren in Rötha, Mölbis, Espenhain, Oelzschau und Pötzschau behalten. Das geht aus dem Brandschutzbedarfsplan hervor, den der Stadtrat voraussichtlich auf seiner nächsten Sitzung am 5. September beschließen wird.
Im Technischen Ausschuss wurde diese wichtige Aussage des Dokuments begrüßt: „Jeder Ort soll seine Feuerwehr behalten. Das haben Sie in Ihrem Plan niedergeschrieben“, sagte Ursula Reich (SPD-Fraktion) zu Rainer Walther vom Ingenieurbüro Brandschutz Consult. „Dafür möchte ich Ihnen danken.“ Ihre Ausschusskollegen und die anwesenden Feuerwehrleute unterstrichen das mit Beifall.
Ein Grund für das Festhalten an allen Standorten sei die Lage der Stadt und ihrer Ortsteile, darauf wies Bürgermeister Stephan Eichhorn (parteilos) hin. Rötha werde nämlich durch die Autobahn geteilt.
Bedarfsplan zeigt mehrere große Probleme auf
Doch auch, wenn der Bestand der Ortswehren garantiert ist, heißt das noch nicht, alles sei gut. Weswegen Stadtwehrleiter Klaus Schömann die Euphorie bremste. Was in dem Dokument stehe, sagte er, sei „keine Wunschliste der Feuerwehr“. Und bei einigen Positionen, die die Autoren des Brandschutzbedarfsplans als notwendig erachten, müssen man fragen: „Kann sich das unsere Stadt überhaupt leisten?“
Der Wehrleiter ließt den Plan eher als Handlungsanweisung: „Wir bekommen vorgeführt, was wir eigentlich noch alles tun müssen.“
Das fängt schon bei der Personalausstattung an. Die sogenannte Sollstärke für Einsatztrupps werde in doppelter Besetzung erfüllt. Das reicht aber offenbar bei Weitem nicht, um die Einsatzbereitschaft rund um die Uhr zu gewährleisten. Dafür, so Walther, müsste man Feuerwehrleute in vier- bis fünffacher Sollstärke haben.
Personal, Gerätehäuser und Technik nicht überall ausreichend
Eine große Baustelle sind die Feuerwehrhäuser, jedenfalls die meisten. Pascal Németh (Röthaer Land) hat sich die Vorschrift über Gerätehäuser angeschaut und kommt zu dem unwidersprochenen Schluss: „Unseres in Mölbis ist den Namen Feuerwehrgeräthaus nicht wert.“ Hier müsse mittelfristig Abhilfe geschaffen werden.
Brandschutz-Planer Walther geht in seiner Einschätzung sogar noch weiter und sagt: „Sie haben im Bereich Espenhain eine wahnsinnig schlechte Bausubstanz.“ Hier müsse die Stadt tätig werden. Womit das Personalproblem aber noch nicht gelöst sei. Der Experte machte nämlich auf einen grundlegenden Widerspruch aufmerksam:
„Die Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen, die ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften erledigt wird.“ Das zu schaffen, werde immer komplizierter. Zumal es aus seiner Sicht eine Milchmädchenrechnung ist, zu glauben, wenn eine Feuerwehr ein neues Auto bekommt, kämen auch gleich mehr Leute. „Das funktioniert nicht“, glaubt Rainer Walther.
Wo für einige Kameraden die Prioritäten liegen, steuerte Silvio Kissner von der Feuerwehr Oelzschau bei. „Wo ich mich umziehe, ist mir egal“, erklärte er bildhaft. Häuser seien nicht so wichtig wie funktionierende Technik.
Mehrer Feuerwehrautos haben ihr Soll schon lange überschritten
Womit die Sprache auch auf die Fahrzeugausstattung kam. Andere Kommunen haben in ihre Brandschutzbedarfspläne Terminlisten für die Neuanschaffung oder den Ersatz von Fahrzeugen schreiben lassen. So weit geht das Dokument in Rötha nicht. Hier finden sich Angaben über die Anschaffung und das Ende der durchschnittlichen Nutzungsdauer der vorhandenen Feuerwehrautos. In mindestens zwei Fällen ist das schon überschritten, in einem um glatt 30 Jahre.
Dort, in Oelzschau, ist Heiko Röser Chef der Feuerwehr. Der hat über die Jahre Gelassenheit erworben und sagt: „So wie es jetzt ist, können wir damit leben. Könnten wir den Bedarfsplan so umsetzen, wie er geschrieben ist, wären wir top ausgestattet.“
Was Uwe Wellmann (CDU) zum Anlass für mahnende Worte nahm: Wenn der Brandschutzbedarfsplan beschlossen ist, dürfe er nicht in einer Schublade verschwinden. „Wir müssen dann eine Prioritätenliste aufstellen und ihn schrittweise umsetzen“, forderte er.
Von André Neumann