Schulöffnung: Kreiselternrat im Landkreis Leipzig hat mächtige Bauchschmerzen

Homeoffice und dann auch noch Nachhilfelehrer: Die bislang geschlossenen Schulen stellten viele Eltern vor eine enorme Belastungsprobe. Eigentlich müssten sie erleichtert sein, dass wieder Normalität einkehrt, Kinder früh wieder aus dem Haus gehen, Unterricht wieder stattfindet. Doch das Gegenteil scheint der Fall. „Zwar wird die Öffnung der Schulen vom Großteil der Elternschaft sehr begrüßt“, erklärt Yvonne König, Vorsitzende des Kreiselternrates im Landkreis Leipzig. „Doch viele Fragen sind offen“, kritisiert die Interessenvertretung. „Die Unsicherheit ist riesig.“ Jahrelang hat der Kreiselternrat auf zu große Klassen, auf den Mangel an Lehrkräften hingewiesen. Nun könnten sich die Versäumnisse bitter rächen, wenn einfach nicht genug Kollegen da sind, um die Regeln umzusetzen und den Unterricht zu entzerren. Yvonne König beklagt zudem die Schnellschüsse der vergangenen Wochen. „Die Eltern wissen teilweise nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Unser Telefon jedenfalls steht nicht still.“ Schon die Busfahrt führt strikte Trennung der Klassen ad absurdum: Die Wiederöffnung der Schulen sei mit so viel Fragezeichen behaftet, dass es schwer falle, die Entscheidungen des Freistaates nachzuvollziehen. „Was bringt zum Beispiel die strikte Trennung der Klassenverbände tagsüber, wenn die Kinder früh zusammen mit dem Bus zur Schule fahren und sich dann nachmittags mit Freunden treffen?“ Ebenso soll es laut Sachsens Kultusminister Piwarz möglich sein, Gruppen im Früh- und Späthort zusammenzulegen. „Das führt ebenfalls alle anderen Bemühungen ad absurdum.“ Eltern sind keine Ärzte: Schwer tut sich der Kreiselternrat auch mit der Vorstellung, dass Eltern zweifelsfrei beurteilen sollen, ob ihr Kind symptomfrei ist. „Wir sind alle keine Ärzte. Und was hat es überhaupt für haftungsrechtliche Folgen, wenn ein Kind doch infiziert ist und andere ansteckt?“ Und wie, fallen Yvonne König weitere Fragen ein, soll sich zum Beispiel eine Apothekerin verhalten? „Kann sie guten Gewissens erklären, dass ihr Kind niemanden ansteckt, wenn die Mutter jeden Tag mit Dutzenden Menschen zu tun hat, die zum Beispiel Erkältungsanzeichen aufweisen?“ Fragen über Fragen, kritisiert Yvonne König, die den Eltern derzeit niemand beantworte. Sie hielte es auf jeden Fall für wichtiger, das kommende Schuljahr durchdacht und mit einem tragfähigen Konzept vorzubereiten anstatt sich jetzt in solche Experimente zu stürzen. „Denn eins ist völlig doch klar: Die Wiederöffnung der Schulen bedeutet kein Ende des Homeschoolings. Gerade Fünft- oder Sechstklässler, die nur tageweise die Schule besuchen, werden weiter zu Hause unterrichtet werden müssen.“ Hier seien die Eltern weiter in starkem Maße gefragt. Zum Thema: Verwirrung zum Schul- und Kitastart in Sachsen Offener Brief einer Mutter Alles Wichtige zur Corona-Lage Von Simone Prenzel

Telefone stehen nicht still - Schulöffnung: Kreiselternrat im Landkreis Leipzig kritisiert Schnellschüsse