So funktioniert Wiederbelebung: Sana Klinik dreht Video für Ersthelfer in Corona-Zeiten

Es ist kurz vor 11 Uhr, als auf einem Bahnsteig ein Mann plötzlich zusammensackt und reglos liegen bleibt. Die Umstehenden reagieren sofort, eine junge Frau spricht den Mann an, schüttelt ihn, prüft die Atmung – und beginnt unvermittelt mit der Herzdruckmassage. Denn die Atmung hat ausgesetzt, von Herzschlag ist nichts zu spüren. Wenige Minuten später sind Sanitäter und Notarzt zur Stelle, bringen den Mann ins Krankenhaus. Er überlebt. Dass er überlebt, hat er dem schnellen und umsichtigen Handeln der jungen Frau zu verdanken. Sie zögerte keine Sekunde, sondern war sofort zur Stelle. Das aber, stellen viele Notfallsanitäter und Ärzte fest, ist leider noch immer eine Ausnahme. Viel zu oft noch sei die Angst, Fehler zu machen, zu groß, werde nicht geholfen. Und gerade in dieser Zeit käme noch eine Unsicherheit hinzu: Angst vor einer möglichen Corona-Infektion. Erste Hilfe in Corona-Zeiten am besten mit Mundschutz: „Erste Hilfe leisten ist unter Normalbedingungen scheinbar schon schwer, in Corona-Zeiten mutet sie jedoch noch schwieriger an“, sagt Norman Dietrich, Facharzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin am Sana-Klinikum Borna. Dabei gebe es etliche Möglichkeiten zu helfen, ohne sich dabei selbst zu gefährden. Der gültige Grundsatz „Prüfen – Rufen – Drücken“ könne modifiziert werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Wie Dietrich deutlich macht, würden die Notfallmediziner derzeit einen Anstieg der Herz-Kreislauf-Stillstände beobachten, da oft viel zu spät medizinische Hilfe in Anspruch genommen werde und gleichzeitig die Hilfsbereitschaft sinke. „Bitte keine falschen Hemmungen“, appelliert Dietrich daher, der auch betont, dass es am gefährlichsten ist, nichts zu tun. Um das Ansteckungsrisiko zu senken, gebe es einige Ergänzungen zur Reihenfolge „Prüfen – Rufen – Drücken“, unter anderem sollten Ersthelfer eine Maske tragen. Darüber hinaus müsse der Ersthelfer die Atmung nicht zwangsläufig durch dichtes Beugen zum Gesicht des Patienten prüfen, sondern könne auch darauf achten, ob sich der Brustkorb hebe und senke. Wichtig sei dabei, den Nacken zu überstrecken. Ist eine Bewegung des Brustkorbes zu erkennen, atme der Patient. Sana-Klinik dreht Video zur Wiederbelebung: „Ist dies nicht der Fall, folgt der nächste Schritt.“ Zunächst den Notruf 112 wählen – „auch im Zweifelsfall“ – und anschließend die Herzdruckmassage mit Mundschutz. Wie Dietrich verdeutlicht, sei eine Atemspende nicht zwingend erforderlich, „die konsequent und ohne Unterbrechung durchgeführte Herzdruckmassage ist entscheidend“. Außerhalb aller Corona-Pandemien sind Kollegen von Dietrich oft in den Schulen unterwegs, um den Schülern Wiederbelebungsmaßnahmen zu zeigen, die diese dann an Puppe „Anne“ umsetzen. Weil das im Corona-Jahr nicht funktioniert, hat Dietrich zusammen mit Regio-TV ein Video produziert, in dem er Reanimationsübungen für Laien zeigt und wichtige Tipps gibt, mit denen jeder im Falle eines Notfalls helfen kann. Der Film ist ab sofort auf der Internetseite der Sana-Klinik zu finden. Lesen Sie auch: Nach Mund-zu-Mund-Beatmung zum Coronatest: Was gilt für Ersthelfer? Pflicht zur Ersten Hilfe: So helfen Sie sicher trotz Corona Von Julia Tonne