Wenn sie in ihrem Haus sind, dann tragen Kerstin und Olaf O. ausgediente Schlabberklamotten. Eine Weile haben sie es nur mit Plasteüberziehern über den Schuhen betreten, der Boden hätte sonst die Schuhe zerfressen. Ihr Traum vom eigenen Heim ist Schutt und Asche geworden. Am 16. Dezember 2016 wurde ihr Haus in der Sandmark Raub der Flammen, doch sie wollen wieder aufbauen. Jetzt heißt es erstmal aufräumen.
Delitzscher erfahren viel Hilfe
Stück für Stück wird das Geschirr gesichtet. Sogar in der Spülmaschine stehen noch Teller, Töpfe und Tassen, die war gerade fertig geworden und Olaf O. hatte sich noch ein Brötchen geschmiert, als er plötzlich Rauch in seinem Haus bemerkte. Es soll ein technischer Defekt an einem Ladegerät gewesen sein, der alles ruinierte. Heute steht das Haus wie ein fauler Zahn in der Reihe blitzender Eigenheimträume in der Sandmark. Nicht alles ist verloren, weiß das Ehepaar.
„Die kann man noch nehmen, das muss man nur richtig abwaschen“, sagt die 48-Jährige und packt ihre Keramik in Kisten. Die Folie blättert von den Küchenschränken, von oben tropft es, Holz und Textilien riechen alle irgendwie geräuchert. Wenigstens der Geruch nach Chemie, den der Löschschaum hinterlassen hat, ist verflogen – ein Leichtes, es gibt ja kein Dach mehr. Das Carport gibt es auch nicht mehr. Sie haben es vor Kurzem abgebaut und weggepackt, es war unbeschadet geblieben beim Brand. Die Werkstatt ist ebenfalls ausgeräumt, viele Utensilien kann man noch verwenden.
Warten auf die Bank
Acht Helfer trafen sich kürzlich auf dem Grundstück, um Klarschiff zu machen, bevor bald die Abrissfirma kommt und das Haus vollkommen dem Erdboden gleichmacht. Die Versicherung hat schon grünes Licht gegeben, die Familie wartet auf das Okay der Bank. Dann soll das Haus nach altem Muster neu aufgebaut werden. Ziel ist es, den Hochzeitstag im September dort zu feiern. Und auch die kleine Katze Trixi soll hier wieder glücklich werden. Momentan leben sie alle bei Freunden. Für die Aufräumarbeiten leihen die Nachbarn Strom, damit die Helfer was Warmes zu essen bekommen. Die Freundin, die schon am 16. Dezember spontan mit Kaffee für die Feuerwehr vorbei gekommen war, steht auch wieder mit ihren Thermoskannen auf der Matte. Ein Mann hat sich bei der Familie gemeldet, nachdem er von ihrem Schicksal gelesen hatte. „Über Unterstützung können wir uns nicht beklagen“, ist der Hausherr dankbar.
Von Christine Jacob