Kaum werden Elisa Lachmann, Tristan Tröger und Paul Maximilian Mittler aus dem elften Jahrgang des Berufsschulzentrums Delitzsch gefragt, was sie aus dem Projekt „Zeitzeugen der Zukunft“ mitgenommen haben, kommen sie sofort ins Argumentieren: Sich selbst im historischen Kontext zu sehen, darüber nachdenken, dass die Leute vor 40 Jahren auch bestimmte Vorstellungen von der Zukunft hatten. Oder dass zwar viel freizügiger geworden ist, dass aber auch gleichzeitig Beschränkungen drohen. „Wir leben in aufregenden Zeiten. Da ist es schon gut, Vorstellungen zu entwickeln, was kann passieren, wenn bestimmte Entwicklungen weitergehen. Wir leben in einem super Land, das Bildung und Wohlstand bietet, die wir verlieren könnten“, fasst Tristan Tröger zusammen.
Zukunft unter verschiedenen Bedingungen
Denn was passiert, wenn die Zufriedenheit mit Politikern und das Wohlstandsgefälle zu- oder abnehmen? Candy Bernert und Thomas Mehlhausen, Referenten vom Berliner Zeitgeist-Verein, die den Workshop leiteten, hatten die beiden Größen auf die x- und y-Achse eines Koordinatensystems aufgetragen. Innerhalb der sich damit ergebenden Randbedingungen entwickelten die Gruppen verschiedene Was-wäre-wenn-Visionen und gestalteten kurze Szenen. Dabei wurde auch betrachtet, wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz unter den verschiedenen politischen Randbedingungen eingesetzt werden.
Interesse für Politik
Anliegen des Zeitzeugen-Projekt ist es, Jugendlichen in Sachsen eine Stimme zu geben und langfristiges Denken und verantwortungsvolles Handeln, das Interesse für Politik zu fördern. Es wird vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ unterstützt.
Wie kritisch und mit wie viel Fantasie die Elftklässler in Delitzsch die verschiedenen Szenarien entwickelten, ist - dank Digitalisierung - unter www.zeitzeugen-der-zukunft.de im Internet einzusehen: Mal hat die „Frische Linke“ bei den Bundestagswahlen gewonnen, die Reiche höher besteuert, um Armen zu helfen, was jedoch zu Protesten führt. Ein anderer Zukunftsentwurf führt in eine technisierte Stadt, die von den „Bunten, langhaarigen, entspannten Zeitgenossen mit selbstgedrehten ,Zigaretten’“ geführt wird. Es gibt auch die düstere Vision von der Militärdiktatur mit Totalüberwachung.
Von Heike Liesaus