Kultur und Freizeit in der Pandemie: Was für Veranstaltungen könnten in Delitzsch 2021 trotz Corona möglich sein?

Die Absage des jährlichen Peter & Paul-Stadtfestes in Delitzsch traf im vergangenen Jahr viele Besucher, aber auch Betreiber, Künstler und Schausteller schwer. Nachdem 2020 bereits auf dieses Jahr vertröstet wurde, steht die Frage nach der Durchführbarkeit einer solchen Großveranstaltung nun wieder im Raum. Eine wirkliche Antwort gibt es noch nicht. Stadtfest Peter & Paul: Betreiber und Stadt suchen Alternativen: „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob und wie das Stadtfest dieses Jahr stattfinden kann“, so Betreiber Sebastian Krabbes von der Peter & Paul Veranstaltungsgesellschaft mbH. „Wir haben vergangenes Jahr im Spätsommer gesehen, was trotz Corona alles möglich ist, doch bis jetzt kann niemand sagen, wie sich die Situation weiter entwickeln wird.“ Die Betreiber des Festes arbeiten momentan zusammen mit der Stadt Delitzsch an verschiedenen Konzepten zur Umsetzung des Festes, etwa als „Lite-Version“ oder mit einer geringeren Anzahl an Akteuren. „Wir müssen soweit vorausplanen, dass wir im Frühjahr schnell reagieren und gegebenenfalls etwas auf die Beine stellen können“, sagt Krabbes. Altes Ziehwerk hofft auf sommerliche Open-Air-Events: „Es ist wirklich schwer, in der aktuellen Situation überhaupt irgendetwas zu planen“, findet Jens Tomaszewski, einer der Betreiber des Alten Ziehwerks. Das Ziehwerk ist nach der Schließung des „Point Zero“ der einzig verbliebene Club in Delitzsch und eine wichtige Adresse für die jüngere Stadtbevölkerung. Seit Beginn der Corona-Pandemie teilt das Ziehwerk das Schicksal vieler anderer Clubs und muss bis auf wenige Ausnahmen geschlossen bleiben. Diese beliefen sich im vergangenen Jahr auf drei Outdoor-Veranstaltungen während des Sommers mit Besucherbegrenzungen und Hygieneregeln. Auf diese Möglichkeit hoffen die Betreiber auch im kommenden Sommer: „Für Indoor-Events haben wir noch gar keine Öffnungsstrategie“, sagt Tomaszewski, der im Ziehwerk unter dem Alias „Le Tompe“ auch als DJ auflegt. „Wir müssen perspektivisch auf Ostern hoffen und dann weiterplanen. Unsere größte Hoffnung liegt natürlich auf der Möglichkeit für Outdoor-Veranstaltungen im Sommer.“ Diese hätten im vergangenen Jahr trotz Besucherbeschränkung gut funktioniert, doch auf Dauer sei ein solcher Betrieb wirtschaftlich nicht realisierbar: „Wenn man statt 400 nur 100 Leute reinlassen kann, die Kosten für Musiker, Bierwagen und Miete aber gleich bleiben, dann rechnet sich das nicht“, erklärt Tomaszewski. „Wir machen das vor allem für unsere Leute.“ Doch die vereinzelten Outdoor-Veranstaltungen im Jahr 2020 fanden nicht nur Zuspruch: „Bei allen drei Veranstaltungen im Sommer gab es Lärmbeschwerden von Anwohnern“, erzählt der Betreiber. „Ich kann das verstehen, ich bin 41 und habe selbst gern meine Ruhe, aber die jungen Leute wollen eben auch mal raus.“ Anzeigen wegen Ruhestörung wollen die Betreiber um jeden Preis vermeiden. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen wirklich aufpassen. Ohne die Kulanz unseres Vermieters würden wir heute wahrscheinlich gar nicht mehr existieren.“ Alive Open Air: Ähnlich wie Tomaszewski geht es dem ehemaligen Point-Zero-Betreiber Roy Klawes, der erst vor einigen Jahren das „Alive Open Air“ auf dem Gelände des Ziehwerks ins Leben gerufen hat. Auch im vergangenen Jahr konnte die Veranstaltung unter besonderen Hygienebedingungen stattfinden. „Das Open Air findet jedes Jahr im kleinen Rahmen mit maximal 350 Besuchern statt, und ich hoffe, dass es auch dieses Jahr der Situation entsprechend stattfinden kann“, erklärt der Veranstalter. Genaue Pläne gebe es noch nicht, die Veranstalter blicken jedoch voller Hoffnung auf den August, wo das Festival üblicherweise stattfinden würde. „Auch die offiziellen Stellen können ja leider noch nicht sagen, ob und in welchem Rahmen das Festival stattfinden kann“, so Klawes. Deshalb lohne es sich aktuell noch nicht, die Details zu planen und etwa Musiker und Catering zu organisieren. Altstadtkneipe No. 2 wartet auf Lockerungen: Auch Jens Fahr ist mit Vorhaben und Prognosen vorsichtig: „Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, Dinge im Voraus zu planen“, erzählt der Betreiber der Altstadtkneipe No. 2, die sich momentan mit Außer-Haus-Bestellungen über Wasser hält. Normalerweise ist das Lokal in der Delitzscher Innenstadt Schauplatz verschiedener kultureller Events wie der „Offenen Lesebühne“ oder sommerlicher Open-Air-Konzerte. Im vergangenen Sommer fand unter dem Motto „System? Relevant!“ eine Kleinkunst-Konzertreihe in Solidarität mit der Kulturbranche statt, für dieses Jahr kann Fahr bisher aber kaum Pläne schmieden. „Ich will jetzt nicht die Leute in die Spur schicken, wenn es dann am Ende wieder nichts wird“, erklärt er. Obwohl er selbst es sich wünschen würde, wisse er noch nicht, ob und wann im Sommer wieder Konzerte stattfinden können, und auch das Schicksal der Lesebühne ist noch unklar. Zur Überbrückung schicken sich die Stammgäste aber zumindest gegenseitig Online-Buchtipps zu. Von Robin Knies