Als „hochinteressante Zahlen für unser weiteres Handeln“ hatte der Rackwitzer Bürgermeister Steffen Schwalbe (parteilos) den Inhalt der Demografiestudie des Landkreises Nordsachsen beschrieben. Aus diesem Grund lud sich die Gemeinde den Verfasser des im vergangenen Jahr entstandenen Papiers ein. Tim Leibert vom Leibniz-Institut für Länderkunde aus Leipzig stellte einige ausgewählte und für Rackwitz zugeschnittene Ergebnisse vor:
Positiver Wachstumstrend
„Gemeinden, die direkt an Leipzig heranreichen, wachsen“, stellte Leibert seinen Ausführungen voran. Rackwitz sei mit 0,1 Prozent im Zeitraum von 2011 bis 2017 recht durchgängig gewachsen. Die Kommune profitiere dabei wesentlich von Zuzügen aus Leipzig und Delitzsch. „Lange Zeit war es andersherum“, sagte Leibert. Waren 2015 noch neun Einwohner mehr fort- als zugezogen, kamen bereits 2016 31 mehr dazu- als abwanderten. Im vergangenen Jahr zogen dann sogar 146 Einwohner nach Rackwitz und 109 fort.
Vor allem die sehr gute Erreichbarkeit, günstigste Entwicklungsperspektiven und die Bevölkerungsstrukturen spielten dabei eine Rolle. So liege beispielsweise „in Rackwitz der Anteil von Erwerbstätigen über dem Bundesdurchschnitt“, sagte Leibert. Zudem gebe es in der Gemeinde derzeit durchschnittlich mehr Frauen im gebärfähigen Alter als im restlichen Bundesgebiet. „Das wird sich aber in den kommenden Jahren ändern“, so der Wissenschaftler.
„Die Region sitzt in einem Boot“
Zum großen Teil hänge es nun davon ab, ob sich der Wachstumstrend um Leipzig festigt. „Die Region sitzt in einem Boot“, sagte Leibert. Um einer eventuellen Abschwächung entgegenzuwirken, müssten die Gemeinden weiter „sichtbar sein, um als potenzielle Wohnstandorte wahrgenommen zu werden“ – beispielsweise durch Naherholungsmöglichkeiten wie die Schladitzer Bucht. Ein weiterer Makel: Der Zuzug in den Landkreis Nordsachsen sei mit dem Jahr 2017 „massiv eingebrochen“ und habe sich nach Sachsen-Anhalt verschoben, sagte Leibert. Der Grund: Die Immobilienpreise im ersten Ring um Leipzig, in dem neben Rackwitz beispielsweise noch Taucha oder Schkeuditz liegt, seien vielen bereits zu hoch.
Befragung unter Rackwitzern
Rackwitz diente für die Demografiestudie des Landkreises zudem als eine von drei Modellkommunen. Dafür wurden Bürger befragt, weswegen sie im Ort wohnen oder hergezogen sind. Die Ergebnisse:
Bei der Zuwanderung spielen soziale Netzwerke, das eigene Haus und die individuellen Lebensentwürfe – insbesondere mit Kindern – eine zentrale Rolle. Viele der Rackwitzer Neubürger sehen eine Verbesserung der Lebensbedingungen nach dem Umzug. Ein Großteil der Befragten hatte bisher keine Wohnerfahrung im Landkreis, aber relativ begrenzte Suchräume oder bereits eine bestimmte Immobilie im Blick. Die meisten Zugezogenen wohnten vorher zur Miete und zogen in den Kreis, um Wohneigentum zu bilden.
Von Mathias Schönknecht