Nordsachsens Grüne richten sich neu aus

Zehn neue „Pflanzen“ bekam der Kreisverband der Grünen im zurückliegenden Jahr auf der Mitgliederliste. Dieser Zuwachs spornt an, zumal darunter etliche junge Interessierte zu finden sind, sagt der Oschatzer Denis Korn. Der Unternehmer ist neuer Sprecher des Verbandes und bildet zudem gemeinsam mit Barbara Scheller die neue Spitze der Partei im Landkreis. Scheller hatte das Spitzenamt zuvor schon inne, Korn wurde neu gewählt. Als Schatzmeister bestätigten die Mitglieder auf ihrer jüngsten Versammlung im E-Werk den Tauchaer Jens Rühling. Auch er ist ein „alter Hase“, hat er diese Funktion doch schon seit den vergangenen beiden Kreisreformen inne. Es fehlen Frauen: Einer Erweiterung des Vorstandes auf mindestens sieben, gerne auch mehr Personen, steht derzeit nur im Wege, dass es noch nicht genügend Frauen gibt. „Wir wollen da schon mit gutem Beispiel vorangehen und den Anteil im Vorstand als auch im Verband selbst erhöhen. Das heißt natürlich im Umkehrschluss nicht, dass wir keine Männer wollen“, so Korn. Die Frauen des Verbandes sind bereits stark engagiert, aber das vor allem in den Kommunalparlamenten der Region, beispielsweise Barabara Scheller in Wermsdorf und Uta Schmidt in Oschatz. In Oschatz setzte der Verband jetzt auch ein Zeichen – die Mitglieder pflanzten einen Apfelbaum im Freigelände des E-Werks, wo sie tagten. Diskutiert – strukturiert – orientiert: Coronabedingt musste die turnusmäßige Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl in diesem Jahr verschoben werden. Unter Wahrung der geltenden Auflagen wurde in Oschatz vor allem diskutiert, neu strukturiert und orientiert, sagt Denis Korn. „Wir haben unsere Satzung angepasst und überarbeitet, haben, soweit möglich, Themen für die bevorstehende Bundestagswahl, aber auch auf lokaler und regionaler Ebene besprochen. Die Nominierung es Bundestagskandidaten haben wir auf die nächste Sitzung am 7. November verschoben“, informiert der Sprecher. Auf Bundesebene sei es schlicht noch zu früh, denn hier sind aus Berlin noch keine Impulse an die Basis gegeben worden. Parteibüro in Eigenregie: Zu den wesentlichen Änderungen gehört, dass das Büro der Partei im Oschatzer E-Werk künftig in Eigenregie des Verbandes betrieben werden soll – bisher war es als Vertretung der Bundestags- und Landtagsabgeordneten für den jeweiligen Wahlkreis konzipiert und finanziert. „Für die Bürger ändert sich nichts, sie haben weiterhin Ansprechpartner in der Region, zu welchen Themen auch immer“, verdeutlicht Korn. Ein weiteres Büro steht zudem in Torgau zur Verfügung. Neuer Geschäftsführer ist der Oschatzer Rico Weiße. Angebot: Testmitgliedschaft: Um neue und vor allem junge Mitglieder zu gewinnen, bieten die Grünen im Landkreis Interessierten eine Test-Mitgliedschaft an. „Uns ist vollkommen bewusst, dass die Entscheidung über die Mitarbeit in einer politischen Partei gut überlegt, fundiert und authentisch sein muss. Deshalb räumen wir denen, die es möchten ein, bei uns für sechs Monate zu schnuppern. Nach Ablauf dieser Frist sollte die Entscheidung stehen, ob wir eine politische Heimat sein können oder nicht“, nennt Korn den Rahmen. Es sei wichtig, jungen Menschen dieses Angebot zu unterbreiten. Attraktiv sei es vielleicht nicht für jene, die gerade die Schule beendet haben und in der Großstadt studieren, sondern für jene, die von dort wieder kommen, um in ihrer Heimat etwas aufzubauen. Gewachsenes Umweltbewusstsein: Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimathemen sei auch in der Region gewachsen – unter anderem durch die Fridays-for-Future-Bewegung. Potenzial für ein gestärktes Engagement sehe man im Verband vor allem dort – aber eben nicht nur dort. Es sei auch ein Trugschluss, dass sich in der Bewegung nur junge Menschen engagieren. Sie werden nur stärker in dieser Funktion wahrgenommen als die früheren Generationen. Unabhängig davon sehen die Grünen vor Ort die zunehmende Versteinerung der Vorgärten kritisch, sowie den favorisierten Neubau einer Schnellstraße zwischen Mitteldeutschland und der Lausitz (getauft „Milau“) zur Entlastung der Autobahnen 4 und 14. Diese soll auch durch Teile des Landkreises verlaufen. Von Christian Kunze