So laufen die Corona-Kontrollen in Delitzsch

Der Weg ist kurz am Donnerstagmorgen. Nach nur wenigen Metern weist die Mitarbeiterin des nordsächsischen Ordnungsamtes bereits einen Kunden des Delitzscher Wochenmarktes darauf hin, den Abstand zum Vordermann in der Schlange am Verkaufswagen einzuhalten. Wenige Schritte weiter sitzt die Mund-Nasen-Bedeckung eines Marktbesuchers nicht dort, wo sie sitzen sollte, um wirksam zu sein. Auch er wird gebeten, dies zu korrigieren. Aktuell kontrolliert Nordsachsens Gesundheitsamt wie schon seit März die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung. Das Ordnungsamt des Landkreises hilft dabei aus. Ebenso die Polizei. Auch Städte und Gemeinden führen Kontrollen durch. Maske oder Scheibe: Die aktuell in Sachsen gültige Verordnung ist gut eineinhalb Wochen alt. Noch nicht jeder hat die neuen Regelungen verinnerlicht, am Freitag treten bereits weitere Maßnahmen in Kraft. „Ach, den müssen wir jetzt auch draußen tragen?“, fragt beispielsweise ein Mann in der Delitzscher Altstadt. Dass es seit November auf sächsischen Wochenmärkten Pflicht ist, eine Maske zu tragen, habe er nicht gewusst, und er kommt dem Hinweis nach. Direkt gegenüber hat ein Standbetreiber seine Mund-Nasen-Bedeckung nicht auf: „Entweder Sie bringen eine Scheibe an oder ziehen eine Maske auf“, erklärt ihm die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Grundsätzlich gehe es bei den Kontrollen darum, auf die aktuellen Regeln aufmerksam zu machen, zu zeigen, der Landkreis hat ein Auge auf die Umsetzung. Sowohl in Bezug auf Bürger und Bürgerinnen als auch auf den Einzelhandel. Nur bei akuten Verstößen und erheblichen Weigerungen drohe eine Strafe, erklärt eine der Mitarbeiterinnen. Eine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung kann beispielsweise ein Bußgeld von 60 Euro nach sich ziehen. Landratsamt setzt auf „Einsicht“ und „Vernunft“: Am Donnerstag sind die Mitarbeiter des Ordnungsamtes zu dritt unterwegs – zwei Frauen, ein Mann. Ihre Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen. In den Vortagen waren sie in Taucha und Bad Düben im Einsatz. Um die Einhaltung der seit Anfang November gültigen Verordnung zu kontrollieren, sind aktuell drei Teams im Landkreis unterwegs. Sieben Kontrollen wurden bisher durchgeführt, erklärt das Landratsamt (LRA). In Delitzsch ist es die erste in diesem Monat. Auf besonders heftige Gegenwehr seien die Mitarbeiter bisher nicht gestoßen. Zudem „zeigten sich alle Angesprochenen einsichtig, sodass ein Hinweis genügte“, teilt das Landratsamt mit. Auch Bußgelder seien bisher nicht verhängt worden. Das Landratsamt will nach eigener Aussage „zunächst kooperativ agieren und auf die Einsicht sowie die Vernunft der Bürger und Bürgerinnen setzen“. Die Kontrollen am Donnerstag beschränken sich nicht nur auf die Altstadt. Über die Breite Straße geht es auch in Geschäfte auf der Eilenburger Straße. Weitere Kontrollen finden anschließend auf der Eisenbahnstraße und an den Bushaltestellen im Stadtgebiet statt. Nicht genügend Platz für ausreichend Abstand: Der Fokus liegt zunächst darauf, ob alle Läden, die laut Verordnung geschlossen sein sollen, dies auch tatsächlich sind. Dazu zählen beispielsweise Kosmetik- und Nagelstudios. Ebenso wird geschaut, ob es für Kunden von außen ersichtlich ist, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung zum Betreten erforderlich ist und wie viel Kunden gleichzeitig das Geschäft betreten dürfen. Lesen Sie auch: Nordsachsens Landrat Emanuel zu Corona-Regeln: Punktuell kontrollieren, aber kein Überwachungsstaat Corona in Nordsachsen: Immer mehr Schüler in Quarantäne OVG Bautzen bestätigt Schließung von Tattoo- und Piercingstudios Anschließend kontrollieren die Mitarbeiter, ob dies auch umgesetzt wird beziehungsweise ob es umzusetzen ist. Ein Bekleidungsgeschäft in der Eilenburger Straße erlaubte beispielsweise vier Kunden zugleich im Geschäft. Aufgrund der Anzahl und Anordnung der Kleiderständer wäre es bei dieser Anzahl jedoch nicht vermeidbar gewesen, dass sich Kunden direkt begegnen. Die Eigentümerin muss nachbessern. Kleinere Verstöße werden sofort korrigiert: Bei einem Friseur, der auch mit dem Angebot des Bartschneidens wirbt, ist nicht erkenntlich, dass dieses laut Verordnung momentan nicht umgesetzt werden kann und nur das Haareschneiden angeboten wird. Dafür fehlt an diesem Tag zudem der Nachweis des Meisterbriefs, der für die Ausübung des Handwerks aber notwendig ist. Der Saloon darf weiterarbeiten, wird aber ebenfalls nachkontrolliert. Für größere Korrekturen gibt das Landratsamt dem Inhaber ausreichend Zeit. Für kleinere Verstöße, die zügig umgesetzt werden können, folgt am selben Tag eine zweite Kontrollrunde. So wurde beispielsweise eine Änderungsschneiderei, die im selben Raum auch Nageldesign anbietet, kurz nach 10 Uhr darauf aufmerksam gemacht, die Bereiche deutlich voneinander zu trennen und an der Eingangstür einen entsprechenden Hinweis anzubringen. Knapp eine Stunde später ist dies von der Inhaberin umgesetzt. Der Kunde eines Foodtrucks kann ebenfalls direkt davon überzeugt werden, während des Bestellvorgangs eine Bedeckung über Mund und Nase zu ziehen. Die LRA-Mitarbeiter zeigen sich zufrieden. Von Mathias Schönknecht