Unteroffizierschule Delitzsch: So läuft die Ausbildung in der Feldwebel-Boldt-Kaserne nach den Vorwürfen

Es geht um Mindestabstände, Mund-Nase-Bedeckungen und Kontaktbeschränkungen. Es geht auch darum, die Ausbildung innerhalb der Bundeswehr am Laufen zu halten. Nach Vorwürfen, in denen Lehrgangsteilnehmer Ende Januar die Umsetzung der sächsischen Covid-19-Verordnung in der Delitzscher Feldwebel-Boldt-Kaserne kritisierten, zeigte die Unteroffizierschule des Heeres (USH) nun, in welchem Spannungsfeld sie sich befindet und wie sie die aktuellen Regeln im täglichen Betrieb umsetzt. Regeln werden seit Februar 2020 kontrolliert: So viele Auflagen wie er momentan einhalten muss, habe es in seinen 39 Dienstjahren noch nicht gegeben, sagt Oberst Axel Hermeling. Der USH-Kommandeur ist in Abstimmung mit der Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben, auch als „Gesundheitsamt der Bundeswehr“ bezeichnet, für die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen in der Delitzscher Kaserne, in der Lehrgangsteilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zusammenkommen, verantwortlich. Diese Regeln sehen unter anderem vor, dass Unterkünfte nicht doppelt belegt werden, nur eine begrenzte Anzahl Soldaten in die Mensa, Hörsäle und die Waffenkammer dürfen, Soldaten in Zehnergruppen lernen und in diesen auch nach dem Dienst zusammenbleiben. „Das machen wir jeden Tag seit Februar des letzten Jahres“, sagt Hermeling. Lesen Sie auch: Delitzscher Boldt-Kaserne: Werden Regeln zu Corona ignoriert? Ausbildungskommando Leipzig nimmt Stellung zu den Vorwürfen in Delitzscher Kaserne Wie geht die Bundeswehr in Delitzsch mit einer Krise ohne Blaupause um? Mit Waffen und in Tarnfarben – die Bundeswehr auf der Mulde Bestätigen kann das René Kräuter. Der Oberfeldwebel ist zurzeit in Delitzsch, um am Lehrgang zum Schießausbilder teilzunehmen. Er ist sonst im Jägerbataillon im nordhessischen Schwarzenborn stationiert. Als Soldat sei Kräuter früh in Kenntnis gesetzt und regelmäßig über den Verlauf der Pandemie informiert worden. Anders als im zivilen Bereich, wurden in den Kasernen laut ihm Regeln schneller eingeführt und umgesetzt. Regeln sind im Gelände schwieriger einzuhalten: Diese einzuhalten sei im Außenbereich grundsätzlich schwieriger als im Innenbereich, erklärt USH-Kommandeur Hermeling. Während beispielsweise in Hörsälen oder der Mensa Tische im geforderten Abstand gestellt werden können, sei es im Gelände notwendig miteinander zu interagieren. Die Schießbahn sei dafür exemplarisch. Hier müssten etwa zum Abgleich des Trefferbildes und zur Sicherheitsüberprüfung der Waffen die 1,5 Meter unterschritten werden. Am schwierigsten sei die Sanitätsausbildung, bei der Kontakt zwischen den Lehrgangsteilnehmer notwendig ist. Diese könne aktuell nicht stattfinden, sagt Hermeling. Daher werde versucht, nur diejenigen Ausbildungsbereiche durchzuführen, die für Soldaten laufbahnrelevant sind und bei deren Ausfall unter anderem eine spätere Beförderung drohe. Findet der Lehrgang für zukünftige Schießausbilder nicht statt, könnte die Bundeswehr in die Lage kommen, an anderen Standorten nicht mehr ausbilden zu können. Aktuell gibt es einen positiv getesteten Soldaten in Delitzsch: Auch daher werde auf Einhaltung der Regeln geachtet. Sollte es zu Verstößen kommen, werden diese geahndet, sagt Hermeliing. Innerhalb des vergangenen Jahres sei es zu zwölf ahndungswürdigen Verstößen gekommen. Das seien beispielsweise solche, wenn sich Soldaten zu zweit auf einer Stube aufhalten. Auf das Coronavirus getestet werde ausschließlich bei Symptomen und mittels PCR-Test. Dann werden Soldaten unmittelbar aus dem Lehrbetrieb genommen und zur Infektionssprechstunde in der Kaserne geschickt. Sollte das Ergebnis nach Auswertung in einem Leipziger Labor positiv sein, müsse der Soldat an seinen Wohnort zurückkehren und stehe ab da unter Kontrolle der Überwachungsstelle der Bundeswehr und seines örtlichen Gesundheitsamtes. Aktuell gebe es in Delitzsch einen positiven Fall und sechs Soldaten in Quarantäne. Weswegen kam es zu den Vorwürfen? Doch weswegen kam es zu den Vorwürfen? „Wir bedauern, dass sich einige Soldaten so hilflos gefühlt haben und sich nicht an die Bundeswehr, sondern anonym an die Öffentlichkeit gewendet haben“, sagt die USH-Presseverantwortliche Ines Wasic. Von Mathias Schönknecht